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Straßenbau In Weltrekordzeit Richtung Klietz

Emsige Betriebsamkeit herrschte vor kurzem am Klietzer Ortsausgang in
Richtung Mahlitz. Dutzende Laster und eine beeindruckende
Maschinenkolonne waren hier beim Straßenbau im Gange. Ein modernes
Verfahren kam zum Einsatz.

Von Ingo Freihorst 24.11.2014, 02:23

Klietz l Auf der Umgehungsstraße standen die Laster dicht an dicht, voll beladen mit heißem Asphalt. Die schwarze dampfende Masse holten sie aus Werken in Gardelegen und Lüderitz. Und zwar zwei unterschiedliche Mischungen - denn beide Schichten für die neue Straßendecke wurden gleichzeitig aufgetragen.

32 Lkw bringen heißen Asphalt zur Baustelle

Dafür ist ein hoher logistischer Aufwand vonnöten, 24 Lkw holten den Asphalt für die Trag- oder Binderschicht, acht Lkw fuhren den Deckschichtasphalt. Die erste Asphaltschicht wird acht Zentimeter stark aufgetragen, die obere Deckschicht ist am Ende nur zwei Zentimeter stark. Nach drei Lkw-Ladungen Deckschichtasphalt folgt eine Ladung mit der Tragschicht - dieses Gemisch ist feiner.

Auf der neu entstehenden Straße bewegte sich ein gewaltiger Tross im Schneckentempo voran: Vorn fuhr der Beschicker, in seine riesige Mulde kippten die Laster in einer Tour ihre heiße Fracht. Von hier wurde der "heiße Brei" aufgeteilt - entweder zum Binderschichtfertiger gleich dahinter oder zur dritten und letzten Maschine in der Karawane, dem Deckenfertiger. In seine Schüttmulde passen immerhin 25 Tonnen Mischgut, das ist eine komplette Lkw-Ladung.

Das Erstaunliche daran: Der Deckschichtfertiger ist an den vorausfahrenden Tragschichtfertiger gekoppelt, fährt also auf dem frisch ausgebrachten Asphalt. Möglich machen dies Hochverdichterbohlen an den Fertigern, die das knapp 200 Grad heiße Mischgut bis zu 98 Prozent verdichten. So sind im Gefolge auch nur noch mittelschwere Walzen nötig, der Straßenbelag bleibt somit auch nach dem Walzen sehr eben.

Das Verfahren nennt sich "InLine Pave", weil beide Asphaltschichten in einem Zuge - heiß auf heiß - aufgebracht werden. Die Firma Matthäi - deren Zweigstelle in Stendal gewann die Ausschreibung für den Straßenbau zwischen Klietz und Mahlitz - hatte das Verfahren zusammen mit dem Maschinenbauer Vögele entwickelt.

Dank der modernen Technik kamen die Straßenbauer trotz des Schneckentempos auch sehr rasch voran - an einem Tag schafften sie immerhin 1,6 Kilometer. Das sei Weltrekordzeit, war von den Bauarbeitern zu erfahren.

An drei Tagen hatte die Firma 4,8 Kilometer Straße asphaltiert - so lang war die gesamte Baustelle. An einem Tag musste allerdings eine Zwangspause eingelegt werden, ein Fertiger hatte einen Defekt, weshalb sich die Fertigstellung etwas verzögerte. Bei halbseitiger Bauweise hätte es zehn Tage gedauert.

Das Verfahren hat in der jetzigen kalten Jahreszeit einen weiteren Vorteil: Die letzte Schicht, die Deckschicht, kann auch bei niedrigen Temperaturen aufgetragen werden. Da sie nur wenige Zentimeter stark ist, ist sie bei Kälte recht empfindlich.

Empfindliche Mittelnaht existiert jetzt nicht mehr

Der Frost sorgt übrigens auch dafür, dass eine normale Straßendecke nicht lange hält: Vor allem ist für Frostschäden die Mittelnaht empfänglich, Wasser dringt ein und gefriert - es kommt dadurch zu Abplatzungen. Auf der Straße zwischen Klietz und Mahlitz ist dies nun nicht mehr möglich, denn der Belag wurde auf der kompletten Breite von sechseinhalb Metern aufgetragen. Dazu war zwar eine mehrtägige Vollsperrung vonnöten, doch ist der Belag nun langlebiger.

Seit dem zeitigen Sonnabend ist die Straße wieder befahrbar, weil aber noch die Bankette befestigt und die Anschlüsse hergestellt werden müssen, ist streckenweise eine Ampelregelung erforderlich. Auch das Tempo ist noch reduziert.

Die Karawane zieht weiter: Die nächste Baustelle ist gar nicht so weit entfernt: die Kreisstraße von Fischbeck nach Kabelitz.