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Junge Archäologen der Altmark suchen nach wertvollen Funden im Grabungslager Kläden Kammstriche verraten Keramikalter

Von Helga Räßler 04.07.2015, 03:06

15 junge Archäologen aus der Altmark graben bei Kläden nach steinernen Zeitzeugen. Die im Grabungslager 2014 entdeckten Scherbenfunde sind datiert auf die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts. Jetzt werden die Suchabschnitte erweitert. Ziel: Aufschluss über Besiedlung durch Keramikreste.

Kläden l "Am Wochenende ist Grabungspause und wir gehen mit unseren Vorstandsmitglied und Vereinsbegründer Otto Mewes auf Exkursion nach Bömenzien und ins Kloster Arendsee", kündigte Grabungsleiter Thomas Janikulla vom Verein Junger Archäologen der Altmark im Volksstimme-Gespräch an.

Unter seiner Regie suchen 15 Teilnehmer im Alter zwischen 11 und 50 Jahren auf dem Acker bei Kläden seit Dienstag nach weiteren Keramikscherben oder Steinen.

Dazu wird die Erde in den sieben Abschnitten sorgsam mit dem Werkzeug abgetragen. Anschließend muss der Boden mit Maßbändern aufgeteilt werden, um die gefundenen Objekte ganz genau einordnen zu können. Während des Pressetermins waren Johannes Mewes aus Kleinau und Wilhelm Fleig aus Jübar dabei, die akribische höhentechnische Ausnivellierung vorzunehmen und zu dokumentieren.

"Wir wollen die Größe des Fundkomplexes, den wir 2014 im Grabungslager frei gelegt hatten, jetzt genauer ermitteln", kündigte Janikulla an. Schon sichtbar seien die Bodenverfärbungen am Süd, Ost- und Westrand des Feldes. "Wir gehen von einer Breite von zirka zwölf Metern aus, die Länge müssen wir noch herausfinden", sagte er.

Steinpackung stammt aus dem 9. Jahrhundert

"Im vorigen Sommer haben wir hier drei Flächen aufgemacht und eine riesige Steinpackung gefunden", erinnerte Janikulla. Es habe sich herausgestellt, dass dieser Fund noch weitaus größer war als die untersuchten Areale.

Bei den Fundstücken, die sorgsam geborgen, gesäubert und sortiert worden seien, habe es sich um slawische Keramik aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gehandelt. "Und zwar vom Menkendorfer Typ", präzisierte der Fachmann seine Angaben. Der Name wurde nach dem Fundort in Mecklenburg-Vorpommern gewählt. "Die Datierung, die wir in unseren Vereinsdomizil in Jübar vorgenommen haben, gelang uns durch die charakteristische Kammstrichverzierung."

Jetzt sind die Gräber gespannt, was sich noch im Boden befindet. Noch bis Donnerstag, 9. Juli, haben sie Zeit für ihre Suche im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie.

Das hatte auch lange im Vorfeld den Archäologen Torsten Müller beauftragt, den bei einer Flurbegehung gefundenen Scherbenfunden auf den Grund zu gehen. Bei folgenden baubegleitenden Maßnahmen hatte dieser dann Gruben entdeckt, die auf eine frühere menschliche Besiedelung schließen ließen. "Und weil in der Nähe Fundorte aus der Bronze- und Eisenzeit sowie der vorrömischen Kaiserzeit bekannt waren, fanden Anfang 2014 geomagnetische Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Uni Kiel statt", so Janikulla.

Die dabei aufgetretenen Anomalien im Boden waren der Auslöser für das 2014er Grabungslager in Kläden.