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Energieberatungsfirma veranstaltet Diskussionsabend in Schladen Atom, Sonne, Pflanzen? - Die Energieversorgung der Zukunft im Gespräch

Von Klaus Baier 12.04.2011, 04:33

Osterwieck/Schladen. Zu einem Themenabend "Die richtige Strategie für eine sichere Zukunft" hatte kürzlich die Energieberatungsfirma "inutec GmbH" Gäste aus dem Vorharz-Gebiet in ihr Kundenzentrum in Schladen eingeladen.

Drei hoch aktuelle Referate zum Thema "Energieversorgung" , drei kompetente Fachleute und ein sachkundiges Publikum sorgten für einen interessanten Abend.

Mit ziemlich brisanten Informationen wartete Firmenchef Alexander Kaub als erster Referent auf: Die Kernschmelze sei im japanischen Katastrophen-Kraftwerk eingetreten und gefährde Leben und Gesundheit von zigtausend Menschen nicht nur in der Region um das AKW Fukushima. Nach Harrisburg und Tschernobyl mache diese Katastrophe wieder einmal deutlich, dass die Kernenergie keine beherrschbare Technik sei und dass, wie in anderen Ländern auch, staatliche Kontrolle und die Öffentlichkeitsarbeit ungenügend seien. Wenn alle Kosten (also auch die für Entsorgung der Brennstäbe, Rückbau alter Atomkraftwerke) zusammengerechnet würden, sei die Kernenergie zudem auch die mit Abstand teuerste Energie. Wind- Solarenergie und Biogas und auch Wasserkraft seien bei der Endabrechnung nämlich deutlich günstiger und Deutschland sei auf diesem Gebiet mittlerweile Technologie-Führer.

"Atomkraft ist die teuerste Form der Energieversorgung"

"Die Ressourcen der erneuerbaren Energien sind fast grenzenlos", so der Referent. Alle Prognosen zum möglichen Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtversorgung seien längst um ein Vielfaches übertroffen worden: "Wenn die Stromkonzerne die schon lange nicht mehr zeitgemäßen Stromnetze ausbauen würden, statt großzügige Dividenden und Vergütungen zu zahlen, könnte auch noch mehr umweltfreundlicher Strom abgenommen werden." Die fehlenden Netze würden verhindern, dass Stromschwankungen europaweit ausgeglichen werden können. So gebe es die Situation, dass manche Windparks ihren günstig produzierten Strom aus eben diesem Grund nicht loswerden.

Ein weiteres Problem seien die entgegen früheren Absprachen stark reduzierten Vergütungen für ökologisch erzeugten Strom. Das bremse den zügigen Ausbau der Wind- und Solarenergie zwar, Investitionen in alternative Energie bleiben aber trotzdem lohnend, betonte Kaub.

Allerdings gebe es auch wenig sinnvolle solare Großprojekte, wie der zweite Referent des Abends, Diplom-Ingenieur Udo Dettmann, berichtete. Mehrere solarthermische Kraftwerke seien in Afrikas Wüsten im Bau. Diese seien aber "ökologisch absolut irrwitzig", da sie im Gegensatz zur Fotovoltaik Sonnenlicht nicht direkt in elektrische Energie umwandeln würden, Vielmehr werde mit riesigen Parabolspiegeln Wasser so stark erhitzt, dass der entstehende Wasserdampf Turbinen zur Stromerzeugung antreiben kann.

"Nicht jedes Solarkraftwerk ist sinnvoll"

Wie bei allen Gas-, Kohle-, oder Kern-Kraftwerken auch, muss danach allerdings der Dampf mit Wasser oder Luft in riesigen Kühltürmen wieder abgekühlt werden. Wie das bei Lufttemperaturen von zum Teil über 40 Grad und bei akutem Wassermangel funktionieren soll, wüssten die Techniker wohl auch nicht, denn bislang gebe es nur in Spanien eine kleine Anlage dieses Typs.

Udo Dettmann berichtete über die Situation am Forschungs-Bergwerk Asse 2 in Remlingen, das als Versuchslager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle genutzt wurde. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Ingenieur mit der Sicherheit der Anlage, die nun durch Einsickern von Salzlauge gefährdet sei. Es werde daher überlegt, die 125 000 Fässer mit radioaktivem Abfall im Laufe der nächsten Jahre wieder nach oben zu holen und zum Schacht Konrad oder nach Gorleben zu bringen. Dies würden die betroffenen Bürger der Region für die einzig sinnvolle Lösung halten. Es gebe aber auch Pläne, die Kammern einfach komplett mit Beton oder einer speziellen Flüssigkeit zu füllen. Da sie "preisgünstiger" sind, so der Referent. Welche Folgen das aber auf die Stabilität der Fässer und der Lagerräume in einigen hundert Metern Tiefe habe, sei überhaupt nicht abzuschätzen. Die bis heute noch nicht gelöste Endlagerung radioaktiver Abfälle sei ein weiterer Grund, den Ausstieg aus dieser Technik möglichst schnell zu vollziehen.

Dr. Reiner Mohr, Wirtschaftsfachmann aus Schleswig-Holstein, befasste sich als dritter Referent des Abends vor allem mit der weltweiten Preisentwicklung bei Getreide und Ölsaaten. Er vermutete, dass Chinas enormes Wirtschaftswachstum zu Verknappungen bei Soja und Pflanzenölen führen wird. Schon heute kaufe China 60 Prozent der Sojabohnen-Ernte. Der Verbrauch von Schweinefleisch steige jedoch weiter und so werde auch der Bedarf an Soja zunehmen, das zur Mast verwendet wird. Das werde die Preise wieder nach oben treiben. Jeder Chinese verbrauche überdies heute 25 Kilogramm Pflanzenöl - vor 18 Jahren waren es noch acht Kilo. Mohr äußerte daher die Befürchtung, dass es kaum möglich sein werde, die gesteckten Klimaziele mit nachwachsenden Rohstoffen zu erreichen. "Wir sollten darum jede Chance nutzen, die Umwelt zu entlasten!", so das Resumée des Abends.