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Buchsbäume sterben im Hundisburger Barockgarten ab / Liguster soll als Ersatz dienen Pilz vernichtet 15 Jahre Arbeit

Von Jens Kusian 06.06.2015, 03:18

Die Buchsbäume im Barockgarten vor dem Schloss Hundisburg sind von einem Pilz befallen, der sie absterben lässt. Die Pflanzen müssen nun komplett ersetzt werden - eine Arbeit für die nächsten fünf bis sieben Jahre.

Hundisburg l 15 Jahre Arbeit und 25000 Euro für die Katz` - diese erschütternde Bilanz muss Dr. Harald Blanke für den Barockgarten am Schloss Hundisburg ziehen. Der Leiter der Schloss- und Parkverwaltung trägt`s mit Fassung, dass braune Streifen das satte Grün im Garten durchziehen. Ein Pilz, der Cylindrocladium buxicola, hat den Buchsbaumbestand befallen und sorgt für ein Absterben der Triebe. Und gegen den unangenehmen Zeitgenossen ist derzeit kein Kraut gewachsen.

Mitte der 1990er Jahre ist damit begonnen worden, den Barockgarten nach historischem Vorbild wieder zu bepflanzen, 2009 waren die Arbeiten abgeschlossen. Doch schon ein Jahr später sei der Befall aufgetreten, zunächst sporadisch, so Blanke. "Möglicherweise wurde der Pilz bei Ausfallpflanzungen mit eingebracht", mutmaßt der Verwalter.

Begünstigt wird der Befall von feuchtwarmen Sommern. Eine Blattnässedauer von fünf bis sieben Stunden - bei dichten Buchsbaumhecken keine Seltenheit - reicht zur erfolgreichen Infektion bereits aus. Das Mycelwachstum des Pilzes ist schon ab 5 Grad Celsius möglich, optimal sind 25 Grad. "Die jüngsten feuchten Sommer haben also zur Ausbreitung beigetragen", resümiert Harald Blanke.

Er steht praktisch vor dem Scherbenhaufen seiner langjährigen Arbeit. "Wenn ich alle Buchsbaumbepflanzungen im Garten zusammenrechne, komme ich auf etwa fünf Kilometer", erklärt er. Vier bis fünf Pflanzen - der Einkaufspreis schwankt zwischen 60 und 99 Cent - sind pro Meter gesetzt worden, was einen Maximalschaden von knapp 25000 Euro bedeutet. "Und da sind die Pflegearbeiten noch gar nicht mit drin", macht Blanke deutlich.

Mit Fungiziden ist ab 2011 versucht worden, den Pilz abzutöten. Erfolg hat die Maßnahme nicht gehabt. "Dadurch wurde der Befall lediglich verzögert", meint er. Der Cylindrocladium buxicola stellt jedoch ab 30 Celsius sein Wachstum ein, bei Temperaturen über 33 Grad stirbt er ab. "Aber ich kann ja nicht den ganzen Bestand wie ein Gewächshaus überdachen und mit über 33 Grad beheizen", zieht Blanke eine solche Möglichkeit erst gar nicht in Betracht. Zumal sie auch völlig sinnlos wäre, wie er meint. "Denn der Pilz überlebt bis zu vier Jahre im Boden. Wenn er also einmal drin ist, dann bekommt man ihn nicht mehr raus. Und ich kann ja nicht vier Jahre lang beheizen."

Der Verwalter geht davon aus, dass der gesamte Buchsbumbestand im Garten inzwischen befallen sei. Von einem Tausch Buchsbaum gegen Buchsbaum sieht er daher ab. "Das würde ja nichts nützen. Die neuen Pflanzen werden ja gleich befallen." Zudem hat die Natur mit dem Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) eine weitere Gefahr im Repertoire. Die Raupen dieser Schmetterlingsart schädigen ebenfalls die Buchsbäume. Etwa seit dem Jahr 2012 ist der Schädling in Deutschland zu einer Bedrohung der vorhandenen Buchsbaumbestände geworden, derzeit allerdings noch vorrangig in Südbayern.

Verworfen wurde auch die Überlegung, den gesamten Bestand zu entfernen und ein paar Jahre abzuwarten, um dann wieder neue Buchsbäume zu pflanzen. "Aber das ist russisches Roulette, wir wissen nicht, ob das Erfolg haben wird. Und außerdem hätten wir dann über Jahre nichts im Garten."

Der Verwalter bevorzugt nunmehr eine Alternativbepflanzung: "Liguster ist nicht anfällig für diesen Pilz. Er eignet sich wie Buchsbaum ebenfalls als Heckenbepflanzung und fällt optisch nicht weiter auf."

Doch angesichts des Bestandes sei solch ein Austausch keine Sache von wenigen Wochen oder Monaten. "Wir werden für einen Kompletttausch zwischen fünf und sieben Jahre brauchen", ist er überzeugt.