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Manfred Lüders informierte über Salzwedeler Schulgeschichte - Historie mit Höhen und Tiefen: Bildungsnotstand an der Jeetze

Von Uta Elste 07.01.2011, 05:25

"Eckdaten der Salzwedeler Volksschulen" standen im Mittelpunkt des ersten Jour Fixe 2011. Manfred Lüders erläuterte Chronologie, wissenswerte Details und Hintergründe dieses Kapitels der Salzwedeler Stadtgeschichte.

Salzwedel. "Schulpolitik war und bleibt schwierig", resümierte Kultusminister a.D. und Jour- Fixe-Initiator Karl-Heinz Reck nach dem Vortrag. Lokalpolitik spiegelte sich in der Salzwedeler Schulgeschichte ebenso wider wie das Geschehen des Dreißigjährigen Krieges und königliche Anordnungen aus dem fernen Potsdam.

Eine erste Schule soll neben der Kluhs gestanden haben, eine weitere in der Altstadt etwa 1363 zwischen der heutigen Chüdenstraße und dem Umfluter. In der Neustadt entstand an der Katharinenkirche zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Neubau. Etwa 200 Jahre später sei eine Vereinigung der Stadtschulen im Franziskanerkloster verfügt worden, so Manfred Lüders weiter. Eine Anweisung, die die Stadtväter der Salzwedeler Neustadt bis 1744 konsequent ignorierten. Statt dessen suchten sie Geldgeber für den Erhalt ihrer Schule und die Bezahlung der Lehrer.

Im späten 16. Jahrhundert zerschlugen sich Pläne für eine so genannte Jungfernschule im Annenkloster an der Nikolaikirche, wo die kleinen Salzwedelerinnen zu Gottesfurcht und Ehrbarkeit erzogen werden sollten. Erst kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden in der Alt- und in der Neustadt jeweils eine private Mädchenschule, die von den zuständigen Magistraten anerkannt wurden.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb Salzwedel dank seiner Finanzkraft vom Dreißigjährigen Krieg verschont. Zwischen 1626 und 1663 habe Salzwedel immerhin mehr als 218 000 Reichstaler an Kontributionen bezahlt, berichtete Manfred Lüders. Die Lehrer konnten die Stadtväter dagegen nicht immer bezahlen. Viele Kinder fielen Epidemien wie der Pest oder den Blattern (Pocken - die Red.) zum Opfer. Lehrer wollten nicht arbeiten oder gar nicht erst in die Stadt kommen. Immer wieder blieben Lehrerstellen an den Stadtschulen über Jahre unbesetzt. Wer es sich leisten konnte, organisierte für die Kinder Privatunterricht. Derart enstanden die so genannten Winkelschulen. Manfred Lüders verwies auf zahlreiche historische Aufzeichnungen, etwa über die Beerdigung von "Schulmeistern". In der Salzwedeler Altstadt habe es schließlich zwölf derartige Kleinschulen gegeben. Da die Lehrer in den etablierten Schulen offensichtlich oftmals nicht in der Lage waren, den Kindern elementares Wissen zu vermitteln, sei ein abwertender Gebrauch der Bezeichnungen Winkelschule oder Klippschule vor diesem Hintergrund nicht berechtigt, betonte Manfred Lüders. Im 18. Jahrhundert veränderte sich die Bildungslandschaft, nicht nur in Salzwedel. Hier fusionierten 1744 dann doch die Schulen der Alt- und der Neustadt. Knapp 20 Jahre später erließ Friedrich II. von Preußen ein Schulgesetz. Das schrieb nicht nur die Höhe des Schulgeldes vor, sondern auch, dass ohne Examen kein Lehrer eingestellt werden durfte.

An die vier preußischen Universitäten erging die Anweisung, Studenten nur nach dem Ablegen der Reifeprüfung aufzunehmen. Zu den ersten Salzwedeler "Abiturienten" gehörte Anfang 1789 der spätere Superintendent Oldecop.

Dem Vortrag des ersten Jour Fixe schloss sich eine rege Diskussion an. Die Kulturstammtische dieses Jahres seien im Wesentlichen verplant, informierte Karl-Heinz Reck. Die Veranstaltungen im September, Oktober und November seien jedoch noch frei. "Seien Sie mutig", warb Reck um Interessenten, die sich und ihr kreatives Hobby in diesem Rahmen vorstellen wollen.