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Abgeordneter Jens Ackermann eröffnet Ausstellung in der Wanzleber Bibliothek 60. Jahrestag des DDR-Volksaufstandes: Zeitzeugen erzählen, was sie erlebten

Von Sabrina Trieger 18.06.2013, 03:21

Zum DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 ist gestern vom FDP-Bundestagsabgeordneten Jens Ackermann in der Wanzleber Bibliothek eine Ausstellung eröffnet worden. Die Zeitzeugen Richard Wilhelm und Pfarrer Martin Kramer aus Magdeburg erzählten dabei, wie sie den Tag erlebten.

Wanzleben l "Wir wollen freie Menschen sein" - was als Arbeiteraufstand in Ost-Berlin begann, mündete vor 60 Jahren in einem Massenprotest gegen das DDR-Regime, der darin gipfelte, dass er am 17. Juni 1953 von der SED brutal und blutig niedergeschlagen wurde. Mit einer Ausstellung, die gestern zum 60.Jahrestag des Volksaufstands vom Bundestagsabgeordneten Jens Ackermann in der Wanzleber Bibliothek eröffnet wurde, soll an die Geschichte vom 17. Juni 1953 erinnert werden. 20 Plakate dokumentieren den Volksaufstand.

Vor 60 Jahren wehrten sich rund eine Million Menschen an hunderten Orten in der DDR erstmals gegen die Diktatur des Sowjet-Regimes. Es war die erste Massenerhebung nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Protest richtete sich gegen den Kurs des SED-Regimes unter Staatschef Walter Ulbricht. Die Nachkriegszeit in der DDR war von Zwangsenteignungen, Lohnsenkungen und einer Flüchtlingswelle nach Westdeutschland geprägt.

"Ein Beschluss des SED-Regimes, die Arbeitsnormen zu erhöhen, löste die Proteste aus. Der Lohn war niedrig, das Nahrungsangebot knapp und das Leben teuer. Auch der Entzug von Lebensmittelkarten sorgte für weiteren Unmut", erzählt Zeitzeuge Richard Wilhelm (81) aus Magdeburg gestern bei der Ausstellungseröffnung. So kostete beispielsweise eine Tafel Schokolade im Westen 50 Pfennig, im Osten 8 Mark. "Immer mehr Menschen versammelten sich in den Straßen und forderten mehr Demokratie. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich damals in Magdeburg die demonstrierenden Arbeiterkolonnen aus dem Thälmannwerk habe ziehen sehen. Die Sowjetunion forderte ihre Reparationen, die sollten aus der DDR herausgepresst werden. Das wollten sich die Bürger nicht länger gefallen lassen. Deshalb gingen sie auf die Straße."

50 Menschen kamen damals ums Leben, Tausende wurden festgenommen. Auch Pfarrer a.D. Martin Kramer erzählte gestern, wie er den Tag vor 60Jahren erlebte. "Ich war damals Student an der Martin-Luther-Universität in Halle. Wir saßen vor dem Radio und hörten die Nachrichten aus Berlin, wobei es bei der Berichterstattung zu den Geschehnissen am 17. Juni zwischen der ost- und westdeutschen Presse einen deutlichen und klar erkennbaren Unterschied gab", erzählt der 80-jährige Theologe.

Neben bekannten Aufnahmen präsentiert die Ausstellung bisher unbekannte Bilder aus allen Teilen der ehemaligen DDR. Auf Initiative des Abgeordneten Jens Ackermann und der Erhard-Hübener-Stiftung, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, wird die Ausstellung bis zum 10. Juli in der Bibliothek dienstags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 16 Uhr zu sehen sein.