Schülerprojekt in Genthin Auf Bismarcks Spuren

Von Simone Pötschke 09.07.2015, 16:02

"Bismarck hinter unseren Türen" - mit dem aktuellen Projekt begeisterten die Gymnasiasten auf eine ganz neue Art und Weise ihr Publikum.

Genthin l So ganz anders kam diesmal das neue Projekt der Gymnasiasten daher. Nichts mit lockerem Platznehmen in der Aula und andächtigem Zuhören. Weg vom Bühnenprogram, Innovation war gefragt. Besucher mussten sich bei jüngsten Vorstellungen voll und ganz auf Bismarck einlassen. Und die Gymnasiasten entlockten ihnen die Bismarck-neugier.

Programmpunkte geschickt verzahnt

Ein Kompliment deshalb an die Macher: Innerhalb dieses Projektes wurden viele Programmpunkte geschickt miteinander verzahnt, so dass sich Gymnasiasten und ihre Gäste, wie angekündigt, der umstrittenen Persönlichkeit Bismarcks nähern konnten. Der Abend wurde so zu einer Hommage an den Namensgeber des Gymnasiums, das den Namen des Eisernen Kanzlers bereits von 1926 bis 1945 trug.

Einstimmung auf einen kurzweiligen Abend bot die Musik, der Chor eröffenete so den Abend mit dem bekannten Studentenlied "Gaudeamus igitur" oder der gemeinsame Gesang von Chor und Lehrerchor "Der Halskatarrh". Dann begaben sich die Gäste auf eine kleine Zeitreise mit Bismarck. Sie begleiteten den modischen Wandel im 19. Jahrhundert vom Biedermeier, über die Gründerjahre bis hin zur Moderne.

Alter und junger Bismarck als Gastgeber

Den glanzvollen Schlusspunkt der Modenschau, für die ein Laufsteg rund um die Aula aufgebaut wurde, setzte Wolf-Rüdiger Francke als alter, erfahrener Bismarck unter den Klängen von "Preußens Gloria". Dann ergriff der junge Bismarck (Jerome Kageler) höchstpersönlich das Wort und begüßte die Gäste: "Ich gestatte mir, Ihnen meine Frau Johanna von Puttkamer vorzustellen. Wir sind heute ihre Gastgeber und erlauben Ihnen als als die Promis des 19. Jahrhunderts einen kleinen Blick hinter unseren Türen."

Handgermachtes

Für jeden Gast waren das drei Türen bzw. Räume seiner Wahl. Hier gab es Handgemachtes in Wort und Bild. Hereinspaziert - es gibt eine Weltneuheit in Genthin, hieß es in einer Station. Ein Cinematograph zeigte bewegte Bilder. Hier waren die Hintergründe über den größten politischen Skandal der Bismarck-Ära, die so genannte Arnim-Affäre, in einem Animationsfilm zu erfahren.

Der Frage, warum eine Schule heute noch Bismarcks Namen trägt, ging der Wirtschaftskurs der Klasse 11 nach. Der Kurs fand darauf spannende Antworten, die in seinem Wirken begründet sind. Julia Witte und Katharina Perner schlüpften dafür in die Rolle von adligen Damen, die bei einer Tasse Tee über Bismarcks Sozialgesetzgebung plauderten. Luise Dietert, Jerome Kageler und Lucas Beck lassen die Meinungen der unter harten Bedingnungen tätigen Arbeiter zu Wort kommen. Die Aufnahmen für diese Station waren im Museum zustande gekommen.

"Ich war kein Kostverächter", ließ Otto von Bismarck in einer weiteren Station wissen. In einer Live-Schaltung zum Reichskanzler, der sich im Restaurant "Bismarck-Terrassen in Brandenburg aufhielt, plauderte er über seine Essgewohnheiten. Im Vorlesungsaal 13 trafen die Gäste auf den berühmten Thomas Elva Edison und seine engsten Mitarbeiter. Hier war die Funktionsweise des Phonografen zu erfahren und wie es dazu kam, dass sogar Bismarck eine dieser "Wunderwalzen" besprach.

Bismarck als liebenden Ehemann, als großherziger Familienvater - den lernten die Gäste bei einer Lesung aus seinen Privatkorrespondenzen kennen. Die Gäste durften eine mitreißende Liebesgeschichte zwischen Otto und Johanna kennelernen. Bismarck gab auf einer weiteren Station nur für die Schülerzeitung ein Interview, exklusiv plauderte er über seine Stärken und gestand sogar kleine Schwächen ein. Beim Barbier plauderte er über sein politisches Wirken und sein privates Glück.

Den Abschluss bildete eine Tanzpräsentation nach Melodien von Johann Strauß. Daniela Möcker, stellvertretende Schulleiterin, und Kerstin Mosig arbeiteten mit Lehrern und Schülern seit einem Jahr an der Umsetzung dieses großen, aufwändigen Projektes. Eine starke Gemeinschaftsleistung mit einem Solisten: Otto von Bismarck.