1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Eine Drohne erkundet die Kirche

Druckfrisches Buch informiert über die Schätze aus den vergangenen Jahrhunderten Eine Drohne erkundet die Kirche

Von Carina Bosse 04.06.2015, 03:24

Flechtingens Geschichte ist untrennbar mit den Schlossherren und deren Kirchenbau verbunden. Welchen Schatz die Gemeinde damit hat, wird jetzt in einem Buch über die Kirche beschrieben.

Flechtingen l Welche Schätze die Flechtinger Kirche in sich birgt, ist manchem Einheimischen wohl gar nicht bewusst. Als Patronatskirche erbaut, hatten die Herren auf der benachbarten Wasserburg schon immer ihre ganz individuellen Vorstellungen von der Gestaltung und vor allem auch von der Ausstattung des Gotteshauses am Ufer des Flechtinger Schloss-See. Umfangreiches Archivmaterial wurde gewälzt, bis nun "Flechtingen - seine evangelische Kirche und Ausstattung" ausführlich beschreibt und in Buchform erschienen ist. Pfarrerin Irene Heinecke zeichnet gemeinsam mit dem Hamburger Germanisten Heimo Reinitzer ein umfassendes Bild der Kirchenschätze. Reichhaltige Stuckarbeiten, fein geschnitzte Epitaphienszenen und insbesondere die Figuren an der Kanzel sind erst bei den Restaurationsarbeiten vor rund zwei Jahren sehr deutlich wieder zum Vorschein getreten.

Die Kanzel ist ausführlich beschrieben. Sie spiegelt Gesetz, Recht und Evangelium damaliger Zeit wider. Mose, der die Kanzel trägt, steht für das Gesetz, die Evangelisten für das Evangelium. Etwas Besonderes stellt der Schaldeckel dar. Er zeigt den auferstandenen Christus im Chor der Engel, der aber noch von der Justitia überragt wird. Was den Auftraggeber Werner von Schenck bei dieser Gestaltungsform umgetrieben hat, wird wohl aber für immer ein Geheimnis bleiben.

Im Rahmen einer Buchvorstellung in der Kirche schilderten Irene Heinecke und ihr Mann Bertholt Heinecke Episoden aus dem Buch, berichteten aber auch von der teils mühevollen Arbeit an dem Werk. Zahlreiches Material war gesichtet worden, um ein halbwegs anschauliches Bild davon zu geben, was die Herren von Schencken einstmals als Patrone für ihre Kirche wollten.

Den Schlossherren kam dabei eine besondere Bedeutung bei, denn ihnen wurde eine eigene, geschlossene Loge gegenüber vom Altar gebaut. Darüber, im offenen Baustil, konnten die Angestellten des Schlosses den Gottesdiensten lauschen und im Gebet versinken. Das reich bebilderte Werk entstand unter Einsatz modernster Technik, denn die jungen Leute, die für den Bildteil zuständig waren, setzten Fotografier-Drohnen ein, die alle möglichen neuen Perspektiven eröffnen, die dem Auge des Betrachters normalerweise nicht zur Verfügung stehen.

Natürlich fehlt in der ausführlichen Beschreibung der sagenumwobene Tetzelkasten nicht, mit dem die Flechtinger Kirche zu einiger Bekanntheit langte. Wir haben einen Schatz, vielleicht nicht auf den ersten, aber auf den zweiten Blick, und hier kann man es entdecken", machte die Pfarrerin neugierig auf das Buch. Das erste Exemplar erhielt Flechtingens Bürgermeister Dieter Schwarz gleich am Abend der Buchlesung von Irene Heinecke überreicht. Einige andere schlossen sich ihm an, ließen sich das Buch auch gleich von der Mitautorin signieren.

Verkauft wird es derzeit in der Mühle Flechtingen, im Bücherkabinett Haldensleben, im Schlossladen Hundisburg und bei Irene Heinecke.