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Andreas Bosse nimmt am Deutschen Backkongress in Wiesbaden teil: Neue Konzepte der Branche unter der Lupe Mit Qualität und Vertrauen beim Kunden punkten

Von Dirk Andres 26.07.2012, 05:20

Einmal im Jahr treffen sich die Spitzen der Backbranche in Wiesbaden. Mit dabei war in diesem Jahr auch Landbäckerchef Andreas Bosse. Im Fokus standen dabei die neuen Erfolgskonzepte in der Backbranche.

Stendal l "Wir müssen unsere Kunden kennen, dann kaufen sie auch bei uns und sind zufrieden", sagt Andreas Bosse, Geschäftsführer der Stendaler Landbäckerei. Mit dieser Meinung steht er nicht allein da, sondern damit umschreibt er einen Trend, der in Deutschland zunimmt. Bosse war mit seinen Ansichten zum Deutschen Backkongress vor wenigen Wochen in Wiesbaden in guter Gesellschaft.

Mit 14 170 Meisterbetrieben, einem Gesamtumsatz von 13,35 Milliarden Euro und 292 400 Mitarbeitern zählt das deutsche Bäckerhandwerk zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren Deutschlands. Die Käuferreichweite für Brot lag bei 99 Prozent, das heißt von 1000 Haushalten in Deutschland kauften 990 im Jahr 2011 mindestens einmal Brot. Dieser Wert ist seit Jahren stabil. Dennoch gibt es in der Branche starke Veränderungen.

"Die deutsche Backbranche erlebt derzeit einen Umbruch wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Das Angebot an frischen Backwaren wird nicht nur immer stärker zur Spielwiese für den klassischen Lebensmitteleinzelhandel, vor allem die Discounter bauen ihr Angebot ständig aus und bedrohen dadurch die Rentabilität vieler Filialstandorte", schreibt Dr. Erhard Bost, Mitinitiator des diesjährigen Backkongresses in Wiesbaden. Während in seinen Augen die kleinen Handwerksbäckereien ihre Nische finden können, müssten Filialbäckereien neue Wege der Profilierung suchen.

Authentische Brot- und Backkonzepte sind eine Möglichkeit, um sich der zunehmenden Konkurrenz in der Backbranche zu stellen. Im Stendaler Unternehmen wird diese Strategie seit vielen Jahren verfolgt. Dabei müssten Unternehmen wie die Landbäckerei jedoch nicht nur die Kunden mitnehmen, sondern auch ein wichtiges Augenmerk auf die Mitarbeiter legen. Der Betrieb mit derzeit knapp 800 Beschäftigten am Produktionsstandort Stendal und in den 130 Filialen stellt sich seiner Sozialverantwortung.

Qualifiziertes und motiviertes Personal soll an das Unternehmen gebunden werden und ein gutes Betriebsklima geschaffen werden, welches sich auch auf die Kundschaft überträgt. Eine wichtige Grundlage ist eine flexible Arbeitszeitgestaltung, wobei sowohl Gleitzeit als auch Teilzeitarbeit genutzt werden, um ein familienfreundliches Arbeiten zu ermöglichen. Hinzu kommt ein aktives Gesundheitsmanagement, regelmäßige Aktivitäten mit der Belegschaft. Außerdem werden den Mitarbeitern Rabatte auf Unternehmensprodukte gewährt.

Gesellschaftlich engagiert sich das Unternehmen durch die Mitarbeit in zahlreichen Gremien der Region, unterstützt Vereine und tut auch etwas für die Umwelt. So hat das Unternehmen ein Energiemanagement, nutzt Naturstrom und klimaneutrales Erdgas und gewinnt Wärme zurück.

Ganz unbemerkt blieben diese Bemühungen in der Vergangenheit nicht. Der Mittelstandspreis der Oskar- Patzelt-Stiftung im Jahr 2007, der Wirtschaftspreis Altmark 2011 oder auch die Goldene Ehrennadel der Industrie- und Handelskammer Magdeburg in diesem Jahr sind nur wenige Beispiele dafür.

Was Bosse und seine Kollegen zunehmend bemerken, dass Kunden wieder größeren Wert auf Qualität legen und damit auch bereit sind, einen höheren Preis als beim Discounter zu zahlen. Allerdings ist diese Entwicklung noch ein zartes Pflänzchen. Zwar sind die Konsumausgaben für Nahrungsmittel seit 2009 von knapp zehn Prozent auf über elf Prozent gestiegen, doch in Ländern wie Frankreich beträgt der Anteil bis zu 20 Prozent.

Neue Konkurrenz droht den Bäckern hierzulande auch von Konzernen wie Mc Donald\'s. So plant das Unternehmen nach dem Aufbau seiner Kaffeesparte nun auch, ein deutsches Frühstück anzubieten. Bosse nimmt es noch gelassen und will weiter mit seinen Mitarbeitern an einer guten Kundenbeziehung arbeiten. Das sei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wer seine Kunden versteht, habe auch ihr Vertrauen. Offenheit und Transparenz sind damit wichtiger denn je.