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Ein Schlachtruf wird in der Bütt geboren

01.12.2014, 09:40

60 Jahre sind eine lange Zeit, insbesondere, weil mittlerweile fünf Generationen den Hörsinger Karneval geprägt und über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt gemacht haben. Mit einer Ausstellung tauchen die Karnevalisten noch einmal in ihre Geschichte ein.

Hörsingen l Viel Zeit und Mühe und noch mehr Recherchen haben einige der Urgesteine des Hörsinger Karnevals investiert, um zum 60. Geburtstag eine Jubiläumsausstellung auf die Beine zu bekommen. Das Fazit: gelungen.

Zahlreiche Hörsinger nutzten die vergangenen Tage für einen Besuch in der Bar des Dorfgemeinschaftshauses. Umfangreiches Fotomaterial, Urkunden, Passierscheine für Mitwirkende, Zeitungsausschnitte und Texte bilden den Grundstock für eine in dieser Form wohl einmalige Schau. Dazu sind etliche Kostüme und Equipment zu sehen, die im Laufe der Jahrzehnte wohl ihr Aussehen änderten, aber nicht ihren Inhalt: den Menschen, den Zuschauern Spaß und Freude zu vermitteln und sich selbst dabei nicht allzu ernst zu nehmen.

Brigitte Kasimir und ihr Mann Peter zählen zu den langjährigen Machern des Karnevals. "Wir waren 1973 das Königspaar des Hörsinger Karnevals", erzählt sie. Eine Schleife am Ehrenbanner, bestickt mit der Jahreszahl, zeugt von der Regentschaft. Jahr für Jahr fertigen die Prinzessinnen solche Schleifen, die bunt von der Fahne herunterhängen.

Eine eindrucksvolle Galerie aller Majestäten ist Helmut und Martina Wilke, Brigitte und Peter Kasimir, Manfred und Inge Skibbe, Jürgen Ott und Frank Müller da zum Beispiel gelungen. Dank der Unterstützung aus der Bevölkerung konnten bis auf zwei Paare alle Majestäten des Hörsinger Karnevals von Beginn an im Foto festgehalten werden.

"Kennst du den?" oder "Wer ist denn das?" waren wohl die häufigsten Fragen, die beim Blick auf die unzähligen Fotos an den Wänden und auf den Tischen bei Betrachten geklärt werden wollten.

Viele der Besucher waren selbst jahrelang in das närrische Treiben involviert. So wie Wolf-Dieter und Irmintrud Sonnenberg. Mit den umfangreichen Materialien der Ausstellung kommen die Erinnerungen zurück. Wolf-Dieter Sonnenberg gehört zum Beispiel zu den neun Sitzungspräsidenten, bevor mit der ersten Präsidentin heute Berit Lobach das Zepter über die Prunksitzungen schwingt.

Heinrich Helmke war 1955 der erste, dann folgten Bruno Vollmert, Richard Hopfgarten, Hans Heinrich Wilke, Reinhard Walter. Wolf-D. Sonnenberg, Joachim Schöndube, Wolfgang Hubbe und Helmut Wilke.

Heinrich Helmke war es, der im 1956er Karneval erstmals in seiner, damals noch plattdeutschen Büttenrede das "Hössig man tau" verwendete, das bis heute zum unvergleichlichen Schlachtruf der Hörsinger wurde.

Viele Anekdoten und Geschichten aus Hörsingen, aber auch Themen aus der ganzen Welt haben die karnevalistischen Sitzungen beispielsweise in den Büttenreden seitdem geprägt. Das ganze Jahr über wird gesammelt, zur Vorbereitung der neuen Session alles verarbeitet. Das gilt übrigens auch für die Tänzer, allen voran die Prinzengarde, die Sänger und Musiker, ohne die der Karneval nicht das wäre, was er heute ist. Unzählige Übungsstunden stecken in den Programmen, ehe sie bühnenreif werden.

Gerade auch die Macher hinter der Bühne, Tontechniker, Kostümbildner, Requisiteure und viele andere prägen bis heute die prunkvollen Sitzungen und die gesamte Karnevalszeit.

Ein anderes Bild bringen die Umzüge, die im Lauf der 60-jährigen Vereinsgeschichte teilweise in recht langen Formationen durch Hörsingen zogen und das närrische Volk in den Häusern und an den Straßen grüßten.