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Susanne Woltersdorf aus Schollene bietet Projekte für Kinder an und möchte gern wieder ausstellen Wenn Gedanken zu Bildern werden

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 20.08.2011, 06:27

Sie hat keinen Plan und macht keine Skizzen, sondern malt einfach drauf los. Nicht, was Mensch und Natur originalgetreu vorgegeben haben, sondern das, was ihr Gefühl ihr sagt. Susanne Woltersdorf aus Schollene bringt das auf die Leinwand, was ihr tiefstes Inneres sieht und empfindet.

Schollene. So viel ist auf den großen Leinwänden gar nicht zu sehen. Und doch kann der Betrachter minutenlang davorstehen und in die Gedankenwelt von Susanne Woltersdorf eintauchen. Man ahnt, wie viel Gefühl in ihren Werken steckt, mit welcher Leidenschaft sie das sichtbar machen will, was nur sie selbst sehen kann. "Bei Tag und auch mitten in der Nacht, ob beim Frühstück oder bei der Gartenarbeit - ich kann das nicht beeinflussen. Plötzlich tauchen Bilder auf, die mich so sehr beeindrucken, dass ich sie festhalten will", versucht die Schollenerin zu erklären, was sie zum künstlerischen Arbeiten bewegt.

Schon als Kind hatte sie oft den Pinsel in der Hand. Inzwischen nimmt die Kunst immer mehr Platz in ihrem Leben ein. Sie hat Märchen illustriert, unzählige Bilder gemalt oder aus trockenem Holz Objekte zusammengebaut - alles Dinge, die der Kritik jedes modernen Designers standhalten könnten. Der Künstlername der Ehefrau und vierfachen Mutter, die auch berufstätig ist: Annah Mo.

Die Verbindung zur Natur ist der Künstlerin wichtig. So oft es die Zeit erlaubt, geht sie mit dem Rucksack auf dem Rücken raus in den Wald oder an das Schollener Havelufer. Vor jedem Spaziergang ist sie gespannt, was sie diesmal entdecken wird. "Vor kurzem kam ich an einem alten Baum vorbei. Der hatte seine Rinde verloren. Die Stücke habe ich immer wieder neu angeordnet - mal als Kreis darum gelegt oder wie einen Wasserfall angeordnet. Ich vergesse dann die Welt um mich herum, es ist, als ob ich neben mir stehe und mich beobachte. Wenn es fertig ist, erfreue ich mich daran und gehe zufrieden heim. In diesem Stadium, die Kunst für mich zu erleben, angekommen zu sein, fühle ich mich sehr glücklich. Es ist schön, mit Bildern andere an meiner Freude und an meinem Sehen teilhaben zu lassen und vielleicht auch Anerkennung zu finden, das menschliche Ego braucht von Zeit zu Zeit ja auch diese Anerkennung. Aber es ist genauso schön, etwas nur für sich ganz allein zu machen. Als ich die Rinde am Baum anordnete, kam eine Spaziergängerin vorbei und fragte mich, was ich denn da mache. Ich erzählte ihr ein wenig und sie sagte, dass diese Kunst doch gar keiner sieht. Als ich antwortete, dass ich es nur für mich gemacht habe, ist sie überrascht weitergegangen."

Der Fotoapparat ist immer dabei, wenn Susanne Woltersdorf unterwegs ist. Damit hält sie fest, was sie in der Natur sieht und was sie mit wenigen Handgriffen daraus macht. Sie zeigt ein Foto mit zwei knorrigen Bäumen, die aneinandergewachsen sind. Ein paar Ästchen mit der Gartenschere abgeschnitten, anderes Holz dazugelegt - schon hatte man einen ganz anderen Blick. Zu Hause beim Betrachten des Fotos auf dem Computer entdeckte sie dann auf dem Bild auch noch die Baumreihe weit in der Ferne, die von zwei Ästen eingerahmt war. "Das ist das Spannende. Man entdeckt immer wieder Dinge, mit denen man nicht rechnet. Man muss nur die Augen offen halten. Selbst beim Laufen über die Straße. Regen oder das aus Pfützen gespritzte Wasser hinterlässt auf dem Asphalt oft Bilder, man muss sie nur zulassen und der Phantasie freien Lauf lassen."

Phantasie ist das Stichwort. "Kinder besitzen noch diese Gabe, die die meisten Erwachsenen verlernt haben. Deshalb ist es auch vermessen, dass wir Kindern etwas beibringen wollen. Im Gegenteil: Wir können von ihnen noch so viel lernen."

Deshalb möchte Susanne Woltersdorf auch Kunstprojekte für Kinder in der Natur machen. Und dabei gar nicht groß planen, sondern einfach losziehen und sehen, was sich ergibt. Das kann das Sammeln von Naturmaterial sein, das später auf dem Schulhof zu einem großen Mandala gelegt werden kann. Oder auch das "Bauen" eines Bildes aus einem morschen Baumstamm, der mit Moos und Pilzen ein Gesicht bekommen kann.

Und sogar Abfall, den sie im Wald findet, kann Susanne Woltersdorf etwas abgewinnen. "In diesem Bild hier habe ich die Reste eines abgebrannten und am Mühlenberg zu Boden gegangenen Papierballons verarbeitet." Sie zeigt eine Grillschale, die sie am Wegrand nahe des Havelstrandes gefunden hatte und über die ein Traktor mit breiten Reifen wohl schon mehrfach drübergerollt sein muss, "die hat doch was!" Noch hängt das platte Stück Aluminium an der Wand. "Mal sehen, was ich daraus mache, noch fehlt mir die passende Idee."

Gut zwei Jahre sind vergangen, seit Susanne Woltersdorf das letzte Mal ihre Bilder ausgestellt hat. Die Galerie in Schollene und das Torhaus in Rathenow gehörten zu den Orten der Präsentation. Inzwischen sind so viele neue Bilder entstanden, die zu schade sind, dass sie ungesehen im Atelier von Familie Woltersdorf stehen. "Ich könnte mir gut vorstellen, in einer Kirche oder einem alten Gutshaus die Bilder zu zeigen. Sie sind groß, ich brauche viel Platz."

Auf die Frage, welches denn ihre Lieblingsbilder sind, lässt Susanne Woltersdorf den Blick durch das Atelier schweifen. Sie zeigt eines, ein zweites und auch das hinten in der Ecke gefalle ihr. In der oberen Etage stünden auch noch zwei, drei, vielleicht auch vier oder fünf Lieblingsbilder. Dass sie sich für keines entscheiden kann, beweist, wie viel sie mit jedem Kunstwerk verbindet, wie viel Leidenschaft sie investiert hat, wie viel Herzblut. Und doch könnte sie sich auch davon trennen. "Anderen eine Freude zu machen und ihnen ein Stück von mir zu geben, ist ein gutes Gefühl. Ich hatte schon so viel Freude, als das Werk entstanden ist. Und ich stecke noch so voller Ideen, die aus mir heraussprudeln, da reicht der Platz im Atelier bald nicht mehr aus."

Wer sich die Bilder der Schollenerin ansehen will, mehr über die möglichen Schülerprojekte erfahren und vielleicht sogar eine Ausstellung organisieren möchte, kann sich an Susanne Woltersdorf wenden unter:

www.soulskin.de