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Archäologen bergen zwischen 3000 und 4000 Fundstücke - Restaurierung der Anlage geplant Großreinemachen am Steinzeit-Grab: Forschungsprojekt auf Küsterberg beendet

Von André Ziegenmeyer 20.09.2012, 05:16

Mehr als 3000 Funde haben die Archäologen auf dem Küsterberg bei Haldensleben gemacht. Nun ist die Grabung vorbei. Doch die Arbeit ist damit nicht beendet. Denn zum Abschluss soll das Megalith-Grab restauriert werden.

Haldensleben l Schaufel für Schaufel schüttet der Mini-Bagger Erde in das Ausgrabungsloch. Was Ende Juli aus einem 5500-jährigen Schlummer geholt wurde, versinkt nun wieder im Dunkel. Allerdings nicht ganz: Zwar wird das Grab wieder verschlossen, doch zuvor haben die Archäologen der Uni Kiel zwischen 3000 und 4000 Fundstücke geborgen. Sie sollen Auskunft geben über das Leben und die Weltsicht der Steinzeit-Haldensleber.

"Die letzten Wochen haben wir vor allem im Bereich vor dem Grab gearbeitet. Dort war die Funddichte am höchsten", berichtet Grabungsleiter Kay Schmütz. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen. Über einen Zeitraum von rund 500 Jahren wurde das Grab immer wieder für Bestattungen genutzt. Ging der verfügbare Platz zur Neige, kehrte man die angehäuften Grabbeigaben aus, um Platz zu schaffen. "Es kann aber auch sein, dass auf dem Vorplatz des Grabes rituelle Handlungen vollzogen wurden", so Schmütz.

Welche Variante wahrscheinlicher ist, müssen weitere Untersuchungen klären. Ein halbes Jahr lang wird Kay Schmütz die Fundstücke analysieren und klassifizieren. "Vor Ort erfolgt zwar eine grobe Sichtung. Aber für alles weitere fehlt uns während der Grabung die Zeit ", so Dr. Christoph Rinne vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Uni Kiel.

In jedem Fall sei die Grabung ein voller Erfolg gewesen. "Wir habe alle Zielsetzungen erreicht", erklärt Kay Schmütz. So haben die Archäologen zwei Querschnitte und einen Längsschnitt des Grabes erarbeitet. Das erlaube Rückschlüsse auf die Baugeschichte. Das Ergebnis: Das Grab wurde in einem Rutsch erbaut. "Es gab keine späteren Erweiterungen oder Umbauten", so Schmütz. Zusätzlich entdeckt haben die Archäologen eine weitere Steinreihe vor dem Grab sowie zwei aufrecht stehende Menhire, die in den Himmel ragten. "Es ist zwar nicht das größte Grab seiner Art. Aber die Erbauer haben sich mit dem monumentalen Gepräge große Mühe gegeben", fasst Schmütz zusammen.

Um auch Besuchern einen Eindruck vom ursprünglichen Aussehen des Grabes zu vermitteln, soll es nun in Zusammenarbeit mit der Stadt teilweise restauriert werden. Die einzelnen Steine kommen wieder an ihren Platz, auch der verfallene Eingang wird rekonstruiert und vermauert. Auf der Nordseite soll das Mauerwerk, das die großen Steine einst verband, teilweise wieder hergestellt werden.

Neben ihrer Arbeit auf dem Küsterberg haben die Archäologen weitere Hügelgräber der Umgebung kartiert und vermessen. Neue Grabungen soll es aber vorerst nicht geben. Trotzdem kehren die Archäologen vielleicht bald zurück. "Es kann sein, dass wir im Winter, wenn es weniger Grün gibt, noch ein paar weitere Gräber vermessen", so Dr. Rinne.