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Elf Musterbände "Erinnerungen in Wort und Bild" erschließen die Geschichte Langenweddingens Eine Chronik fast aus dem Nichts heraus

Von Dirk Halfas 24.01.2015, 01:11

Seit Jahren beschäftigt sich Rudolf Ehrhardt mit der Geschichte seines Heimatdorfes Langenweddingen. Elf Bände sind bisher aus seinen Recherchen entstanden. Allerdings wurde erst einer dieser Bände veröffentlicht.

Langenweddingen l Es ist schon erstaunlich, was man aus dem Nichts heraus schaffen kann. Mit viel Mühe und in detaillierter Kleinarbeit hat der Langenweddinger Ortschronist Rudolf Ehrhardt die Geschichte seiner Gemeinde dokumentiert und arbeitet weiter daran.

"Ich sehe meinen Mann nur zum Essen, sonst ist er in seinem Arbeitszimmer", sagt Margaritta Ehrhardt ein wenig scherzhaft. Er selber meint, wieder zurück in seinem behaglichen Refugium: "Ein Glück, dass meine Frau nicht nachfragt, was mich das finanziell gekostet hat." Gemeint ist die Erschaffung von elf Bänden "Erinnerungen in Wort und Bild".

In der Gemeinde Langenweddingen gab es zuvor keine Aufzeichnungen, keine Chronik aus früheren Zeiten, nicht einmal bei den älteren Vereinen, wo man hätte nachlesen können. "Es ist unglaublich, dass noch nie vorher etwas zusammengefasst war. Andere Gemeinden haben so etwas. Woran das lag, dass es hier nichts gab, weiß man nicht", erzählt der 78-Jährige. Nur 1897 hatte der damalige Kreis einiges veröffentlicht. Es wurde der Ort Langenweddingen genannt mit der Einwohnerzahl und seinen Gewerbetreibenden. Das war aber auch das Einzige, worauf Rudolf Ehrhardt zurückgreifen konnte.

"Begonnen hatte das Projekt eigentlich Anfang der 1990-er Jahre, als in einer vom Arbeitsamt finanzierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Jutta Michel damit anfing, aus der Bevölkerung heraus Material zu sichten und zu sammeln. Das waren erste Anfänge, um überhaupt eine Übersicht zu bekommen. Später bin ich dann eingestiegen, da es mich angestachelt hat, weil ja nichts vorhanden war und um der Nachwelt wenigstens etwas zu überlassen", erklärt Rudolf Ehrhardt.

Alleine hat er dann aus verschiedenen Quellen, die er von interessierten Einwohnern bekam, die Chronik erarbeitet. Dies war zum Teil gar nicht so einfach, da aufgrund des Alters der Fotos, Texte und Urkunden deren Qualität sehr schlecht war und alles kopiert werden musste, um es den Eigentümern zurückzugeben. Etwas leichter war die Einarbeitung der jüngeren Geschehnisse. Hier konnte er die Dokumentationen nutzen, die Vereinsmitglieder, auch die seines Kultur- und Heimatvereins "Die Weddinger", zu kulturellen Festen und Ausstellungen nach 1990 zusammengetragen haben. So gab es teilweise bis zu 70 Bildtafeln in Sporthalle und Schule, die Begeisterung der Langenweddinger war groß. Durchgehend bis zum heutigen Tag werden fast jährlich solche Ausstellungen zu bestimmeten Themen durchgeführt, wie etwa "Aus Omas Zeiten", "Das Handwerk", "Gewerbegebietsfest" oder "Landwirtschaft". All das fließt in Ehrhardts Aufzeichnungen ein.

Aus allem, was er bisher zur Verfügung hatte, sind elf Musterexemplare "Erinnerungen in Wort und Bild" entstanden. Der erste Band wurde mit der 1. Auflage 2008 veröffentlicht und fand reichlich Zuspruch. Das ermutigte Ehrhardt zum Weitermachen. "Bei der Veröffentlichung des 1. Bandes hat die Gemeinde Sülzetal großzügig geholfen, die in den Vertrag einstieg und die Vorfinanzierung mit absicherte. Ich möchte nochmal ein Dankeschön an den früheren Bürgermeister Erich Wasserthal sagen", hebt der Ortschronist hervor.

Langenweddingen feiert 2016 den 1070. Geburtstag

Vergleicht man den bereits erschienenen Band mit den von ihm selbst gefertigten Musterexemplaren, fällt eines auf: Deren Qualität reicht fast an das Gedruckte heran. Ehrhardt hat mit Fingerspitzengefühl und hohem Zeitaufwand im wahrsten Sinne des Wortes Handarbeit geleistet, wie etwa die Einbanddeckel passend zusammengeschnitten, die Seiten zusammengeklebt und danach auch noch genäht. Ein Buchbinder hätte es nicht besser machen können.

Auch inhaltlich lassen die Zusammenstellungen aus der Historie und Gegenwart der Ortsgemeinde Langenweddingen nichts zu wünschen übrig, zeigen, welche Werte hier eigentlich schlummern. Sie entfächern ein breites Spektrum unter anderem von den "Chronistischen Aufzeichnungen über 135 Jahre Industrie- und Gewerbestandort Osterberg - Kalkwerk, Kekswerk, Konservenfabrik", "Langenweddinger Mühlen und Müller" bis hin zu "125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Langenweddingen" oder "Die große Landwirtschaft in der Gemeinde".

Im kommenden Jahr feiert das 946 gegründete Langenweddingen 1070-jähriges Bestehen. Ehrhardts Ziel ist es, dass bis dahin die bisherigen elf Bände in drei zusammengefassten Musterbänden vorliegen. "Wenn die drei Bände 2016 gedruckt werden sollen, muss man sich im Verein zusammensetzen und über die Finanzierung beraten. Aber auch bei der Gemeinde, denn der Verein feiert ja nicht 1070Jahre Bestehen, sondern die Gemeinde", mahnt der Chronist allerdings an.