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DRK-Wasserwacht in Havelberg setzt Lungenautomaten für Taucher in ganz Sachsen-Anhalt instand Ultraschallbad lässt Fette verschwinden

Von Dieter Haase 11.01.2011, 05:22

Stefan Hansch, Zugführer des Wasserrettungszuges des DRK-Kreisverbandes, kennt auch in der ausbildungs- und einsatzfreien Zeit keine Langeweile mehr. Im Domizil der Wasserwacht auf der Havelberger Spülinsel befindet sich sein zweites Zuhause: In einer eigens dafür eingerichteten Werkstatt widmet er sich der Instandsetzung von Lungenautomaten.

Havelberg. Wer sich damit nicht auskennt, könnte den Begriff Lungenautomat völlig falsch verstehen. Dabei handelt es sich nämlich ganz und gar nicht um ein medizinisches Gerät. "Der Lungenautomat, auch Atemregler genannt, ermöglicht einer Person aus einer mitgeführten Druckluftflasche zu atmen und sich so längerfristig unter Wasser oder in einer nicht atembaren oder giftigen Atmosphäre aufzuhalten", heißt es bei Wikipedia. "Dazu wird die komprimierte Luft aus der Flasche durch den Lungenautomaten auf den in der Umgebung herrschenden Druck angepasst. Lungenautomaten werden insbesondere beim Tauchen und bei Rettungsorganisationen eingesetzt."

Auf dem Werkstatttisch von Stefan Hansch landen alle Lungenautomaten, die hauptsächlich Taucher des Technischen Hilfswerkes, der Feuerwehren, der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft und der DRK-Wasserwacht im Land Sachsen-Anhalt benötigen. "Insbesondere für Rettungstaucher ist es zwingende Vorschrift, dass die Lungenautomaten einer ständigen Revision unterliegen. Schließlich geht es bei Tauchtiefen um die 30 bis 40 Meter auch um die eigene Sicherheit. Wenn da plötzlich etwas nicht stimmt mit dem Atemregler, kann ein Tauchunfall in dieser Tiefe böse Folgen haben. Aus diesem Grund müssen die Lungenautomaten mindestens einmal im Jahr komplett überholt werden", erklärt Stefan Hansch. In seiner Havelberger Revisionswerkstatt ist zu sehen, was er damit meint. Bis auf das letzte Einzelteil nimmt er die Lungenautomaten auseinander, säubert jedes davon so gründlich, bis es in Hochglanz erstrahlt. Unter anderem geschieht das per Ultraschallbad – "um Fette und Ablagerungen zu beseitigen". Verschleißteile wie Dichtungen oder Membranen wechselt Stefan Hansch zudem komplett aus. Nach dem Zusammenbau aller gewarteten Teile schlägt für ihn dann die Stunde der Wahrheit. Denn mit Hilfe einer künstlichen Lunge wird der Automat einer Funktionsprobe unterzogen. "Die Messwerte für die Atemwiderstände und den Mitteldruck müssen dabei den vorgeschriebenen Richtlinien einer Revision entsprechen. Wäre das nicht der Fall, müsste ich mich noch einmal gründlich mit dem Gerät befassen. Bevor auf dem Protokoll nicht ausgezeichnete Prüfergebnisse stehen, kann der Automat die Werkstatt nicht verlassen", macht Stefan Hansch deutlich, welche Verantwortung auf seinen Schultern lastet. "Auf Deutsch gesagt: Wenn die Ursache für einen Tauchunfall in einem Fehler bei der Lungenautomateninstandsetzung liegt, stehe ich nicht nur mit einem Bein im Knast."

"Die Arbeit ist ehrenamtlich. Aber mir bereitet sie wirklich Freude", versichert der Mann von der Wasserwacht, der sich schon seit Jahrzehnten dem Tauchsport widmet und sich mit den Lungenautomaten bestens auskennt. "Aber man lernt nie aus", sagt er. Und so muss er sich die Zulassung für die Instandsetzung alle drei Jahre von Neuem verdienen.

In Sachsen-Anhalt ist die Havelberger übrigens die einzige Wasserwacht, die diesen Service anbietet. "Ich habe zwar gut zu tun, aber wir verfügen hier auch über die Kapazitäten, den Service bundesweit auszubauen", nennt Stefan Hansch ein nächstes Wunschziel.