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Im Erdreich der Lebenshilfe-Baustelle an der Bergstraße schlummern mittelalterliche Zeitzeugen Arbeiter legen Burg-Überreste frei

Von Nico Maß 25.10.2014, 03:07

Während der Arbeiten an einem neuen Wohnhaus der Osterburger Lebenshilfe haben Bauleute an der Bergstraße Überreste einer mittelalterlichen Wall-Konstruktion freigelegt. Die Befestigung dürfte zu der Burganlage gehören, die im Bereich zwischen Großem Markt und Bergstraße stand.

Osterburg l Britta Scheibe aus dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie dokumentierte in dieser Woche Überreste einer Holz-Erde-Konstruktion, die vermutlich zur Außenbefestigung einer Burg gehörten. Der Fund kommt für Frank Hoche nicht überraschend. "Seit Anfang der 90er Jahre wurden im Quartier zwischen Großen Markt, Burg- und Bergstraße an verschiedenen Stellen Zeugnisse einer Burg entdeckt. Untersuchungen des von ihren Erbauern genutzten Holzmaterials haben ergeben, dass die Anlage etwa um 960 und damit in der Zeit Otto des Großen entstanden sein muss", erzählte der Osterburger Kreismuseumschef. Laut Hoche gibt es auch von der Befestigung der mutmaßlich kreisrunden Burg längst ein klares Bild: An dem äußeren Wall, der aus einer Holz-Erde-Konstruktion bestand, habe sich ein Graben angeschlossen. An die Wasserbarriere grenzte wiederum die innere Verteidigungsanlage, eine hölzerne Palisadenmauer.

Die im Boden verbleibenden Wallreste sind nicht die einzigen mittelalterlichen Zeitzeugen, die die Bauarbeiten ans Tageslicht beförderten. So wurde auch ein Tierskelett entdeckt. Dabei könnte es sich um ein Rind, Fohlen oder womöglich auch um ein kleineres Pferd handeln. Nach Angaben von Frank Hoche ist dieser Fund "nicht das erste Beispiel für eine ,Tierbestattung` in Osterburg." Der Kreismuseumschef erinnerte daran, dass vor Jahren bei Ausgrabungen auf dem Grundstück eines Wohn- und Geschäftshauses in der Poststraße das Skelett einer kleinen Kuh geborgen wurde.

Britta Scheibe konnte an der Bergstraße auch eine neuzeitliche Brunnenanlage sowie Spuren des großen Stadtbrandes im Jahr 1761 sichten. Historischer "Zivilisationsmüll" wie Keramikscherben blieb dagegen bislang fast vollständig aus. "Das ist schon eher ungewöhnlich. Allerdings darf eben nicht vergessen werden, dass an der Bergstraße keine wissenschaftliche Ausgrabung vorgenommen wird. Es handelt sich lediglich um eine baubegleitende Bergung und Dokumentation", erklärte Frank Hoche.

Während die Arbeit der Archäologen auf dem Lebenshilfe-Grundstück noch nicht beendet ist, hat sich ihr Wirken auf dem angrenzenden Bibliothekshof bereits erledigt. Denn bei der Umgestaltung des Areals in den "Literaturhof der Generationen" dringen die Bauleute nicht sehr tief in den Boden ein. Archäologisch relevante Schichten werden dort gar nicht berührt.