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Langjähriger Chefarzt hat sich sowohl ums Krankenhaus als auch um die Stadt verdient gemacht Jerichower erinnern an Dr. Johannes Lange

Von Sigrun Tausche 28.04.2011, 06:28

Die Straße zum AWO-Fachkrankenhaus trägt seinen Namen: Johannes Lange. Viele Jerichower wissen auch noch, wer dieser Johannes Lange war und welche Bedeutung sein Wirken für das Krankenhaus und damit auch für die Stadt hatte: Er war leitender Chef- arzt der Einrichtung vom Bau- beginn im Jahr 1900 bis 1936.

Jerichow. Johannes Lange ist am 26. April 1871 in Ruhkrog, Kreis Flensburg, geboren. Anlässlich seines 140. Geburtstags fand nun eine kleine Gedenkveranstaltung im AWO Fachkrankenhaus statt, die dort, wo er viele Jahre wohnte, begann: Vor Haus 101 des jetzigen Heimverbunds, der früheren Ärztevilla. Auf einer Tafel waren Stationen seines Lebens und Wirkens zu sehen, gegenüber war eine Reproduktion des einzigen Fotos, das vom ihm noch existiert, aufgestellt.

Forschungsergebnisse nutzbar gemacht

Pflegedienstleiterin Carola Lehmann hatte es übernommen, einiges über Johannes Lange zu berichten. Denn dessen aktueller Nachfolger im Amt, der leitende Chefarzt Joachim Müller, konnte wegen der Teilnahme an einer Tagung nicht anwesend sein. Johannes Lange hatte darauf auch großen Wert gelegt: "Er nahm häufig an Konferenzen und Tagungen im In- und Ausland teil sowie am Erfahrungsaustausch mit anderen Anstalten", berichtete Carola Lehmann. Dadurch konnten in Jerichow die modernsten Forschungsergebnisse auf den Gebieten der Psychiatrie und der Hygiene nutzbar gemacht werden.

Dr. Johannes Lange war Sohn eines Landwirts, besuchte das Gymnasium in Flensburg und studierte in Tübingen, Kiel und Berlin Medizin. 1895 promovierte er in Kiel zum Thema "Zur Charakteristik von Hirntumoren".

Eng verbunden mit seinem Wirken in Jerichow ist die Entwicklung des Fachkrankenhauses, das damals noch "Landesasyl" hieß und bis zu 800 Betten für Geisteskranke erhielt. "Er entwickelte neue Therapiepraktiken, besonders die Arbeitstherapie, zum Beispiel in der Großküche, der Gärtnerei, der Nähstube und auf dem Wirtschaftshof sowie - ganz wichtig - die familiäre Irrenpflege, wobei dafür geeignete Patienten zeitweise in Familien der Stadt oder der umliegenden Dörfer untergebracht wurden", erklärte Carola Lehmann.

Vorsitzender des Verschönerungsvereins

Die Straße vorm Krankenhaus trägt jedoch aus einem anderen Grund seinen Namen: Johannes Lange war auch Vorsitzender des Jerichower Verschönerungsvereins. "Er förderte ein gepflegtes, kultur- volles Umfeld für die Patienten und Einwohner der Stadt. Bis zum heutigen Tag sind wir der Gestaltung schöner Anlagen treu geblieben", betonte die Pflegedienstleiterin.

"Wenn er heute hier sein könnte - er wäre mit Stolz durch die Anlagen gegangen", unterstrich Jerichows Bürgermeister Harald Bothe. Er hob erneut hervor, wie wichtig das Fachkrankenhaus auch für die Stadt Jerichow ist.

Die entscheidenden Grundlagen dafür hatte damals Dr. Johannes Lange gelegt. Es sei gut, auf diese Weise an ihn zu erinnern, bekräftigte deshalb auch Jerichows Ortsbürgermeister Andreas Dertz. Die Einrichtung habe Zeiten überstanden, von denen er froh ist, dass er sie nicht miterleben musste, betonte Dertz. Das Krankenhaus wie auch die Stadt als Wohngebiet hätten immer von der schönen Landschaft hier profitiert. Er wünschte sich heute noch mehr Leute mit Ideen, die diesen Faktor zu nutzen verstünden, um Wirtschaft nach Jerichow zu bringen.

Auf dem "Schnippiweg" zur Grabstätte

Johannes Lange war ledig und lebte bis zu seinem Tode mit seiner Haushälterin und seinem Spitz "Schnippi" in der Ärztevilla. Mit dem Hund unternahm er täglich einen Spaziergang Richtung Kapelle - der Name "Schnippiweg" blieb deshalb bis heute ein Begriff. Auf diesem ging es nach der Gedenkstunde gemeinsam zum kleinen Friedhof hinter der Kapelle, wo sich das Grab von Dr. Johannes Lange befindet. Hier wurde ein Blumengebinde niedergelegt.