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  7. 31-Jähriger verübt sturzbetrunken Brandanschlag auf Kaufland-Filiale

Mann zündet Holzkohle-Palette an 31-Jähriger verübt sturzbetrunken Brandanschlag auf Kaufland-Filiale

Nach dem Brandanschlag auf die Halberstädter Kaufland-Filiale in der Nacht zum Mittwoch ist unklar, ob der 31-jährige Täter für weitere Brandstiftungen infrage kommt. Der Mann hatte zur Tatzeit 3,14 Promille intus und konnte am Mittwoch noch nicht vernommen werden. Er ist wieder auf freiem Fuß.

Von Dennis Lotzmann 11.09.2014, 03:10

Halberstadt l Der polizeilich bereits bekannte Mann hatte am späten Dienstagabend in Halberstadt einen Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften ausgelöst. Der 31-Jährige war unmittelbar vor Ladenschluss um 22 Uhr durch die Kaufland-Filiale in der Braunschweiger Straße geirrt und hatte schließlich mit einem Feuerzeug eine Palette mit Holzkohle angezündet. "Zum Glück ist er anderen Kunden sowie dem Personal aufgefallen, sodass der Brand unmittelbar nach dem Ausbruch entdeckt wurde und schnell gelöscht werden konnte. Obendrein gelang es, den Mann bis zum Eintreffen unserer Beamten festzuhalten", so ein Polizeisprecher am Mittwoch.

Zugleich wurden Hoffnungen gedämpft, nun rasch Parallelen zu weiteren ungeklärten Brandstiftungen in Halberstadt und eine dahingehende Verwicklung des Mannes klären zu können. "Der 31-Jährige hatte zum Tatzeitpunkt gegen 22 Uhr etwa 3,14 Promille intus. Wir konnten ihn deshalb noch nicht befragen", sagte Polizeisprecher Peter Pogunke. Der Mann sei der Polizei bereits bekannt, insbesondere wegen Drogen-Delikten und übermäßigen Alkoholgenusses. Nach der Ausnüchterung sei er am Mittwoch aus dem Gewahrsam entlassen worden.

Fünf Mitarbeiter vorsorglich in Klinik untersucht

Damit bleibt unklar, warum der Betrunkene am Dienstag wenige Minuten vor dem Schließen des Kaufland-Centers die aufgestapelten Tüten mit Holzkohle anzündete. Der Schaden in der Filiale hielt sich dank des schnellen Eingreifens von Mitarbeitern und Sicherheitsdienst in Grenzen. Beim Versuch, die Flammen zu löschen, erlitten jedoch fünf Filialmitarbeiter rauchgasbedingte Beeinträchtigungen. Sie wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Eine Sprecherin der Kaufland-Zentrale in Neckarsulm gab am Mittwoch Entwarnung: "Die fünf Mitarbeiter, die vorsorglich zur Untersuchung im Krankenhaus waren, konnten dieses bereits wieder verlassen. Die Untersuchungen ergaben keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen."

Hinsichtlich der Schäden wollte die Unternehmenssprecherin keine Angaben machen. Der Einsatzleiter der Polizei hatte Dienstagnacht vor Ort von schätzungsweise 1500 bis 2000 Euro reinem Sachschaden gesprochen. Völlig unklar sei jedoch, in welchem Umfang Schäden am Gebäude sowie anderen Waren entstanden, so Hauptkommissar Andreas Bernhardt.

Brandschutzschulung der Mitarbeiter zeigt Erfolg

Mitarbeiter der Kaufland-Filiale machten sich unmittelbar nach dem Abschluss der Spurensicherung und der Aufhebung der polizeilichen Absperrungen ans Aufräumen. "In der Nacht wurde der Markt von zehn Mitarbeitern wieder in Ordnung gebracht und gereinigt", sagte Unternehmenssprecherin Christine Axtmann. Verschmutzte Regale und Fußböden seien gereinigt und die beschädigte Ware aussortiert und fachgerecht entsorgt worden. "Dank dieses Einsatzes konnte die Filiale, in der insgesamt mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt sind, am Mittwoch pünktlich geöffnet werden."

Zur Brandbekämpfung alarmierte die Leitstelle in der Nacht die Feuerwehren Halberstadt und Langenstein. Insgesamt waren 27 Kameraden bis etwa 0 Uhr vor Ort im Einsatz, sagte Einsatzleiter Ingo Wetzel. Nach der Restablöschung des Brandherdes sei es vor allem darum gegangen, den Markt möglichst schnell zu belüften und die Rauchgase abzusaugen.

Ein ausdrückliches Lob gab es von Ingo Wetzel für die Mitarbeiter von Kaufland. "Sie haben sehr besonnen und umsichtig gehandelt", so der Brandoberinspektor. Während einige Mitarbeiter versuchten, die Flammen mit Feuerlöschern zu bekämpfen, evakuierten andere den weitläufigen Marktbereich.

Damit, so Wetzel, habe sich zugleich der positive Effekt von speziellen Unterweisungen durch Feuerwehrleute gezeigt. In größeren Betrieben und öffentlich stark frequentierten Einrichtungen gebe es derartige Schulungen. "Auch in der Kaufland-Filiale sind wir in der Vergangenheit schon zweimal gewesen, um den Mitarbeitern spezielle Tipps und Verhaltensregeln zu vermitteln", berichtet Wehrmitglied Wetzel und zieht ein positives Fazit: "Diese Mühe war nicht umsonst. Im Gegenteil: Das hat sich jetzt bewährt."

Ist Täter noch für andere Brände verantwortlich?

Ob der festgenommene Täter möglicherweise noch für andere Brandstiftungen in Halberstadt infrage kommt, blieb am Mittwoch wegen der noch ausstehenden Vernehmungen offen. Die Polizei schließt dies nicht aus. In Halberstadt hatten zuletzt zwei Brände in Mehrfamilienhäusern für Aufsehen gesorgt. Ende August und in der Nacht zum Dienstag hatten Unbekannte in der Gröperstraße in zwei Mehrfamilienhäusern Brände gelegt.

Nach dem ersten Fall am 31. August wurde ein Tatverdächtiger in einer Fachklinik aufgenommen. Für den Brand in der Nacht zum Dienstag kommt er daher nicht infrage. Ob der 31-jährige Halberstädter, der jetzt bei Kaufland zündelte, für diesen Fall verantwortlich sein könnte, müssen nun die weiteren polizeilichen Ermittlungen ergeben.

Obendrein sind nach Volksstimme-Informationen auch Brandstiftungen in der Gröperstraße und am Johannesbrunnen am 7. Oktober 2013 und in der Heinrich-Julius-Straße im März dieses Jahres bislang noch nicht aufgeklärt.