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Natur Klötzer Wölfe haben wohl Nachwuchs

Der Wolf ist zurück. Rund um Klötze werden sogar Jungtiere aufgezogen.

Von Markus Schulze 11.08.2015, 18:57

Klötze l Sich an Spekulationen zu beteiligen, das ist nicht im Sinne von Eckhard Wegwarth aus Klötze. Viel lieber hält sich der Wolfsbeauftragte an Fakten. Weiterhin gehen bei ihm regelmäßig Meldungen über Sichtungen ein. Diese werden von ihm protokolliert und an den Landesjagdverband in Magdeburg übermittelt. Um sich eine eigene Meinung zu bilden, verlässt sich Wegwarth aber nur ungern auf Hörensagenberichte, sondern am liebsten auf persönliche Gespräche, bei denen ihm sein Gegenüber das Gesehene glaubhaft versichern kann. Am allerbesten sind natürlich Videos oder Fotos, auf denen der Wolf möglichst deutlich zu erkennen ist. Und von diesen Bild-Dokumenten sind in den vergangenen Wochen und Monaten eine ganze Reihe aufgetaucht.

Beispielsweise lichtete Steffen Meyer den Isegrim sowohl am 5. Februar als auch am 4. April nordwestlich von Quarnebeck bei Nacht mit einer Infrarot-Wildkamera ab.

Bildung eines Rudels ist im Bereich des Möglichen

Am 11. April sowie am 17. Mai gelangen Markus Täger sogar Aufnahmen bei Tag, ebenfalls bei Quarnebeck.

Am 14. Mai, gegen 1 Uhr morgens, glückte Wegwarth an einem Wasserloch im Klötzer Forst selbst ein Infrarot-Bild.

Zudem tappte bereits am Nachmittag des 24. April ein Wolf in der Nähe vom Zartau in eine Fotofalle von Holger Mertens. Weil deutlich Zitzen zu erkennen waren, tippte Wegwarth sogleich auf ein weibliches Tier (Fähe), das Junge bekommen hat. Schon vor geraumer Zeit hatte der Wolfsbeauftragte vermutet, dass es dazu kommen könnte.

Und mittlerweile scheint sich dieser Verdacht zu bestätigen. So erblickte der Klötzer Karl Langer am 10. Juni gegen 13.15 Uhr während einer Radtour am Kalkweg zwischen der Schwiesauer und der Jemmeritzer Chaussee in etwa 25 Meter Entfernung eine Fähe mit drei Welpen. "Sicher waren die anderen versteckt. Denn in der Regel besteht ein Wurf aus vier bis sechs Jungen", erklärt Wegwarth.

Eine weitere Sichtung, wenn auch ohne Nachwuchs, gab es am 29. Juli an der Lockstedter Chausse von Rolf Schmeling, als er auf dem Weg zur Arbeit in Klötze gegen 7.30 Uhr einen Wolf von der Feldmark in den Forst ziehen sah.

Besonders beeindruckt ist Wegwarth aber von einem Film, den der Klötzer Mirko Pickert am 19. Juli gegen 6.10 Uhr bei einem morgendlichen Ansitz an der Reviergrenze zwischen Lockstedt und Klötze mit seinem Handy drehte. Darauf ist eine Fähe zu erkennen, die aus Richtung Hohenheninngen zur Lockstedter Chausse streift und dann in einem Getreidefeld verschwindet. Im Fang, also dem Maul, hat sie ein Rehkitz.

Zusammenfassend hält es Wegwarth für "sehr wahrscheinlich", dass sich rund um Klötze ein Elternpaar mit Jungtieren niedergelassen hat. "Es kann gut sein, dass sich hier ein Rudel ansiedelt."

Wegwarth und Klabis sprechen nicht im Stadtrat

Dies würde bedeuten, dass das Elternpaar neben dem diesjährigen Nachwuchs auch im kommenden Jahr Junge bekommt und diese aufzieht.Möglich, dass sich in der Region ab und zu auch ein einzelnes Tier blicken lässt. Wie viele Wölfe es langfristig in der Gegend werden, "das kann keiner wissen", sagt Wegwarth, der sich im Zuge seines Daseins als Wolfsbeauftragter angewöhnt hat, "niemals nie zu sagen".

Für Wölfe, so glaubt er, sind die Bedingungen rund um Klötze mit den vielen Wald- und Feldflächen "optimal". Zumal auch das Nahrungsangebot vorhanden ist.

Dass Wolf und Jäger Konkurrenten sind, verneint Wegwart, der selbst Waidmann ist. Schließlich ist der Wildbestand groß genug und Isegrim, der als "Gesundheitspolizist" gilt, reißt vor allem schwache oder kranke Tiere. Auf jeden Fall schließt der Beauftragte aus, dass sich die Wölfe ihrer eigenen Lebensgrundlage berauben.

Im Allgemeinen wünscht sich Wegwarth mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Thema Wolf. Für Panik sieht er absolut keinen Grund. Zumindest Respekt scheint aber vorhanden zu sein. Begegnete er früher bei seinen sonntäglichen Radpartien hinaus in die Natur einer Menge Leute, so ist Wegwarth nun fast alleine unterwegs. Natürlich mit Handy oder Kamera, um Fotos zu machen, falls er einem Wolf begegnet.

Keine Begegnung wird Wegwarth mit dem Klötzer Stadrat haben. So war er ebenso wie sein Kollege Joachim Klabis aus Trippigleben zur nächsten Sitzung des Gremiums eingeladen worden. Allerdings nicht schriftlich, sondern über die Presse. Die beiden werden aber nicht kommen. "Wir sind keine Spezialisten, die verbindliche Aussagen zum Verhalten des Wolfes machen können", betont Wegwarth. "Das ist nicht unsere Aufgabe. Dafür gibt es Wildbiologen."