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Unterstützung für Fischbecker und Schönhauser, die von vorn anfangen müssen Familien freuen sich über finanzielle Hilfe

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 05.08.2013, 03:20

Während die Verteilung der öffentlichen Spendengelder noch auf sich warten lässt, freuen sich die Flutopfer über finanzielle Hilfe, die direkt bei ihnen eintrifft.

Fischbeck/Schönhausen l Das Geld direkt übergeben und wissen, wem damit geholfen ist - das war das Anliegen desRotary Clubs Hamburg Haake. Neben anderen sozialen Projekten hatte man sich hier gleich nach dem Deichbruch die Unterstützung der Opfer im Elbe-Havel-Land auf die Fahnen geschrieben. 6000 Euro sind zusammengekommen. Über Madlin Geißler, die in Schönhausen aufgewachsen ist und jetzt in einem Hamburger Büro für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte arbeitet, kam über ein Mitglied des Rotary Clubs der Kontakt nach Schönhausen zustande. Ihre Mutter Ulrike Geißler schlug mehrere Familien vor. Bei einem ersten Besuch statteten Klubmitglieder den in die engere Wahl gekommenen Flutopfern einen Besuch ab. Nun überbrachten Vize-Präsident Peter Nitzbon, Wolfgang Bülow, Jürgen Meyer Sievers und Meinhard Liebing je 2000 Euro an die Familien Wilberg, Zscharnack und Jörg Völpel. Sie alle versuchen mühsam, ihr Zuhause wieder bewohnbar zu machen, brauchen aber erst einmal Geduld, weil die Feuchtigkeit immer noch im Mauerwerk sitzt.

"Familienzentrale" soll als erstes von drei Häusern fertig sein

Familie Wilberg ist mit gleich drei Häusern betroffen. Die "Familienzentrale" der Eltern Gerda und Ernst Wilberg in der Körnerstraße soll als erstes wieder bewohnbar sein, dann die Häuser der Töchter Kristin und Marlin. Einzig Tochter Irene hat ein trockenes Zuhause behalten. Das 1852 erbaute Haus, das sich seit 1890 in Familienbesitz befindet, hatte enormen Schaden genommen. Beim Ausräumen, beim Aufräumen auf dem Hof und auch jetzt bei der Sanierung haben viele helfer zugepackt. Inzwischen werden schon wieder Dämmsteine von innen an die Grundmauern gesetzt. "Denn wir wollen und müssen so schnell wie möglich wieder alles bewohnbar machen, um uns dann den anderen Häusern zu widmen", erklärt Gerda Wilberg. Umso mehr freute sie sich über die Spende. Denn eine Versicherung haben Wilbergs nicht. Das Ehepaar und auch die 93-jährige Minna Wilberg sind schon wieder in das Haus eingezogen - die obere Etage ist trocken geblieben.

Unbewohnbar ist das Haus von Andreas und Astrid Zscharnack in der Breitscheidstraße, auch nebenan das Elternhaus von Klaus und Erika Zscharnack. Anderthalb Meter hoch standen die Gebäude im Wasser. Die Gasbetonsteine haben sich wie ein Schwamm voll Wasser gezogen, teilweise haben sich schon Risse gebildet. Nicht nur der Innenputz und die Fußböden sind inzwischen entfernt, "auch die Fassade muss ab, alles ist pitschnass", berichtet Andreas Zscharnack auch vom Schimmel, der sich überall ausbreitet. Er ärgert sich über die Hinhaltetaktik der Versicherung, die auch den Einsatz von billigen Firmen von außerhalb fordert. "Die Sanierung müssen Firmen aus der Region übernehmen! Sie brauchen die Aufträge, zahlen sie doch auch hier Steuern, die für die Gemeinde wichtig sind." Immer wieder werde er vertröstet, "und mir geht wertvolle Zeit verloren. Wir wollen doch einfach nur unser normales Leben zurück, nichts anderes!"

Jörg und Katrin Völpel im Wiesengrund hat es ebenfalls hart getroffen. Ihr Zuhause ist wie bei den Nachbarn auch entkernt und muss trocknen, bevor es an den Wiederaufbau geht. Sie hoffen, bis Weihnachten wieder einziehen zu können.

Alle drei Spendenempfänger dankten den Hamburgern für das Geld, hilft es doch ein Stück weiter auf dem Weg zurück zur Normalität.

Die wollen auch Quirams aus Fischbeck. Alle drei Häuser der Familie sind geflutet: das von Riccarda und Gunnar Quiram und das von Gunnars Mutter Angelika in der Kabelitzer Straße sowie das von Karl-Heinz Gorges in der Fährstraße. Der Senior, Vater von Riccarda, ist inzwischen im Betreuten Wohnen untergekommen. Ob sein Haus erhalten werden kann, ist noch nicht geklärt. Angelika Quiram ist vorläufig bei der Enkeltochter in Halle untergekommen. "Sie will aber so schnell wie möglich zurück und hofft, erst einmal eine Wohnung in Fischbeck zu bekommen", erklärt Schwiegertochter Riccarda. Ihr Sohn Vincent, 24 Jahre alt, macht eine Ausbildung im Steuerbüro Neumeyer und Mertens in Uenglingen.

Steuerbüro hilft betroffenen Mitarbeitern

Deren Chefs Torsten Pfeiffer und Christiane Mertens bekamen so hautnah mit, wie schlimm die Situation in Fischbeck ist. Eine weitere Angestellte aus Schönhausen, Nicole Berger, ist ebenfalls mit ihrem Haus in der gefluteten Bahnhofstraße betroffen. Und auch René Fischer, gebürtiger Klietzer und Ehemann von Quirams Tochter Saskia, konnte immer aktuell von der Situation berichten. "Natürlich wollten wir helfen. Also haben wir mit unseren 20 Mitarbeitern entschieden, das Sommerfest und den Betriebsausflug ausfallen zu lassen und Geld zu spenden", berichtet Christiane Mertens. 5000 Euro sind zusammengekommen. Die wurden jetzt auf die betroffenen Mitarbeiter aufgeteilt. "Das ist das erste Geld überhaupt, das wir bekommen haben", freut sich Riccarda Quiram, die mit ihrem Sohn in einer Pension untergekommen ist, Ehemann Gunnar ist als Maschinen- und Anlagenmonteur auf Montage im Ausland.

Nicole Berger und ihr Mann Kay waren 2007 in ihr Haus in der Schönhauser Bahnhofstraße gegenüber des NP-Marktes gezogen. Hier wohnt seit etlichen Jahren auch das Ehepaar Giese. "Wir bemühen uns, dass die beiden so schnell wie möglich zurückziehen können. Aber das Wasser steht immer noch im Keller und wir können noch nicht so viel machen", berichtet Nicole Berger. Sie wohnt mit ihrem Mann in der oberen Etage und nutzt jede freie Minute, um wieder alles so herzurichten wie vor der Flut.