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Seit Ende der 2000er Jahre Rückgang der Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen Trinken bis der Notarzt kommt

Von Marco Heide 05.09.2014, 03:16

Zwölf Jugendliche kamen im vergangenen Jahr im Altmarkkreis mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Kathrin Kettler von der Suchtberatungsstelle erklärt, wie Eltern beim Thema Alkohol reagieren können.

Salzwedel l Die Zahl der Jugendlichen, die in Sachsen-Anhalt mit einer Alkoholvergiftung in Kliniken behandelt werden müssen, geht seit einigen Jahren zurück. Doch 2012 zeigte die Kurve erstmals wieder nach oben. 604 Menschen unter 20 Jahren wurden in dem Jahr mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt - im Altmarkkreis waren es 19.

Von 2000 bis 2008 - dem Jahr mit den meisten Einlieferungen - stieg die Zahl der Jugendlichen, die sich ins Koma getrunken haben, von 384 auf 762 im Land. Danach setzte bis 2012 die Trendwende ein.

Auch wenn die Zahlen, bis auf die Ausnahme 2012, rückläufig sind, sieht Kathrin Kettler von der Drogen- und Suchtberatungsstelle Salzwedel im Alkohol eine nicht zu unterschätzende physische und psychische Gefahr für die Jugendlichen. "Viele Jugendliche wissen oftmals nicht, was sie ihrem Körper antun, wenn sie sich in einen Rausch trinken. Alkohol ist ein Nervengift", erklärt die Suchttherapeutin.

Eltern, die merken, dass ihr Kind übermäßig oder regelmäßig trinkt, sollten mit ihrem Nachwuchs das Gespräch suchen. "Verbote bringen aber wenig", erklärt Kathrin Kettler. Besser sei es, die Kinder auf die Gefahren des Alkohols hinzuweisen. Wichtig sei außerdem, meint Kettler, den jungen Leuten einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol vorzuleben. Manche Eltern gehen aus Sicht der Suchttherapeutin zu locker mit dem Thema um. "Alkohol ist auch eine harte Droge. Und in jungen Jahren ist die Gefahr größer als bei Erwachsenen, bei regelmäßigem Konsum in die Abhängigkeit zu geraten", weiß die Expertin.

Abhängig werden aber laut Kathrin Kettler eher die Jugendlichen, die versuchen ihre Probleme in Alkohol zu ertränken. "Partytrinker, die mit einer Vergiftung im Krankenhaus landen, zählen weniger zu unseren Klienten", erzählt die Suchttherapeutin. Dennoch hat die Drogen- und Suchtberatungsstelle ein Projekt in der Schublade, das genau in Richtung Koma-Trinker zielt, aber noch an der Personalkapazität in der Einrichtung scheitert. Dieser Plan sieht vor, dass die Mitarbeiter der Beratungsstelle gleich zu den Jugendlichen, die eine Alkoholvergiftung erlitten haben, gehen und mit ihnen das Gespräch suchen.

Eltern und Jugendliche, die zum Thema Alkohol weitere Informationen haben möchten, können sich an die Beratungsstelle an der Chüdenstraße 4 in Salzwedel wenden.