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Familiencamp Fledermäuse sind nicht gruselig

Im Osterburger Biesebad schlugen am Wochenende drei Familien ihre Zelte auf.

Von Frank Schmarsow 24.08.2015, 12:52

Osterburg l Initiatorin des Zeltlagers war die von Anja Bäthge geleitete Naturschutzjugend (Naju) Osterburg. Sie führte ein Fledermaus-Familiencamp durch. Drei Familien aus Colbitz, Halle und Potsdam beteiligten sich daran.

Vor etlichen Jahren hat Anja Bäthge die Naju-Gruppe in Osterburg gegründet und sich ein fundiertes Wissen über die Flattertiere angeeignet, so dass sie, wie auch ihre Mutter Brigitte, zu kompetenten Aussagen befähigt ist. Beide gehören dem Arbeitskreis Fledermausschutz Sachsen-Anhalt an. Anja, die derzeit in Rostock lebt, spezialisierte sich in ihrem Studium Naturschutz und Landschaftsplanung auf Fledermäuse und machte so ihr Hobby zum Beruf.

Wenn die Vögel abends zur Ruhe gegangen sind, werden sie von den Fledermäusen bei der Insektenjagd abgelöst. Dem waren die Camper an beiden Abenden auf der Spur. "Im Stadtgebiet gibt es größere Quartiere im Gemäuer des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums und Baumquartiere auf dem Friedhof. "Dort jagen unheimlich viele Fledermäuse", wusste die Wissenschaftlerin. "Im Stadtbereich kommen vor allem die Zwerg-, Breiflügel-, Rauhautfledermaus und der Abendsegler vor. Über der Biese sind außerdem Wasserfledermäuse auf Nahrungssuche."

Die nächtlichen Jäger können selbst keine Quartiere bauen und sind auf die Unterstützung des Menschen angewiesen. Sie nutzen Nischen, Spalten und Löcher in Höhlen und alten Gebäuden; die moderne Bauweise lässt ihnen keine Schlupfmöglichkeiten. In Wäldern und Parks mögen sie verlassene Spechtwohnungen und andere Hohlräume in Bäumen. "Fledermäuse", so die Expertin weiter, "sind als Schädlingsbekämpfer ungemein wichtig für uns, vor allem die Land- und Forstwirtschaft hat beträchtlichen Nutzen; es werden weniger Insektizide benötigt."

Auf einer Tagesexkursion in den Seehäuser Forst zeigte Brigitte Bäthge Fledermauskästen an Bäumen, die sie mit Unterstützung der Forstbehörde angebracht hat und ständig kontrolliert - auf Bewohner, Sauberkeit und Beschaffenheit. Sie und ihre Tochter seien dazu und zur Kenzeichnung der Tierchen befugt, erklärte sie. In einem Kasten fanden sie sogar eine Bewohnerin, und die Kinder durften sie vorsichtig streicheln.

Ina aus Colbitz meinte: "Ich fand, es war ein schönes und interessantes Wochenende. Ich habe zum ersten Mal so viel über Fledermäuse erfahren." Und Anna aus Halle hat ihre Meinung zu Fledermäusen revidieren können: "Vorher habe ich sie etwas gruselig gefunden. Jetzt habe ich eine streicheln können; sie tun uns nichts, sind nützlich und direkt niedlich."