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Goldener Meisterbrief Und plötzlich war es dunkel

Von Malte Schmidt 24.07.2015, 12:51

Die Salzwedelerin Edda Merkel hat den Goldenen Meisterbrief als Fotografin erhalten. Die 73-Jährige erzählt über ihr Leben.

Salzwedel l Zielsicher kramt Edda Merkel in einem Bilderstapel, der auf einem Holztisch im Wohnzimmer ihres Hauses liegt. "Hier ist es", sagt die Salzwedelerin und zeigt stolz ein Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1965. Man merkt der 73-Jährigen an, dass ihr das Bild und die damit verbundenen Erinnerungen sehr viel bedeuten - aus einem ganz bestimmten Grund, hat sie doch an dem Tag den Meisterbrief als Fotografin erhalten - mit 23.

"Ich war damals das Küken zwischen den alten Herren und die jüngste Fotografenmeisterin der ehemaligen DDR", erinnert sich die sympathische Frau und lächelt. "Das war eine ganz besondere Zeit für mich, da damals auch einige Artikel über mich geschrieben worden sind", weiß sie noch genau. Das ist nun 50 Jahre her. Vor einiger Zeit wurde sie von der Handwerkskammer Magdeburg mit dem Goldenen Meisterbrief als Fotografin geehrt.

Keiner wusste genau, was sie hatte

Wenn Edda Merkel über ihr Leben spricht, dann hört man der 73-Jährigen gerne zu. Bei dem, was sie sagt, merkt man schnell, dass es immer zwei Dinge gab, die ihr am Herzen lagen: Die Fotografie und die Liebe zu ihrer Familie - aber auch der Zusammenhalt. Der sei besonders im Jahr 1977 gefragt gewesen. An diese Zeit erinnert sich Edda Merkel auch heute noch, als wäre es gestern gewesen.

Damals macht sich Edda Merkel wie jeden Morgen fertig für die Arbeit. "Ich wollte nach Wallstawe, um dort eine Veranstaltung zu fotografieren", erinnert sie sich genau. Sie geht aus dem Haus, steigt in ihr Auto, stellt den Rückwärtsgang ein und schaut in den Rückspiegel, um vom Hof ihres Grundstücks, an der Holzmarktstraße in Salzwedel, zu fahren. "Ich habe sofort gemerkt, dass ich alles nur noch verschwommen sehen kann", erzählt Merkel. Geistesgegenwärtig ruft sie eine Kollegin an, die den Termin absagt. Da es ihr nicht gut geht, legt sie sich in ihr Bett. Als ihr Mann nach ihr sieht und das Licht einschaltet, sieht Edda Merkel nichts mehr. Sie nimmt die Lichtstrahlen nicht wahr und weiß sofort, dass irgendwas nicht stimmt. "Ich habe damals geweint und für mich ist meine Welt zusammengebrochen", erzählt die 73-jährige sympathische Frau. Eine Fotografin, die das wichtigste Arbeitsutensil verliert, ihr Augenlicht.

Schlimmste Zeit in ihrem Leben

Der Salzwedeler Augenarzt Doktor Bernd Große kümmert sich sofort um Edda Merkel. Vier Monate hat er der jungen Frau ein Heilmittel in die Augen gespritzt - mit Erfolg. Sie kann wieder hell und dunkel erkennen und macht Fortschritte. Durch seine Hilfe, für die sie ihm bis heute sehr dankbar ist. Daraufhin kommt die Salzwedelerin in eine Spezialklinik nach Jena und im Anschluss für acht Wochen in die Augenheilstätte nach Masserberg.

Ende 1977 darf Edda Merkel zurück zu ihrem Mann und ihren beiden Kindern. "Es war die schlimmste Zeit in meinem Leben, da ich so lange von meiner Familie weg war", sagt die Salzwedelerin. Grund für die plötzliche Blindheit sei ein Nervenzusammenbruch gewesen, weil ihre Augen durch die Arbeit in der Dunkelkammer und mit Scheinwerfern sowie die 50-Stunden-Wochen auf Arbeit sehr viel Kraft gekostet hätten.

Heute kann Edda Merkel problemlos darüber sprechen. Denn die schönen Momente, die die 73-Jährige in all den Jahren als Fotografenmeisterin erlebt hat, überwiegen. So auch, als sie nach der Wende begann, als Fotografin für das Landratsamt zu arbeiten. "Da habe ich Angela Merkel bei einer CDU-Wahlveranstaltung die Hand schütteln dürfen", freut sich Edda Merkel. "Sie hat zu mir gesagt, dass ich die erste Frau Merkel sei, der sie die Hand geschüttelt hat", erzählt die 73-jährige Salzwedelerin stolz.