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Eigentümer der "Tanne" in der Warteschleife Bereit zur Sanierung, doch Fördertopf ist leer

Von Mario Heinicke 05.02.2011, 05:26

Die Hauseigentümer Thomas Nentwig und Reinhardt Gebbert hatten sich auf das Wort der Stadt verlassen, dass für die "Tanne" in der Osterwiecker Altstadt Fördermittel bereitstehen. Nach mehrjährigen Bemühungen scheint die Finanzierung des "Filetstücks der Altstadt" nun zu stehen. Doch das über Jahre zurückgehaltene Fördergeld ist mittlerweile für ein anderes Vorhaben, den "Bunten Hof", verplant. Für die "Tanne" müssen erst wieder neue Fördermittel in die Kasse kommen.

Osterwieck. Solange die Osterwiecker Altstadtsanierung läuft, stand das Gebäude des einstigen Gasthauses "Zur Tanne" immer ganz oben auf der Prioritätenliste der zu fördernden Objekte. Doch mehrere vermeintlich zahlungskräftige Investoren von außerhalb bissen sich an dem Riesenobjekt in der Rosmarinstraße die Zähne aus. Die Stadt hat es ihnen daraufhin immer wieder entzogen. Seit 2007 gehört es nun gemeinsam Thomas Nentwig aus Osterwieck und Reinhardt Gebbert aus Goslar. Wie schwierig ein finanzierbares Konzept aufzustellen ist, mussten auch sie erfahren. Doch nun haben sie es geschafft und nach eigenen Aussagen die Finanzierung des 1,6-Millionen-Euro-Vorhabens mit der Bank geklärt. Die vormalige Finanzlücke konnte durch ein neues Konzept, das nun 13 bis 14 Wohnungen sowie keinen gewerblichen Raum mehr vorsieht, geschlossen werden.

Doch nun gibt es ein anderes Problem. Die Stadt kann augenblicklich keine Fördermittel verbindlich zusagen. Denn der "Bunte Hof", im vergangenen Jahr zum Großvorhaben der Stadt ernannt, bindet alles vorhandene Geld.

Gebbert und Nentwig haben diese Hiobsbotschaft erst vor wenigen Tagen so deutlich übermittelt bekommen – und waren zunächst am Boden zerstört. Noch im November bei einem Gespräch im Rathaus habe sich das für sie ganz anders angehört. Inzwischen geben sie sich wieder kämpferisch. "Das Vertrauen muss wiederhergestellt werden."

Das sieht auch Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ so. Sie habe Respekt vor dem Vorhaben der Bauherren und ihren Bemühungen, das Problem der Eigenmittel zu lösen. Die Stadt werde die "Tanne" auch weiterhin als Prestigeobjekt behandeln. Demnächst werde man zu einem weiteren Gespräch ins Rathaus einladen, um mögliche Missverständnisse auszuräumen. Die Stadt werde die Bauherren auch zu Verhandlungen mit der Bank begleiten. "Wir werden das schultern", gab sich die Bürgermeisterin zuversichtlich.

"Das Vertrauen muss wiederhergestellt werden."

Seit etwa 2004 habe die Stadt Sanierungsmittel für die "Tanne" immer wieder vor sich hergeschoben, erläuterte Matthias Gunnemann vom Osterwiecker Sanierungsbüro der BauBeCon. Vergangenes Jahr nun wurde es für den "Bunten Hof" gebunden, dessen Sanierung dieses Jahr losgeht. Auch Gunnemann betonte, dass die "Tanne" nach wie vor Priorität besitzt. Die Stadt habe vor wenigen Tagen ihren Fördermittelantrag für 2011 aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz ans Land geschickt. 600 000 Euro seien allein für die "Tanne" beantragt worden. Etwa zwei Drittel des Bedarfs an der "Tanne".

Allerdings weiß derzeit niemand, wann der Fördermittelbescheid in Osterwieck eintrifft. "Ich hoffe, Ende des ersten Halbjahres", sagte Gunnemann. Unsicher ist auch, ob die beantragten 1,2 Millionen Euro in vollem Umfang bewilligt werden. Erst wenn sicher ist, dass und wie viel weiteres Geld in den Topf der Altstadtsanierung kommt, kann ein Modernisierungsvertrag für die Tanne geschlossen werden. "Eine Auszahlung der Fördermittel noch 2011 halte ich für ausgeschlossen", fügte Gunnemann hinzu. Ob die beiden Eigentümer so lange ausharren können und wollen, müssen die nächsten Gespräche ergeben. Sorge bereitet ihnen die Statik des Daches. Noch einen Winter halte es keine Schneelast aus, ist Gebbert überzeugt. Man habe in Eigenleistung schon eine Notsicherung vorgenommen. Die Verantwortung, dass etwas einstürzt, will man nicht übernehmen und denkt deshalb offen über eine Rückgabe des Hauses an die Stadt nach, wenn es bis zum nächsten Winter keine Lösung gibt. "Wenn wir uns zurückziehen, müsste die Stadt das Haus für eine Viertelmillion sichern", verglich Reinhardt Gebbert die Summe mit dem Aufwand der Stadt am "Bunten Hof".