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21. Sonnenblumenfest in den Diakonie Werkstätten Halberstadt lockt hunderte Besucher an Von Samenkörnern und der eigenen Stärke

Von Ingmar Mehlhose 09.09.2013, 03:25

Zum 21. Mal ist am Sonnabend das Sonnenblumenfest der Diakonie Werkstätten Halberstadt gefeiert worden. Hunderte Gäste haben dazu Am Bahndamm 9 die Angebote der Ausrichter für sich entdeckt. Gleichzeitig sind damit die ersten Diakonie-Tage im Landkreis Harz eröffnet worden.

Halberstadt l "Ich rechne mit allen Mitarbeitern und deren Omas dazu." Jürgen Viertel zeigte sich bereits vor Beginn des 21. Sonnenblumenfestes am Sonnabend sichtlich zufrieden mit dem Ansturm auf das Gelände der Diakonie Werkstätten Halberstadt gGmbH.

Es dürften nämlich etliche Familienangehörige mehr gewesen sein, die der Geschäftsführer der staatlich anerkannten gemeinnützigen Einrichtung Am Bahndamm 9 begrüßen durfte.

460 Beschäftigte sind es insgesamt, davon 400 mit Behinderungen. Der Altersdurchschnitt liegt unter 40 Jahren. Die Frauen und Männer arbeiten in den Sparten Buchbinderei, Garten- und Landschaftsbau, Küche, Tischlerei, Metallwerkstatt, Montage, Verpackung und Hauswirtschaft. Dementsprechend wurden an vielen der Verkaufststände auch Erzeugnisse aus der eigenen Produktion angeboten und von den Besuchern gern erworben. Erstmals mit dabei war laut Viertel die Maler AG - mit einem Mitmachzelt, für das von den Mitgliedern auch die Dekoration selbst angefertigt wurde. Der Geschäftsführer: "Jeder soll bei uns das machen, was er gut kann."

"Wir betreuen Geistigbehinderte. Das darf nicht in Frage gestellt werden."

Jürgen Viertel, Geschäftsführer

Das dies auch von der Politik anerkannt wird, vermisse er aktuell allerdings. Der 62-Jährige: "Ich wünsche mir, das die zurzeit nachlassende Wertschätzung wieder steigt." Im Fokus stünden nur Blinde und Rollstuhlfahrer. Jürgen Viertel: "Wir betreuen Geistigbehinderte. Das darf nicht in Frage gestellt werden." Und: "Die Arbeitsplätze in solchen Geschützten Werkstätten müssen erhalten bleiben."

Das Sonnenblumenfest war diesmal zugleich der Auftakt für die erstmals im gesamten Harzkreis ausgerichteten Diakonie-Tage. Angelika Zädow nahm die Feier zum Anlass, darauf einzustimmen. Die Superintendentin des Kirchenkreises Halberstadt hatte "etwa mitgebracht". Ein ganz kleines Samenkorn, "weil es für mich ein Zeichen ist für das Leben". Die Theologin: "Auch wir waren einmal ganz klein und dann sind wir gewachsen." Und weiter: "es kommt darauf an, unsere Möglichkeiten zu entdecken."

Wie unendlich viele es davon gibt, verdeutlichte einmal mehr Gabriele Schwentek. Die Geschäftsführerin für das Diakonische Werk im Kirchenkreis Halberstadt erklärte, den Bewohnern des Landkreises klar machen zu wollen, wie stark die Hilfsorganisation ist - so unter anderem als Arbeitgeber.

Symbolisch stiegen anschließend viele bunte Luftballons in den blauen Sommerhimmel. Neben kleinen Preisen waren daran Einladungen festgebunden. Wer eine solche findet, so Gabriele Schwentek, darf beim feierlichen Abschlussgottesdienst zu den Diakonie-Tagen am Sonntag, dem 22. September, in der Wernigeröder Liebfrauenkirche in der ersten Reihe sitzen.

Die Premiere für den jetzt begonnenen zweiwöchigen Veranstaltungsreigen war übrigens nicht die einzige. Bevor am Sonnabend bei Musik vom Klezmer Trio aus Halle zünftig gefeiert wurde, gab es auf der Bühne eine Gesprächsrunde zum Thema "Vorsicht Inklusion" (mehr dazu demnächst).