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Modellflieger aus vielen Teilen Deutschlands trafen sich in Siedendolsleben zu einer Fuchsjagd "Roter Baron" wird mit Methanol betankt

Von Anke Pelczarski 14.11.2012, 02:11

22 Modellflieger und ihre Begleiter trafen sich zu einem AirCombat-Wettbewerb auf dem Flugplatz Siedendolsleben. Mit einer Fuchsjagd in der Luft beendeten sie die Saison 2012.

Siedendolsleben l "Hier ist jeder Jäger und Fuchs", erklärt Enrico Vierke. Der Dährer, der Ende der 1990er Jahre sein Herz für den Flugmodellsport entdeckt hat, fungiert als Hauptschiedsrichter. Und er erklärt das Wettbewerbsziel an diesem Sonnabend: "An jedem der sieben Flugzeuge, die gleichzeitig starten, befindet sich ein zwölf Meter langes Bändchen, das wir Streamer nennen. Die anderen Flieger versuchen, dieses mit Propeller oder Tragflächen abzuschneiden." Sieben Minuten Zeit stünden in einem Durchgang zur Verfügung. Punkte würden ebenfalls vergeben, wenn am Boden stehende Stangen aus Styropor gekappt würden.

Organisator Rainer Handt aus Warenberg erinnert vorm Wettstreit an die Regeln und appelliert an die Fairness. Die Stimmung ist gut. Die erste Runde beginnt: Die Männer laufen zu ihren kleinen Fliegern, starten die Motoren - die Maschinen steigen auf, die Jagd beginnt.

"In Siedendolsleben ist es immer super", lobt Holger Bothmer aus Syke, der den Luftkampf beobachtet. Er habe den Wettbewerb AirCombat, der aus Skandinavien stammt, 1997 in Deutschland eingeführt und bei einer Veranstaltung Enrico Vierke kennengelernt, schildert er. Daraus habe sich eine tolle Zusammenarbeit entwickelt. "Es ist einfach Kult hier", meint auch Rüdiger Kühn aus Drage bei Hamburg. Dem kann Georg Brümmer aus Jork nur zustimmen: "Hier in Siedendolsleben habe ich meinen ersten Wettkampf geflogen, im Jahr 2003. Deshalb komme ich jedes Jahr gern wieder her."

Anika Vierke aus Dähre, die sich mit um die Verpflegung kümmert, erklärt: "Das ist wie eine große Familie. Wenn einer kein Modell mit hat, drückt ihm der andere einfach eins in die Hand, auch wenn nicht sicher ist, ob dieses nach dem Wettkampf noch heil ist." Sie freue sich in jedem Jahr aufs Wiedersehen. "Wettermäßig hatten wir hier schon alles, vom Sitzen im T-Shirt im Sonnenschein bis hin zu 30 Zentimeter Schnee", fügt sie hinzu. Diesmal ist es novemberfrisch, aber trocken.

"Modellflugzeuge sind Spielzeuge für große Jungs", antwortet Holger Bothmer auf die Frage, was das Besondere an dem Hobby sei. Für die einen sei es das Basteln und das Arbeiten mit verschiedenen Flugzeugen, für die anderen das Fliegen an sich, für die Dritten der Nachbau alter Flugzeuge, die in den Weltkriegen eine Rolle gespielt haben. Die Spanne der Technik sei groß gewesen in jener Zeit.

Fritz Panzer aus Immekath hat diesmal einen Dreidecker mit, der "Rote Baron" im Maßstab 1:8, wie der 65-Jährige verrät. "Die Technik, das Bauen und die spannende Frage, ob das Modell überhaupt fliegt", das sei für ihn das Besondere. Damit beschäftige er sich schon seit DDR-Zeiten, damals in der Gesellschaft für Sport und Technik. In Immekath habe er einen eigenen Flugplatz, um zu testen und zu experimentieren. Mehr als 80 Modellflieger habe er in seinem Leben schon gebaut. "Jetzt muss ich erstmal tanken, ich bin gleich dran", merkt er an. Rasch ist der Schlauch angeschlossen. Dabei hilft ihm Andreas Schwerin aus Immekath. "Ich bin der Lehrling vom Fritz, seit drei Jahren", sagt der 27-Jährige. Methanol fließt in den Tank. Die Startzeit steht kurz bevor.

Während Fritz Panzer auf Marke Eigenbau schwört, haben es Holger Bothmer die Fertigmodelle aus Styropor angetan, die er für sich verfeinert. "Es kann schon mal passieren, dass man mit Schrott nach Hause fährt, wenn es einen Zusammenstoß gab. Da ist der Schaden nicht so groß", begründet er. Der Syker gewährt Georg Brümmer einen Blick in den Fahrgastraum, erklärt alles genau. Dann wendet er sich wieder dem Wettstreit in der Luft zu, lässt sich von der Faszination Fliegen anstecken.