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Hitzewelle Hilflos, bratend, fettgebadet

Von Arno Zähringer 06.07.2015, 18:32

Salzwedel l Oh, was haben wir am Wochenende, dem bislang heißesten des Jahres geschwitzt, manche sagen auch transpiriert. In Strömen. Frei nach Altmeister Goethe galt das Motto "Ich sitze, also schwitz ich." Literweise wurde Wasser in den Körper geschüttet, auf den normalerweise später darauffolgenden Gang zur Toilette konnte man sich oft sparen. Denn die meiste Flüssigkeit schied der Körper über die Haut aus, was sich in einem glänzenden Film auf dem größten (Sinnes-) Organ des Menschen bemerkbar machte.

Schweiß überall. An den Händen, am Körper, auf der Stirn. T-Shirts änderten angesichts der Ausdünstungen die Farbe. Beruhigend jedenfalls, dass es allen so erging, die sich am Wochenende in hiesigen Gefilden bewegten. Das eint. Aus den sonst mitleidigen Blicken, die schwitzende Menschen immer wieder ertragen müssen, wurde verständnisvolle Zustimmung angesichts der außergewöhnlichen Situation. Und nicht wenige Menschen konnten sich vorstellen, wie sich eine Bratwurst, so sie denn Emotionen hätte, auf dem Grill fühlen müsste: hilflos, bratend, fettgebadet.

Stöhnen, ächzen und auch leiden

Doch wie der gnadenlosen Hitze begegnen? Da gab es mehrere Varianten. Diejenigen, die das Glück hatten, einen Platz in einem der Freibäder im Altmarkkreis Salzwedel ergattern zu können, konnten sich glücklich schätzen. Andere funktionierten den Garten zu einer Wasserspielwiese um oder bespritzten sich mit Wasserschlauch, -pistolen oder sonstigen Behältnissen. Hauptsache es wurde nass und sorgte für kurzfristige Abkühlung. Doch die anderen stöhnten, ächzten und litten unter Temperaturen, die sich scheinbar unaufhörlich der 40-Grad-Marke näherten. Doch ganz so schlimm ist es immerhin nicht geworden. Doch es reichte. Fürwahr.

Denn die Folgen der Hitze zeigten sich nicht nur in feuchten T-Shirts und Blusen; auch mancher Charakterzug des Menschen brach sich angesichts der extremen Belastung seinen Bann. Während die einen träge, faul, fast bewegungslos und mundfaul vor sich hin dämmerten oder dösten, plapperten andere so munter drauflos, dass man Sorgen haben musste, der Kiefer läuft heiß und beginnt zu qualmen. Andere Zeitgenossen entwickelten einen Hang zur Aggressivität, das "Sch-Wort" angesichts der Wärme wiederholt im Zusammenhang mit weiteren Flüchen bemühend.

Doch letztlich verlief alles noch ganz reibungslos. In den Gaststätten herrschte zumindest am Abend Hochbetrieb, gekühlte Getränke waren so begehrt wie ein Sechser im Lotto und auch der zum Wüterich gewordene Hitze-Geschädigte kühlte sich wieder ab. Der gestrige Montag bescherte ein bisschen Ruhe, heute sollen es wieder an die 29 Grad werden, der Rest der Woche wird kühler. Aber jetzt sind wir ja alle vorbereitet auf die Hitze. Und die Handtücher liegen auch schon bereit.