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Sanierung des Fachwerkhauses Sonnenklee 36 geht in die Schlussphase Altes Hospiz wird wieder zum Leben erweckt

Von Mario Heinicke 04.08.2011, 06:33

Die Gebäudesanierung Sonnenklee 36 ist in der Osterwiecker Altstadt das derzeit größte Hochbau-Vorhaben. Die Arbeiten gestalteten sich aufgrund des desolaten Vorzustands als besonders schwierig. In den nächsten Wochen sollen sie zum Abschluss kommen.

Osterwieck. Einschließlich der Sicherungsarbeiten Ende 2009 sind es fast zwei Jahre, die an diesem Haus, das einst Hospiz war, gebaut werden. Ohne jene Sicherung, davon ist Architekt Alois Hemmerde überzeugt, wäre das Dach im vorvergangenen Winter unter der Last des Schnees eingebrochen.

Ein Auge auf das alte Hospiz hatte der Hildesheimer, der die Osterwiecker Altstadtsanierung von Anfang an begleitet, schon vor 15 Jahren geworfen. "Ich wollte es selbst kaufen und dachte mir: neue Haustechnik, neue Tapeten - und fertig", überspitzte er. "Was ich damit sagen will: Das Haus war noch im guten Zustand." Verkauft wurde es aber an eine Baufirma, die sich wenige Jahre danach aus Osterwieck wieder zurückzog und später in Insolvenz ging. Das leer stehende Haus verfiel zusehends.

Jetzt baut Alois Hemmerde doch - aber für einen Investor aus Niedersachsen, der das Gebäude erworben hat. Schwierige Sanierungen hat Hemmerde in Osterwieck schon einige bewältigen müssen, aber diese im Sonnenklee sieht er selbst als Herausforderung an. Zeitweise standen im Haus 180 Stützen und draußen noch weitere Stützen unter jedem Dachbalken. Mit viel Handarbeit und Stück für Stück in ganz kleinen Abschnitten erhielt das alte Fachwerkhaus ein neues Fundament mit Sockel und wurde so stabilisiert. Bis zu 75 Zentimeter war es schon abgesackt. Am äußeren Fachwerk kann man das heute noch erahnen, innen aber wurde das ausgeglichen, sodass die Bewohner keine schiefen Fußböden haben.

Sonnenklee 36 bietet viel Platz. Von alters her soll es sich um zwei Häuser handeln, um 1590 beziehungsweise 1610 gebaut. Keine der sechs Wohnungen gleicht im Zuschnitt der anderen. Die Größen liegen um 50 bis 85 Quadratmeter. Zwei Wohnungen befinden sich im Dachgeschoss mit Balkonblick vom Sportplatz bis zum Brocken. Die vier anderen Wohnungen reichen jeweils über zwei Etagen. Nach Hemmerdes Informationen gebe es zahlreiche Mietinteressenten.

Außen ist ein Teil des Gerüsts gefallen, die Arbeiten an der Fassade sind also abgeschlossen. Einiges Holz musste ersetzt werden, was man am helleren Farbton dieser Stellen erkennt. Großes Schmuckwerk besitzt das Holz nicht. Alois Hemmerde berichtete, dass das Gebäude aus einer Phase stammt, als das Schmuckwerk gewöhnlich schlichter ausfiel. Einige Schnitzereien im Gebälk seien noch älter als das Haus - schon bei der Erbauung vor 400 Jahren offenbar zweitverwertet worden.

Hinter dem einzeln stehenden Fachwerkhaus befindet sich ein Stück der alten Osterwiecker Stadtmauer einschließlich der Reste eines Wehrturms. Der Zustand ist ähnlich marode wie vormals beim Haus. Die Mauer steht auf städtischem Eigentum, soll aber jetzt mit saniert und dabei auch etwas abgetragen werden. Ein Antrag dazu läuft.

Auf dem früheren Spielplatz rechts neben dem Haus sollen später Pkw-Einstellplätze entstehen. Aber erstmal wuseln im Innern die Handwerker weiter, wie man an den Fahrzeugen vor dem Haus sehen kann.