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25 neue Strömungsretter in Sachsen-Anhalt und Thüringen / Halberstädter Sprecherin mit dabei Verstärkung für die Königsklasse

Von Dennis Lotzmann 29.04.2015, 03:14

Strömungsretter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) kommen in besonders heiklen Notlagen zum Einsatz: Bei Hochwasser, starken Strömungen und im unwegsamen Gelände. Jetzt hat die Truppe personelle Verstärkung bekommen.

Halberstadt/Benneckenstein l Im April in die Bode? Bei kühlen Außentemperaturen und gerade mal acht Grad Celsius im Wasser alles andere als ein Vergnügen. Im Gegenteil: Bei diesen Rahmenbedingungen mit dem Nass auf Du und Du ist ein Härtetest der ganz besonderen Art. Einer, dem sich DLRG-Mitglieder aus Sachsen-Anhalt und Thüringen jüngst ganz freiwillig gestellt haben. Die Wasserretter absolvierten die Qualifizierung zu Strömungsrettern der Stufe eins. Der Wochenend-Termin war seit langem fest - das Wetter mussten die DLRG-Aktiven nehmen, wie es kam. Wie in der Realität, wo Strömungsretter im Notfall bei Wind und Wetter gefragt sind.

Unter den fünf Anwärtern aus Magdeburg, Aschersleben/Staßfurt und dem Harz, die in die Königsklasse der DLRG-Retter aufsteigen wollten, war auch Anja Bresch. Die 23-Jährige ist seit 2001 in der DLRG-Ortsgruppe aktiv und hat das Faible für das nasse Element nicht erst mit neun Jahren für sich entdeckt. Im Gegenteil: Der Name Bresch, das nasse Element und die DLRG sind heute gewissermaßen fest verwachsen: Vater Michael verwaltet als Schatzmeister die Finanzen der Halberstädter Ortsgruppe. Der 26 Jahre alte Bruder Felix ist nicht nur Einsatzleiter der Truppe, sondern obendrein als Inhaber der Strömungsretter-Stufe drei auch Ausbilder. Vor wenigen Tagen für jene fünf Anwärter aus Sachsen-Anhalt sowie 20 Ausbildungsgäste aus Thüringen. Darunter auch Schwester Anja Bresch, die in der Halberstädter DLRG-Gruppe wiederum für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist.

Aufgaben, die die 23-jährige Verwaltungsökonomie-Studentin nicht nur reizen, sondern immer wieder zu neuen Herausforderungen motivieren. Im wahrsten Sinne mit dem nassen Element groß geworden, nun also der Strömungsretter-Lehrgang der Stufe eins.

Um im Wasser gegen starke Strömung anzukommen, ist vor allem Fitness gefragt. Die wurde gleich zu Beginn der dreitägigen Ausbildung beim sogenannten Cooper-Test mit Ausdauerlauf auf den Prüfstand gestellt. "Bestanden", berichtet Anja Bresch, "haben ihn alle 25 Anwärter".

Nach dem theoretischen Teil mit Ausrüstungskunde, Strömungslehre, Einsatztaktik und Grundlagen des Strömungsretter-Einsatzes bei Hochwasser ging es an Knotenkunde und Wurfsacktraining. Die Bode bei Wegeleben ist hierfür ein bei den Halberstädter DLRG-Rettern beliebtes Trainingsareal.

Hier standen unter der Leitung der Ausbilder Felix Bresch und Hendrik Cherubim die Gefahrenanalyse fließender und stark strömender Gewässer sowie die Rettung und Bergung verunfallter oder eingeschlossener Personen im Vordergrund. "Jener praktische Teil in der acht Grad kalten Bode brachte alle Teilnehmer an ihre körperlichen Grenzen und avancierte zur Ausbildung unter sehr realen Notfallbedingungen", berichtet die DLRG-Sprecherin.

Am Finaltag ging es dann noch mal mit vielen Knoten und massiver Seiltechnik zurück in die Praxis. Die Kameraden bauten mit den beiden Ausbildern eine Flachseilbrücke. Diese wird über Gewässern angelegt, um Retter in der Strömung exakt zu positionieren und die verunglückte Person ans Ufer zu bringen.

Beim finalen Höhepunkt war dann Schwindelfreiheit gefragt: Da Wasserretter zuweilen aus großen Höhen zum Einsatz absteigen müssen, bot die Schanze "Am Harzhaus" in Benneckenstein optimale Rahmenbedingungen für eine Abseilübung aus 28 Metern Höhe.

Apropos Test und Übung: Für die 25 neuen Strömungsretter steht nun ebenso wie für die "alten Hasen" permanentes Üben auf dem Programm. In wenigen Tagen, berichtet Anja Bresch, soll es im Harz ein weiteres großes Training geben. Obendrein waren ausgebildete Strömungsretter aus Halberstadt kürzlich bei einer großen DLRG-Übung in Ulm dabei.

Auf der Donau trainierten Retter aus ganz Deutschland den Einsatz bei Hochwasser. "Basis war ein Unfall, der sich hier tatsächlich ereignet hatte - 2010 war ein Achter-Ruder-Boot auf den Brückenpfeiler getrieben. Die Verletzten galt es nun bei der Übung zu retten und im Wasser medizinisch zu versorgen", berichtet die frisch gebackene Strömungsretterin.

Bleibt zum Schluss eine Frage: Lockt vielleicht schon die zweite Stufe oder gar die mit der Ausbildungsberechtigung verbundene dritte? "Abwarten", sagt die 23-Jährige. Jetzt müssten die neuen Fertigkeiten erstmal gefestigt werden. Aber: Neue Herausforderungen scheinen bei Anja Bresch durchaus willkommen.

Mehr im Internet unter www.halberstadt.dlrg.de