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Heute ist Weltnichtrauchertag / Ein guter Grund über die Zigarette und ihre Folgen nachzudenken "Habe Erkältung zum Aufhören genutzt"

Von Kristin Schulze 31.05.2011, 04:31

Immer weniger Deutsche greifen zum Glimmstängel. Das ist die Kernaussage einer Studie, die das Statistische Bundesamt anlässlich des heutigen Weltnichtrauchtertages vorstellte. So sank der tägliche Konsum von Zigaretten von 391 Millionen Stück im Jahr 2001 auf nur noch 229 Millionen Stück. Wie halten es die Genthiner mit der qualmenden Versuchung. Wir haben uns umgehört:

Genthin. "Ich habe eine Erkältung zum Aufhören genutzt", erzählt Marina Babick. "Da hat nichts mehr geschmeckt, nicht mal die heiß geliebten Zigaretten." Das Verlangen kam natürlich mit Abklingen der Erkältung zurück. "Das ist dann Kopfsache", sagt die Genthinerin. Angefangen hatte sie während ihr Lehre. "Rauchen war schick und in, und ich wollte halt dazu gehören. Und ganz ehrlich: Es hat mir eine Zeit lang einfach verdammt gut geschmeckt." Aufgehört hat sie mit Mitte 20 und seitdem keine Zigarette mehr angerührt. "Leicht war es nicht, die Zigarette zum Kaffee oder die beim Plausch mit Freunden habe ich oft schmerzlich vermisst. Aber Nichtrauchen hat einfach verdammt viele Vorteile: Es ist gesund, man spart massenhaft Geld und auch der Teint wirkt gleich viel frischer."

Denise Draeger aus Bergzow hat in ihrem Leben noch keine Zigarette angerührt. "Ich sehe darin einfach keine Sinn", sagt die 20-Jährige. Einige ihrer Freunde greifen des öfteren zur Zigarette. Zum Probieren hat sie das aber nie verleitet. Ganz im Gegenteil: "Es riecht unangenehm und ist außerdem viel zu teuer. Da kaufe ich mir lieber was zum Anziehen oder investiere in was Leckeres zum Essen.

"Allein der Geruch sagt mir, das kann gar nicht schmecken"

Das sieht mittlerweile auch Heinrich Heinemann so. "Ich habe früher stark geraucht, erst Zigaretten, dann Pfeife, dann wieder Zigaretten. Bis zu eine Schachtel am Tag habe ich verqualmt." Aus gesundheitlichen Gründen musste er aufhören. "Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Herzen und angelaufene Beine." Das Aufhören fiel ihm nicht leicht: "Das ist wie Diät machen. Die ersten Tage sind richtig schwer, aber dann wird es immer besser." Obwohl oft davon abgeraten wird, hat er sich einen Ersatz für die Zigaretten gesucht. "Wenn ich Lust auf Rauchen hatte, habe ich ein Bonbon gelutscht oder Kaugummi gekaut. Mir hat das geholfen."

Gerda Mehner aus Suhl ist in dieser Woche zu Besuch in der Kanalstadt und komplettiert den Kreis der Nichtraucher. "Ich habe noch nie geraucht. Das schmeckt nicht." Um das zu wissen, brauchte sie keine Zigarette probieren. "Mein Mann hat jahrelang geraucht, allein der Geruch sagt mir schon, dass das nicht schmecken kann." Mittlerweile hat auch ihr Mann sich das Rauchen abgewöhnt.

"Am besten ist es gar nicht erst anzufangen", sagt Dr. Jörg Schulze. "Aufhören ist nämlich verdammt schwer." Oder um es mit Mark Twain zu sagen: "Mit dem Rauchen aufzuhören, ist ganz leicht. Ich habe es schon tausendmal gemacht." Obwohl Aufhören schwer ist, es lohnt sich. Der Mediziner erklärt, warum: "In der Zigarette sind unzählige Schadstoffe vereint. Der schädlichste und bekannteste ist das Nikotin." Laut Schulze ist erwiesen, dass Raucher deutlich häufiger an Krebs, besonders Lungenkrebs erkranken. "Häufigste Folge des Rauchens sind aber Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem steigt das Infarkt-Risiko mit jeder Zigarette."

Jörg Schulze betont die Suchtgefahr, die bereits von der ersten Zigarette ausgeht: "Über sogenannte Rezeptoren gelangt der Tabak von der Lunge in den Körper ins Gehirn. Das sorgt für Stimulation und der Raucher fühlt sich entspannt." Darum sei die Gefahr auch so groß, schnell abhängig zu werden.

Wer aufhören will, kann sich Tipps bei seinem Arzt holen. "Richtige Hilfestellung zu leisten, ist für uns Ärzte aber schwer", sagt Jörg Schulze. "Rauchentwöhnung ist keine Kassenleistung." Medikamente, Nikotinpflaster oder Entwöhnungskurse müssen also selbst bezahlt werden. Und das kann teuer werden: "Ein gut gemachter Kurs kann schnell an die 1000 Euro kosten. Die Krankenkassen zahlen nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen dazu - und dann nur einen geringen Teil." Wenn man sich aber überlegt, was man als Nichtraucher spart, relativiert sich das schnell.

"Mein Tipp: Verbündete suchen und dann Augen zu und durch"

"Ich glaube, Nikotinpflaster und Co können durchaus eine unterstützende Wirkung haben, das meiste passiert aber im Kopf. Mein Tipp an alle, die aufhören wollen: "Verbündete suchen und dann Augen zu und durch." Er begrüßt die Gesetze zum Schutz der Nichtraucher. Sie gehen ihm aber noch nicht weit genug. "Rauchen ist eine ernstzunehmende Suchterkrankung, als solche sollte es von den Krankenkassen auch behandelt werden."