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Mit Bauhofleiter Fritz-Günter Braune im Gespräch über Grünflächenpflege und Personalsituation "In der Zukunft wird es Einschnitte geben müssen"

31.07.2014, 01:18

Stadt Osterwieck (mhe) l Die Grünflächenpflege durch den Bauhof der Stadt Osterwieck stand auf den ersten Sitzungen der neuen Ortschaftsräte mehrfach in der Kritik. Mario Heinicke sprach darüber mit Bauhofleiter Fritz-Günter Braune.

Volksstimme: Herr Braune, können Sie die Kritik nachvollziehen?

Fritz-Günter Braune: Eigentlich nicht.

Warum nicht?

Nehmen wir Wülperode, dort kam das ja besonders hoch. Bis vor drei Jahren gab es dort drei Gemeindearbeiter zusätzlich. Dann sind diese Stellen weggefallen. Das macht sich natürlich bemerkbar. Man muss auch berücksichtigen, die Witterung spielt dieses Jahr eine große Rolle. Wir hatten keinen Winter, die Wachstumsperiode setzte früh ein und hatte bisher keine Unterbrechung durch Trockenheit wie im vorigen Jahr.

Aber aus anderen Orten gibt es auch Kritik.

Diese entspricht nur teilweise der Realität. Die Ortsbürgermeister kommen regelmäßig zu Dienstberatungen bei der Bürgermeisterin zusammen und wissen, wie die Situation im Bauhof ist. Ich bin jetzt seit drei Jahren Bauhofleiter. Seitdem ist jedes Jahr ein Mitarbeiter in den Ruhestand ausgeschieden, ohne dass es Ersatz gab. Und das wird sich fortsetzen. Bisher haben wir unseren Standard bei der Grünpflege halten können. Aber in der Zukunft wird es tatsächlich Einschnitte geben müssen.

Wie ist die personelle Situation im Bauhof?

Wir waren zum Jahresanfang 24 Mitarbeiter, davon sind 14 im Grünbereich tätig, die anderen im Hausmeisterservice, die die zwölf Kindertagestätten, drei Grundschulen sowie die vielen kommunalen Gebäude betreuen. Ab August sind es noch 13 Mitarbeiter im Grünbereich. Durch Urlaub und Krankheit sind davon aber im Durchschnitt nur neun Mitarbeiter da. Das ist auch durch das hohe Durchschnittsalter von 56 Jahren bedingt.

Und wie sieht die Perspektive aus?

Aus 24 Mitarbeitern werden neun. Das ist das Ziel einer Organisationsuntersuchung, die die Stadt in Auftrag gegeben hatte. Im Gegenzug soll die Grünflächenpflege für Firmen ausgeschrieben werden. Das ist aber erst ab dem Zeitpunkt schrittweise möglich, wenn wir noch höchstens 17 Leute sind.

Warum muss der Bauhof überhaupt soviel Personal einsparen?

Die Kommunalaufsicht des Landkreises hatte festgestellt, dass unser Bauhof viel zu groß sei. Daraufhin war es zu der Organisationsuntersuchung durch ein externes Büro gekommen.

Die Arbeit wird auch mit weniger Leuten sicher nicht weniger. Wie soll das funktionieren?

Durch Verschiebungen der Prioritäten. Wir haben in den Orten - ohne Friedhöfe - 570 000 Quadratmeter Grasflächen zu mähen. Das entspricht etwa 100 Fußballfeldern. Dafür gibt es schon seit mehreren Jahren drei Kategorien. Flächen der Kategorie 1 werden sechs bis acht Mal im Jahr gemäht, bei der Kategorie 2 sind es drei bis fünf Mal und der Kategorie 3 zwei Mal im Jahr. Meine Strategie ist es also, Flächen später und seltener zu mähen. Priorität hätten dann Ortseingänge, Ortsdurchfahrten und Ortszentren.

Was sagen dazu die Ortschaftsräte und Ortsbürgermeister?

Die Ortsbürgermeister sind gebeten worden, darüber in ihren Räten zu diskutieren. Rückmeldungen gab es allerdings nur eine, die kam aus Berßel.

Wer mäht denn die Friedhöfe?

Auch unsere im Grünbereich tätigen Mitarbeiter. Maßstab für uns ist, dass jeder Friedhof zu einer Bestattung in einem gepflegten Zustand ist. Der Pflegeaufwand fließt ja auch in die Friedhofsgebühren ein. Wobei die Friedhöfe sowie die Kindertagesstätten und Spielplätze die eigentliche Priorität in unserer Arbeit haben, noch vor den öffentlichen Grünflächen.

"Bisher haben wir unseren Standard bei der Grünpflege halten können."

Wie steht es um die Bauhof-Technik?

Unsere Technik ist permanent veraltet. Aber aus der Organisationsuntersuchung ging auch hervor, dass wir trotz Haushaltskonsolidierung in moderne Technik investieren sollten. Voriges Jahr standen dafür 25 000 Euro zur Verfügung, dieses Jahr sind es schon 50 000 Euro.

Was machen die für den Grünbereich eingeteilten Leute eigentlich, wenn draußen nichts mehr wächst?

Es gibt immer etwas zu tun. Dann werden die Regenwassergullys gereinigt, läuft der Baum- und Heckenschnitt oder der Winterdienst. Und es sind ja auch die vielen kleinen Dinge, zu denen der Bauhof gerufen wird.

Die aber weniger werden sollen. Es heißt, sie werden zum Beispiel bei Festvorbereitungen weniger zupacken.

Diese freiwilligen Leistungen werden zurückgefahren, nur noch ausgewählte Veranstaltungen werden mit begleitet. Die Oster- und Maifeuer zum Beispiel müssen die Veranstalter ohne uns organisieren.

Das wird manchem Ortsbürgermeister nicht gefallen.

Wenn Ortsbürgermeister mir gegenüber Druck machen, dass ihre Orte vor dem Dorffest durch uns mit allen verfügbaren Kräften nochmal auf Vordermann gebracht werden, halte ich das für egoistisches Denken. Dafür fallen dann andere Orte hinten runter. Jeder Ort sollte sich als Bestandteil der Stadt sehen.

Durch Baumaßnahmen oder Anpflanzungen entstehen immer mal wieder neue Pflegeaufgaben für den Bauhof. Wie gehen Sie damit um?

Wir bekommen tatsächlich immer mehr dazu, und das fällt auf den Bauhof zurück. Ich bitte, schon zu überlegen, ob noch eine Hecke angepflanzt oder ein Weg, den wir später mähen müssen, angelegt wird. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Bürger, die Patenschaften für Grünpflege übernommen haben, so in Berßel und Wülperode. Dafür möchte ich großen Dank aussprechen. Vielleicht erklären sich noch mehr Bürger bereit, öffentliche Grünflächen in ihren Orten zu pflegen. Das würde uns allen helfen.