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Im Güsener Ortschaftsrat sind der Komplex Sporthalle und die Arbeit der Sportvereine rege diskutierte Themen "Hier wird enorme soziale Arbeit geleistet!"

Von Sigrun Tausche 17.06.2015, 03:13

Der Güsener Ortschaftsrat hat sich am Montagabend im Feuerwehrgerätehaus zur Sitzung getroffen. In seinem Bericht hat Ortsbürgermeister Dr. Helmut Preuß mehrere Themen angesprochen, über die auch rege diskutiert wurde. Ein Thema, das die Anwesenden besonders beschäftigte, ist der Sportkomplex.

Güsen l Zunächst einmal nahm Helmut Preuß Bezug auf das bevorstehende Jubiläumsfest der beiden Sportvereine, das kommenden Sonntag beginnt: Der Ortschaftsrat hatte angestrebt, dass die Fassade der Sporthalle bis dahin wenigstens an den schlimmsten Stellen noch etwas Farbe bekommt, jedoch gebe es dafür offensichtlich keine mehr, stellte er fest. "Es sind lediglich 10 000 Euro im Haushalt vorgesehen, um den Fußboden im Vereinsraum im Anbau wieder in Ordnung zu bringen."

Damit wenigstens um den Eingang herum die hässlichen schwarzen Schimmelstellen verschwinden, gebe es die Möglichkeit, in Eigenleistung ein entsprechendes Mittel aufzubringen.

Recht schnell kam die Sprache dann aber auf das Thema Hallenschließung im Sommer, Betriebskosten, Kostenbeteiligung... Der Vereinsvorsitzende des GHC, Raimer Franz, stellte dazu die Frage: "Besteht nun endlich mal die Möglichkeit zu erfahren, was hier eigentlich konkret an Kosten anfällt?" Er kritisierte die technischen Mängel, die nach wie vor nicht beseitigt sind, obwohl sie immer wieder angesprochen wurden: "Ende Dezember hatten wir gefühlte 28 Grad in der Halle, nirgendswo kann man das runterregeln, die Lüftung läuft auf Dauerbetrieb..." Er fügte an: "Meine Idee wäre, dass wir uns mal vernünftig an einen Tisch setzen und von der Verwaltung mal dargelegt kriegen: Worum geht es denn überhaupt, wenn wir von Kostenreduzierung in Form einer Hallenschließung im Sommer reden?" Es heißt, wir haben einen Pauschalvertrag über 140 000 Euro, aber das sei trotzdem noch verbrauchsabhängig: "Da ist seit Jahren ein heilloses Durcheinander. Unter diesen Voraussetzungen bin ich nicht bereit, unseren Mitgliedern zuzumuten, auch nur einen einzigen Cent mehr zu bezahlen!"

Raimer Franz betonte, dass hier über 100 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im Verein Sport treiben. Man müsse doch langfristig in die Zukunft denken: Wie wolle die Gemeinde denn Grundstücke verkaufen und junge Familien herziehen, wenn die Kinder und Jugendlichen gar keine Perspektiven haben? "Ich kriege von so vielen Eltern unserer Kinder Anfragen: Wann müssen wir jetzt wieviel mehr bezahlen? Das ist ein unhaltbarer Zustand!"

Helmut Preuß sagte dazu ganz klar: Die Frage einer Kostenbeteiligung stehe zwar im Raum, aber bisher sei noch nichts konkret festgelegt. Eigentlich sollte dazu diese Woche noch eine Arbeitsberatung des Gemeinderats stattfinden, die sei aber verschoben worden. "Wir sollen dann Zahlen in die Hand bekommen."

Der Pauschalvertrag für die Heizkosten der Sporthalle laufe noch bis 2018. "So lange müssen die 140 000 Euro gezahlt werden."

"Wir haben aber auch schon seit Jahren angeboten: Kommt auf uns zu und sagt uns, was wir machen können, um Kosten zu sparen", erinnerte Raimer Franz. "Denn das Allerletzte sollte sein, dass wir zu unseren Mitglieder gehen müssen und sagen: Ihr müsst jetzt mehr bezahlen!"

Dem stimmte Helmut Preuß voll und ganz zu. "Für mich ist die Kostenbeteiligung der letzte Weg, wenn überhaupt nichts mehr geht!"

Elisabeth Scheck, stellvertretende Ortsbürgermeisterin, bestätigte als Mitglied der Seniorensportgruppe, dass es offenbar ein Problem mit der Heizung gebe: "Wir hatten manchmal morgens 28 Grad!"

Noch einige weitere Punkte zu Mängeln und Problemen in Bezug auf die Halle wurden von mehreren Seiten angesprochen, bevor dann auch noch das Thema Sportplatz angesprochen wurde: Dieser werde von den Sportlern (Germania Güsen) ausschließlich in Eigeninitiative unterhalten, betonte Elisabeth Scheck. "Und sie machen auch Arbeiten, die für die Grundschule sind, zum Beispiel die Unterhaltung der Laufbahn, die die Fußballer ja nicht brauchen!"

Auf die finanziellen Sorgen der Sportvereine kam Raimer Franz dann noch einmal zu sprechen: "Die Einnahmen für uns haben sich deutlich reduziert." Das liege daran, dass aus vier Mannschaften in der Verbandsliga zwei geworden seien und sich im Gegenzug die Zahl der Kinder- und Jugendmannschaften erhöht habe. Die über 100 unter 18-Jährigen bräuchten auch einen erheblichen Aufwand von Erwachsenen, die in der Regel auch immer Mitglied seien. "Wir brauchen für die nächste Saison 20 bis 22 Übungsleiter. Wir machen alles ehrenamtlich."

Zusätzliche Kinder- und Jugendmannschaften im Spielbetrieb zu haben, koste den Verein nur Geld. Wirtschaftlich gesehen sei das der Wahnsinn. Für den Verein sei das aber selbstverständlich, jedoch brauche man die Unterstützung und das Verständnis aus der Verwaltung. Hier werde enorme soziale Arbeit durch den Verein geleistet - ortsübergreifend, fügte Preuß an, denn die Kinder kommen aus mehreren Ortsteilen.

Nächstes Jahr müsse der GHC für zwei zusätzliche Kindermannschaften Schiedrichter bezahlen, Einnahmen seien aber aus solchen Spielen nicht zu erzielen. "Da kommen nur die Eltern, die die Kinder behüten, da kann man keine fünf Euro Eintritt verlangen!"

Zum Thema einer Kostenbeteiligung und einer möglichen Sporthallenschließung im Sommer ergänzte Ortschafts- und Gemeinderatsmitglied Thomas Krischker, der auch Abteilungsleiter Tischtennis im GHC ist, dass beides wohl mal andiskutiert worden war, aber dass es keine Beschlüsse dazu gebe. "Da wir keine Grundlage haben, auf der wir das beschließen können."

Drei Euro monatlich von jedem Mitglied erscheine ihm doch recht viel, meinte Krischker. Für den einen oder anderen mag es das nicht sein, aber für manchen seien 36 Euro mehr Beitrag im Jahr doch ein Problem. Das würde in der Vereinsmitgliederstruktur sicherlich Auswirkungen haben, insbesondere bezüglich passiver Mitglieder, die nur noch aus Enthusiasmus dabei seien. "Das muss auch Bestandteil der Diskussion sein - wieviel können wir sparen, und wie wirkt es sich nachhaltig aus auf die Mitgliederstruktur, auf das soziale Leben."

Mit Blick auf seine Sportart fügt er noch an: "Im Tischtennis gibt es keine Sommerferien!" In anderen Abteilungen sehe es ähnlich aus.