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Gesundheitsamt hat Ärzte über deren Meldepflicht von Verdachtsfällen informiert/Gemüsehändler bemerken Verunsicherung Im Landkreis noch keine EHEC-Panik

Von Claudia Labude 28.05.2011, 04:30

Die Berichte über den neuen EHEC-Darmvirus und daraus folgende, tödliche Erkrankungen, verunsichern auch die Bewohner des Landkreises Börde. Gemüsehändler merken das am Kaufverhalten, Ärzte und Apotheker an vermehrten Nachfragen. Dennoch herrscht momentan eher Wachsamkeit als Panik vor.

Landkreis Börde.Noch während Elisabeth Rita Blume gestern früh Obst und Gemüse auf ihrem Stand drapierte, befestigte sie daneben eine kleine Tafel. "Wir führen kein Gemüse aus Spanien", war darauf zu lesen. "Unsere Kunden fragen schon vermehrt nach", erzählen die Händlerin und ihr Mann Gerhard, der seit über 20 Jahren zusammen mit Hans-Peter Blume den gleichnamigen Gartenbaubetrieb führt.

Nachdem die Verbraucher bundesweit durch Nachrichten über den Darmkeim EHEC und dadurch verursachte Todesfälle verunsichert sind, merkten Gemüsehändler schon einen Rückgang bei Gurken, Tomaten und Salat. "Unsere Erzeugnisse kommen fast alle aus eigenem Anbau, Gurken und Tomaten derzeit unter anderem aus Holland", berichtet Elisabeth Rita Blume. Da auch das Robert-Koch-Institut vor dem Verzehr der möglicherweise verseuchten Gemüsesorten warnte, würden laut der Loitscher Händlerin derzeit heimische Sorten wie Kartoffeln, Radieschen und Spargel besser verkauft.

Im Gesundheitsamt des Landkreises ist man derzeit wachsam, aber nicht panisch wegen des neu entdeckten Keims. "Wir haben die niedergelassenen Ärzte informiert und nochmal auf ihre Meldepflicht hingewiesen", erklärt Dr. Eugenie Kontzog. Sollte sich ein Patient mit Durchfall-Symptomen melden, die auf eine EHEC-Erkrankung schließen lassen, müssen die Ärzte beim Bereitschaftsdienst des Amtes Bescheid sagen.

Spezielle Hinweise an die Bevölkerung will die Amtsärztin nicht geben. "Wir halten uns da an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes." Die Verbraucher müssten selbst entscheiden, was sie momentan essen. Innerhalb des Landkreises sei man froh, dass hier noch kein Erkrankter zu verzeichnen ist und hofft, dass das auch so bleibt.

Annette und Stefan Kosan haben gut eine Woche nach Bekanntwerden des Darmkeims und seiner Folgen noch keine gravierenden Veränderungen des Konsumverhaltens bemerkt. Das könnte aber auch daran liegen, dass sich die Kundschaft in ihrem "Lebensquell"-Bioladen sowieso viele Gedanken über die Herkunft ihrer Nahrungsmittel macht. Nach dem Skandal um dioxinverseuchte Eier "haben wir die dreifache Menge umgesetzt". Leider würden sich die Menschen aber nicht auf Dauer besinnen, sondern den Preis als hauptsächliches Kaufargument sehen. "Für uns ist Aufklärung ganz wichtig, wir plädieren ja immer darauf, dass der Kunde aufwacht", nennt Annette Kosan ihren Anspruch.

Momentan hat sie keine Gurken im Angebot. "Aber nicht, weil sie verseucht wären, sondern, um dem Kunden Sicherheit zu geben, solange die Herkunft des Keims nicht hundertprozentig geklärt ist." Über den Verlauf der EHEC-Erkrankungen informiert sich das Ehepaar Kosan nicht nur durch die Nachrichten, sondern bekommt auch aktuelle Meldungen vom Bund für Naturkostwaren Berlin, mit dem sie eng zusammenarbeiten und der auch Lieferant für einen Teil ihrer Frischwaren fungiert.

Ulrich Korn, Apotheker aus Barleben, hat über den neuen Darmkeim ein Infoblatt für seine Kunden erstellt. Darin erklärt er die Art und Weise der Infektion (hauptsächlich über orale Aufnahme der Bakterien und - durch mangelnde Hygiene - von Mensch zu Mensch), die Betroffenen (aktuell vor allem erwachsene Frauen) und den Krankheitsverlauf. Die Informationen stammen vom Robert-Koch-Institut und dem Bundesverband Deutscher Apothekerverbände. Beide Institutionen appelieren an die Bevölkerung, Lebensmittel gründlich zu waschen und diese ordentlich zu garen (mindestens zehn Minuten bei 70 Grad). So soll die weitere Ausbreitung des Erregers vermieden werden..