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Veranstaltungsreihe "All together now" Fröhliche Stunde der Begegnung

All together now, jetzt alle zusammen - das ist das Motto einer
monatlichen Begegnung im Kreuzgang der Liebfrauenkirche. Hör- und
sichtbares Zeichen, Menschen aus der Fremde willkommen zu heißen. Am
Sonnabend war es wieder soweit.

Von Sabine Scholz 01.06.2015, 09:49

Halberstadt l Michael Bussenius kennt keine Scheu. Der Zooinspektor geht in die Zuschauerreihen und mischt zumindest auf den ersten beiden Bänken die Sitzordnung neu. Schließlich soll es ein Fest der Begegnung werden im Kreuzgang der Liebfrauenkirche. Nicht jeder der Gäste überwindet an diesem Nachmittag seine Scheu. Aber beim Singen stimmen viele mit ein, die Papageien-Show der Bussenius-Brüder bringt alle zum Lachen - die Kinder und Erwachsenen aus der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber ebenso wie die Deutschen.

Die Scheu vor den Flüchtlingen nehmen, das ist eines der Ziele der neuen Veranstaltungsreihe, mit der die Liebfrauengemeinde, der evangelische Kirchenkreis und viele engagierte Einwohner der unbestimmten Angst begegnen wollen, mit denen viele Deutsche auf die wachsende Zahl der Flüchtlinge reagieren.

Während im Stadtzentrum 40 Rechte mit Fahnen, Plakaten und ewig gleicher Rede vor weit entfernt stehenden, wenigen Zuhörern Argwohn und Ablehnung gegen die Flüchtlinge zu schüren versuchen, versammeln sich im Kreuzgang der Liebfrauenkirche rund 300 Menschen zu einem fröhlichen Miteinander.

Pfarrerin Hannah Becker heißt alle Menschen aus nah und fern willlkommen. Sie und die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises, Angelika Zädow, moderieren den Nachmittag, der mit Kultusstaatssekretär Dr. Jan Hofmann (SPD) und Landrat Martin Skiebe (CDU) auch zwei prominente Vertreter der Politik unter den Gästen hat. Hofmann, der im Namen der Landesregierung spricht, berichtet von den Bemühungen, eine Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt zu etablieren, die nicht nur aus Worten besteht. Er dankte den Akteuren in Halberstadt, die ein lebendiges Zeichen dafür setzten, wie solche Willkommenskultur gelebt werden kann. Das Land wolle zusätzliche Stellen schaffen, damit Flüchtlinge in allen Landkreisen Ansprechpartner finden, die ihnen bei Fragen der Eingliederung in das deutsche Alltagsleben helfen sollen. Hofmann sagte, Sachsen-Anhalt sei ein Land, das auf eine 1000-jährige Kultur der Integration und der Toleranz zurückblicken könne. Das solle immer wieder bewusst hervorgehoben werden, denn das Willkommen sei ein Lebenselexier für die Menschen.

Da die Zeit schon weit fortgeschritten war - alles musste auf Englisch, Französisch, Farsi und Arabisch wiederholt werden - redete Landrat Skiebe nicht öffentlich, dankte aber im kleinen Kreis den Organisatoren und versprach Unterstützung, wenn diese benötigt werde. Er stimmte dafür in den Gospelsong mit ein, den der Pabstorfer Chor Voices of B.A.S.T. zur Abrundung des vorbereiteten Programms gab. Im Anschluss hieß es Bühne frei für alle, die wollen. Doch hier zeigte sich, Mut zum Auftritt muss reifen. Nur eine Handvoll Flüchtlinge aus dem Benin sangen und tanzten, bevor der einsetzende Regen alle von der Wiese in den Kreuzgang zu Kaffee und Kuchen trieb. Dort bewiesen die Sängerinnen und Sänger aus Pabstorf noch einmal ganz spontan ihre Klasse und brachten mit Swing, Gospel und Pop alle Anwesenden zum Mitsingen, Klatschen und Mitwippen.