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Prägnantes Gebäude in Warnau wurde vom KulTour-Verein als Wegemarke für den Sagenpfad hergerichtet Altes Spritzenhaus vorm Abriss gerettet

Von Ingo Freihorst 20.06.2015, 03:18

Ein historischer Zeitzeuge wurde in Warnau vor dem Abriss bewahrt: Das alte Spritzenhaus dient jetzt als Wegemarke für den Frau-Harke-Sagenpfad.

Warnau l Der Warnauer Senior Dieter Dähne kennt noch die Arrestzelle - als Kinder hatten sie dort die Gefangenen durch das kleine vergitterte Fenster beobachtet. Üblich war damals, dass im Spritzenhaus auch eine Arrestzelle eingerichtet wurde - so auch in Havelberg auf dem Salzmarkt.

Das Gebäude wurde um 1870 erbaut, berichtete Günter Klam aus Kamern. Dass es noch steht und sogar zum Teil saniert wurde, ist seinem KulTour-Verein zu verdanken. Denn der Ortschaftsrat hatte schon einen Beschluss zum Abriss gefasst, die geschätzten 20.000 Euro Sanierungskosten wären nicht aufzubringen gewesen. Gegner des Abrisses plädierten damals dafür, dieses alte Haus an der Kirche als Unterstand für Radfahrer zu nutzen.

Das wurde es jetzt dennoch, wenn auch in abgewandelter Form. Der KulTour-Verein kümmert sich um den Frau-Harke-Sagenpfad, in Warnau stand noch keine Wegemarke. Um das Spritzenhaus zu erhalten, kam es zu einem Kompromiss: Am Haus wurde ein Unterstand für Radler angebaut, am Giebel das typische Frau-Harke-Symbol aus einem Feuerwehrschlauch geformt.

Zuerst wurde das Haus wohl als Trauerhalle genutzt, mutmaßte Günter Klam. Denn ursprünglich bestand es nur aus einem Raum, die Zwischenwand, welche die Zelle abtrennt, entstand erst später. In den 1930er Jahren, als neben vielen anderen auch die Warnauer Wehr gegründet wurde, bezog sie hier ihr erstes Domizil. In der DDR nutzte die LPG das Objekt als Lagerhalle, vor allem für Zement und Blaukalk - letzteres verursachte auch den intensiven Geruch. In den alten Verzeichnissen ist kein Hinweis auf Pflanzenschutzmittel enthalten, dennoch wird Günter Klam eine Bodenprobe nehmen lassen.

Bis vor einem Jahr hatte man das von Efeu umrankte Haus kaum wahrgenommen. Günter Klam besserte nach dem behutsamen Entfernen des Geästes - darunter waren übrigens alle Dachsteine heil - Außenhülle, Dachstuhl und Dach aus. "Das Haus wäre fast eingestürzt, denn der Schlussstein über dem Tor war lose", berichtete Günter Klam. Deshalb wurde auch eine eilige Notreparatur im Vorfeld des Orkans "Felix" im November erforderlich.

Amt reagierte lange nicht

Traurig findet es der ehrenamtliche Denkmalschützer, dass das zuständige Amt in Stendal leider lange nicht reagierte. Statt ihn zu unterstützen, kamen nur immer neue Forderungen. So soll er für den freistehenden Anbau die Statik berechnen lassen - obwohl dieser kleiner als zehn Quadratmeter ist und von einer Fachfirma errichtet wurde.

Der Innenausbau soll mit Leader-Fördergeld erfolgen. Auch für die 6500 Euro teure Teilsanierung floss Geld aus dem Leader-Topf sowie von der Lotto-Toto-Stiftung. Gedenksteine sollen im geretteten Spritzenhaus künftig an abgerissene Denkmäler wie die Innere Mission oder die Lange Straße 6 in Havelberg erinnern.