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Jaclin Kaufmann-Hochmuth (47) ist neue Chefmaskenbildnerin am Theater der Altmark Arbeitsbeziehung im Souterrain

Von Nora Knappe 27.01.2011, 05:30

Stendal. Ein Paar, ein Team. Jaclin Kaufmann-Hochmuth und ihr Mann Jens haben endlich wieder zueinander gefunden. Nach einigen Jahren Fernbeziehung teilen sie nun nicht nur eine Wohnung, sondern auch gleich den Arbeitsplatz. Denn seit Anfang des Jahres ist Jaclin Kaufmann-Hochmuth (47) neue Chefmaskenbildnerin am Theater der Altmark. Und ihr Mann ist schon seit vier Jahren hier, hat bis Ende letzten Jahres Harald Jahn als Chef gehabt.

Für Jaclin Kaufmann-Hochmuth ist es nicht ganz das erste Mal, dass sie Chefin ist – ein dreiviertel Jahr hatte sie die kommissarische Leitung der Maske im Drei-Sparten-Haus in ihrer Heimat Zwickau inne. Dort, genauer: am Theater Plauen Zwickau, hat sie 16 Jahre lang gearbeitet. Bis sie dann 2011 nach Stendal kam.

Egal, ob künstlich oder echt – wenn Jaclin Kaufmann-Hochmuth mit Haaren zu tun hat, ist sie glücklich. Und deshalb macht es ihr auch gerade große Freude, die Kurzhaarperücke für eine Figur im nächsten Premierenstück "Der Held der westlichen Welt" zu knüpfen. "Die Schauspielerin hat so lange Haare, bis hier", sagt Kaufmann-Hochmuth und hält ihre flache Hand in Hüfthöhe. "Und im Stück tritt sie mit stoppelkurzen Haaren auf."

Die Vorliebe für Haare, "die kommt halt von meinem Beruf", sagt Kaufmann-Hochmuth. Anfang der 80er hat sie eine Friseur-Ausbildung gemacht, dann zehn Jahre in einem Laden gearbeitet. Anfang der 90er fing sie in Zwickau als Theaterfriseuse an, machte später parallel zum Beruf ihren Maskenbildnerabschluss. Der Mephisto war ihr Prüfungsstück. Und den hat sie nun, zum Einstand in Stendal, auch wieder unter ihren Händen: "Faust" wurde im Januar wiederaufgenommen.

So ganz neu sind ihr Stendal, das Theater der Altmark und ihr jetziger Arbeitsplatz im Souterrain übrigens nicht. Im Sommer vorigen Jahres war Jaclin Kaufmann-Hochmuth schon für drei Monate als Vertretung für Harald Jahn hier. Da wurde sie bereits gefragt, ob sie nach dessen Renteneintritt seine Nachfolgerin werden wollen würde. Und das wollte sie. Nach dem plötzlichen Tod ihres Vorgängers rückte ihr Arbeitsbeginn in Stendal unvermutet schnell näher.

Dass sie damit nun auch Chef ihres Mannes ist, stört sie wenig. "Als ich die Vertretung gemacht habe, konnten wir ja schon mal sehen, ob wir nicht nur miteinander leben, sondern auch miteinander arbeiten können", sagt Kaufmann-Hochmuth. Bis jetzt klappt das ganz gut. "Das ist bei zwei Leuten aber auch nicht so kompliziert, wir planen eben gemeinsam, sprechen uns ab. Und es hat ja auch jeder seine Stücke zu betreuen, so dass man nicht alles zusammen macht."

Wenn es nach ihr ginge, sieht die 47-Jährige durchaus eine Perspektive für sich in Stendal. "Wenn die Leitung mich behalten will ..." Auf jeden Fall hat sie Pläne. "Die Räume hier sind an sich schön, aber der 60er-Jahre-Charme in der Ausstattung ist eine Sache, die man in Angriff nehmen sollte." Möbelhäusern und Malern macht sie Spendengaben schmackhaft, indem sie als Austausch ein Kinderschminken anbietet. Zum Beispiel.

Und sie möchte jungen Leuten, die Interesse am Beruf des Maskenbildners haben, die Chance geben, bei einem einjährigen Praktikum ihre Arbeit und die wichtigsten Handgriffe kennenzulernen. "So ein Langzeitpraktikum erhöht die Chancen, später auch mal an einem größeren Haus zu arbeiten", sagt Kaufmann-Hochmuth.

Neues sollen aber auch die Schauspieler zu spüren bekommen. Ihre große Materialkenntnis, wie Kaufmann-Hochmuth ganz selbstbewusst sagt, will sie in Stendal zur Geltung bringen. Damit Wunden noch echter wirken und künstliche Haaransätze noch weniger zu sehen sind. "Mit dem richtigen Material kann man tolle Effekte erzielen."

Und die ein oder andere Perücke soll, natürlich, auch erneuert werden. "Das erfreut dann nicht nur die Schauspieler, wenn sie nicht mehr so einen alten Fiffi aufsetzen müssen, sondern auch das Herz der Maskenbildnerin."