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Johannes Rieger zufrieden mit Resonanz auf besondere Inszenierung / "Lohengrin" morgen letztmalig zu sehen Intendant: "Es rechnet sich nicht, aber es zahlt sich aus"

07.04.2012, 03:27

Eine Produktion, die eigentlich die Grenzen des Nordharzer Städtebundtheaters übersteigt, erlebt morgen Abend ihre letzte Aufführung. Was die Inszenierung von Richard Wagners Oper "Lohengrin" für das Harztheater bedeutet, darüber sprach Sabine Scholz mit Theaterintendanten Johannes Rieger.

Volksstimme: Herr Rieger, hat diese aufwändige und teure Produktion was gebracht?

Johannes Rieger: Wie heißt es so schön: Es rechnet sich nicht, aber es zahlt sich aus.

Volksstimme: Inwiefern?

Rieger: Nun, in verschiedener Hinsicht. Erstens hat das Haus seit Langem mal wieder überregional Aufmerksamkeit geweckt, es gab Berichte im Radio, Fernsehen und der Presse. Die Inszenierung ist sehr leidenschaftlich diskutiert worden, zum Beispiel auch in einem angesehenen Fachblatt in Österreich.

Volksstimme: Was dem Selbstwertgefühl der Akteure gut tun dürfte.

Rieger: Es geht um etwas anderes. Das Städtebundtheater hat gezeigt, dass es sehr wohl der Kulturbotschafter der Region sein kann, dass wir das Potenzial dazu haben.

Volksstimme: Angesichts der aktuellen Finanzierungsdebatte sicher eine Argumentationshilfe.

Rieger: Ja, auch mit Blick auf den zweiten Aspekt meiner Bemerkung, es zahle sich aus.

Volksstimme: Der wäre?

Rieger: Die touristische Relevanz solcher Großproduktionen. Wir hatten für den "Lohengrin" allein drei Wagner-Verbände zu Besuch. Die Gäste kamen aus Hannover, Leipzig und Dresden.

Volksstimme: Sie haben also erfolgreich ein kleines Fanpublikum erreicht.

Rieger: Stimmt so nicht. Sicherlich kann man eine Wagner-Oper, zumal in dieser Größenordnung, nicht endlos im Spielplan haben. Aber wir haben die im Harz verwurzelte Geschichte nicht nur für eingefleischte Wagnerfans ins Programm genommen. Die Besucher waren sehr heterogen, das waren junge und alte Zuschauer ebenso wie solche, die Oper eigentlich skeptisch gegenüberstehen. Das ganze Haus hat gezeigt, was es kann. Und in einer Jubiläumsspielzeit wie dieser, wo wir auf 200 Jahre Theatertradition in Halberstadt und 20 Jahre Städtebundtheater zurückblicken, war es erst recht eine gute Entscheidung.

Volksstimme: Aber allein stemmen konnten Sie die Produktion nicht.

Rieger: Finanziell nicht, nein. Wir sind dankbar für die Förderung durch Lotto-Toto, die den "Einkauf" eines Gasttenors ermöglichte. Aber ansonsten sind alle Akteure entweder am Haus engagiert oder waren es, wie Katharina Warken. Und was die personell sehr dünn besetzten Werkstätten und die Schneiderei geleistet haben, alle Achtung. Diese Oper ist eine Leistungsschau des ganzen Hauses.

Volksstimme: Gibt\'s noch Karten für morgen Abend?

Rieger: Ja, ein paar.