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Marcus und Wolfgang Wustlich übernehmen Hausarztpraxis von Silke Mühlhaus in Eilenstedt / Ortsbürgermeister Volker Sander freut sich über Lösung: "Für unsere Bürger ein Sechser mit Zusatzzahl"

Von Dennis Lotzmann 24.02.2011, 17:37

Gemeinde Huy/Eilenstedt/Badersleben. Wenn im ländlichen Raum ein Mediziner in den Ruhestand geht oder aus anderen Gründen seine Praxis aufgibt, ist es heutzutage praktisch ein Sechser im Lotto, wenn sich anschließend zeitnah ein Nachfolger finden lässt. Die Verantwortlichen in Eilenstedt haben dank glücklicher Umstände einen solchen Sechser mit Zusatzzahl "landen" können: Sie haben für die allgemeinmedizinische Praxis von Dr. Silke Mühlhaus einen Nachfolger gefunden: Dr. Marcus Wustlich - ein Facharzt für Notfall- und Innere Medizin, der gemeinsam mit seinem Vater Wolfgang Wustlich in Badersleben eine Gemeinschafts-praxis unterhält, wird künftig zweimal pro Woche zur Sprechstunde nach Eilenstedt kommen.

"Für uns ist das wirklich wie ein Sechser im Lotto", sagt Ortsbürgermeister Volker Sander. Zwar gebe es fortan keinen Arzt mehr, der wie früher allein für den Huy-Ortsteil Eilenstedt zuständig sei. "Die Lösung mit zwei festen Sprechstunden-Tagen pro Woche ist aber eine tolle Sache, die insbesondere für die älteren Einwohner im Ort ganz wichtig und entscheidend ist", unterstreicht der Kommunalpolitiker.

Kurze Wege also für die Eilenstedter, die in den vergangenen Monaten über Land fahren mussten, wenn sie zum Allgemeinmediziner wollten. Gut und gern ein dreiviertel Jahr lang hätten die 950 Einwohner der Gemeinde mit dieser alles andere als optimalen Konstellation leben müssen, nachdem sich die langjährige Hausärztin Dr. Silke Mühlhaus im Frühjahr 2010 in den verdienten Ruhestand verabschiedet hatte, erinnert Volker Sander.

Auch Silke Mühlhaus fand seinerzeit keinen Nachfolger für ihre Praxis in der Bahnhofstraße 6 und konnte ihren Patienten folglich keine direkte Übergangslösung offerieren. Damit teilte Dr. Mühlhaus ein Los mit vielen anderen Medizinern in der Huy-Region: Die Kinderärztin Dr. Lilli Pahl in Badersleben fand vor einigen Jahren ebensowenig einen Praxisnachfolger wie im vorigen Jahr der Allgemeinmediziner Wolfgang Zacharias in Wegeleben. Zacharias hatte bis zum 67. Lebensjahr praktiziert und mehrere Jahre nach einem Nachfolger gesucht. Auch seine Suche blieb letztlich erfolglos, so dass er seine Praxis später ebenso schloss wie die Kinderärztin in Badersleben oder Dr. Mühlhaus in Eilen-stedt.

Dabei kann hier - zumindest im übertragenen Sinne - nun doch von einer Praxisübernahme gesprochen werden: Dr. Marcus Wustlich nutzt für seine Sprechstunden am Montagvormittag sowie am Donnerstagnachmittag die bisherigen Räumlichkeiten von Silke Mühlhaus. Damit, berichtet Volker Sander erfreut, gebe es für die Patienten nur minimale Veränderungen.

Die beiden Mediziner Wustlich-Senior und Wustlich-Junior helfen mit ihrem Engagement maßgeblich mit, die medizinische Grundversorgung im Nordhuy abzusichern: Als Basisstützpunkt dient dem Duo die Gemeinschaftspraxis in der Spieltorstraße in Badersleben. Während sich der 59-jährige Wolfgang Wustlich donnerstags um die Zweigstellenpraxis in Rohrsheim kümmert, liegt die Verantwortung für Eilen-stedt in allererster Linie beim 38-jährigen Sohn Marcus Wustlich. "Außerdem vertreten wir uns im Urlaub natürlich gegenseitig", nennt Wolfgang Wustlich einen weiteren entscheidenden Vorteil für die Patienten.

Mit seinem beruflichen Engagement im Nordhuy kehrt Marcus Wustlich mit seiner Familie auch zu seinen persönlichen Wurzeln zurück. Im Huy aufgewachsen, lebte der junge Familienvater mit seiner Frau und den beiden Kindern zuletzt in der sächsischen Landeshauptstadt. In Dresden arbeitete Dr. Marcus Wustlich zuletzt als Oberarzt in einer Reha-Klinik.

Inzwischen habe sich die junge Familie recht gut im Huy eingelebt, erzählt Senior Wolfgang Wustlich. Mittlerweile seien sie im nahen Athenstedt sesshaft geworden, die beiden Kinder besuchen in Badersleben die Kindertagesstätte. Und Wolfgang Wustluch freut sich ganz persönlich sehr über die, wie er betont, "freie Entscheidung" der jungen Familie: Eröffnet die Teilhaberschaft seines Sohnes an der Praxis doch ihm selbst die Chance, sich in einigen Jahren ohne Gewissensbisse aus dem Berufsalltag zurückziehen zu können.