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Sommermusikakademie Der Mann für die Schmutzwäsche

Die Sommermusikakademie Schloss Hundisburg geht in diesem Jahr in die 23. Auflage. Die Volksstimme besuchte den Orchestermanager.

Von Jens Kusian 31.07.2015, 18:46

Hundisburg l Ohne Jens Bastian kein Akademieorchester - so knapp lässt sich im Prinzip das Arbeitsfeld des Orchestermanagers beschreiben. Denn der 27-Jährige sorgt dafür, dass die Studenten, die das Ensemble bilden, überhaupt die Möglichkeit bekommen, sich für die Sommermusikakademie (SMA) zu bewerben.

"Gleich nach dem Festival kümmere ich mich um die Ausschreibungen für das nächste Jahr", erzählt er. Alle 24 deutschen Musikhochschulen schreibt er dafür an, dazu kommen noch gut 50 Musikhochschulen in aller Welt. "Dann können sich die Studenten bewerben." Etwa 250 Bewerbungen sind für die gut 60 Plätze im Akademieorchester in diesem Jahr eingegangen. Sie wurden vom Künstlerischen Leiter und Dirigenten der SMA, Johannes Klumpp, gesichtet. "Die Studenten werden von ihm praktisch für das Orchester gecastet", so Bastian weiter.

Nachdem er den Grundstein für die jeweils nächste SMA gelegt hat, steht Werbung auf seinem "Laufzettel". Flyer und Plakate müssen gestaltet und gedruckt werden. Und natürlich verschickt werden. Dafür braucht Jens Bastian Geduld und Spucke. "Es sind immer so um die 4000 bis 5000 Flyer und Plakate, die ich einkuvertieren und verschicken muss", sagt er.

Alles wird vorbereitet

Darüber hinaus hält er im Vorfeld des Festivals den Kontakt nach Hundisburg, arbeitet eng mit dem Team der Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg zusammen. Immer wieder seien Absprachen nötig, damit alle Seiten auf dem aktuellsten Stand sind und die Akademie entsprechend vorbereiten können.

All diese Arbeiten erledigt Jens Bastian von Mainz aus. Dort verdient der studierte Musiker seine Brötchen beim Landesmusikrat Rheinland-Pfalz - als Manager des Landesjugendorchesters und Projektleiter des Landeswettbewerbs "Jugend musiziert". Erst in der Woche vor dem Akademiebeginn reist er nach Hundisburg. Und dort, so unterstreicht er, habe er alle Hände voll zu tun.

"Ich bin für die Zimmereinteilung zuständig. Das ist eine sehr spannende Aufgabe", nennt der Manager ein Beispiel. Bislang hat er dabei immer ein glückliches Händchen gehabt. "Es ist noch nie vorgekommen, dass jemand tauschen wollte." Und wenn, wäre Jens Bastian der erste Ansprechpartner dafür.

Interessante Entwicklung beim Essen

Ebenso zählt zu seinen Aufgaben, den Speisenplan für die Akademie abzustimmen. "Das erledigen wir aber im Team." Einfach sei das aber trotzdem nicht. "Gerade beim Essen hat es in den vergangenen Jahren eine interessante Entwicklung gegeben", macht Bastian deutlich. "Als ich hier angefangen habe - das war so um 2008/2009 - da war der Wunsch nach vegetarischer Kost noch nicht so ausgeprägt. Heute ist das fast schon normal. Auch die Sache mit den Intoleranzen bei den Nahrungsmitteln hat zugenommen. Das müssen wir alles im Vorfeld abklären, damit beim Essen nachher nicht schiefgeht."

Für die Studenten ist Jens Bastian das "Mädchen für alles", meint er. "Ich übernehmen die Einkäufe für sie, denn sie haben ja den ganzen Tag mit den Proben zu tun. Da hole ich schon mal Zusatzverpflegung oder eben auch mal die Zahnbürste, die vielleicht vergessen wurde." Auch um die Wäsche der Studenten kümmert er sich im Notfall. "Viele der Musiker sind ja den ganzen Sommer über unterwegs, reisen von einem Festival zum nächsten. Da kann es schon mal vorkommen, dass der eine oder andere mit einem Beutel voller Schmutzwäsche nach Hundisburg kommt. Die muss ja dann gewaschen werden", gewährt der Manager einen intimen Einblick in das Orchesterleben.

Die Sommermusikakademie, so gesteht er, sei für ihn wie Urlaub. "Den nehme ich mir aber auch extra für diese Zeit. Ich habe sehr viel Freude an der Arbeit hier in Hundisburg, es ist total schön und ich mache es sehr gern." Dabei sei es Zufall gewesen, dass er den Posten als Orchestermanager übernehmen konnte. "Johannes Klumpp hat mich nach Hundisburg geholt", erzählt er. Die beiden Musiker kannten sich aus dem Landesjugendorchester des Saarlandes. Daraus ist inzwischen eine enge Freundschaft gewachsen.