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Daniel und Norman Herbrich aus Biere sind ein Teil der Zukunft im Dachdecker-Handwerk Berufsbegleitend die Schulbank gedrückt: Brüder absolvieren ihre Meisterausbildung

Von Olaf Koch 23.01.2014, 02:19

Dass Arbeit und Weiterbildung Spaß machen können, beweisen zwei Dachdecker aus Biere. Die Brüder Daniel und Norman Herbrich haben ihren Meister gemacht - weil sie eine Zukunft im Handwerk sehen.

Biere l Ein richtiger Familienbetrieb mit Tradition ist es noch nicht. Aber die Herbrichs sind auf dem besten Weg dorthin. Schon der Vater von Daniel und Norman Herbrich hat als Dachdecker gearbeitet, die beiden Söhne - heute 34 und 31 Jahre alt - treten in die Fußstapfen ihres Familienoberhauptes. Inzwischen denkt auch der Nachwuchs von Daniel Herbrich an seine berufliche Zukunft, der Sohnemann will noch einen Schritt weiter gehen und Architekt werden.

Sollte sich der Stammhalter für die gleiche Arbeit wie Vater, Onkel und Opa entscheiden, wäre es fast schon die klassische Definition eines typischen Familienbetriebes. "Unternehmensnachfolge ist im Handwerk durchaus typisch, begünstigt durch die Mitwirkung mehrerer Generationen aus ein- und derselben Familie. Das Motto lautet vielfach: Aus der Familie übernommen, an die Familie weitergegeben", schreibt die Handwerkskammer Halle in ihrer Information "Handwerkswirtschaft aktuell".

Doch in dieser Frage stehen die Herbrichs noch weit am Anfang. Es ist zunächst der Interesse am Dachdeckerberuf, der beide zufällig in die gleiche Branche bringt. Immer sind sie in kleineren Handwerksbetrieben in der Region beschäftigt: zunächst in Atzendorf, dann in Altenweddingen, heute in Gnadau.

"Ich hatte immer das Gefühl, dass wir uns weiterbilden sollten", berichtet Norman Herbrich im Gespräch mit der Volksstimme. Er überredet seinen Bruder zur Meisterausbildung. Beide wägen mit ihren Familien das Für und Wider ab, denn was da auf die beiden Männer, die gleichzeitig verheiratete Familienväter sind, zukommt, wäre eine harte Nuss: Drei Jahre lang drücken sie von Freitagnachmittag bis zum Abend sowie am Sonnabend die Schulbank. Berufsbegleitend sozusagen. Die Ausbildung zum Meister findet über die Handwerkskammer Halle in einer kleinen Stadt in der Nähe der Saalestadt statt. "Daniel wusste anfangs nicht, ob er diese zusätzliche Belastung durchstehen würde", erinnert sich Normen Herbrich.

So fahren beide gemeinsam zu jedem Ende der Woche in Richtung Halle. "Das Gute daran war, dass wir uns immer wieder austauschen und auch Mut machen konnten", so Daniel Herbrich. Neben einem fachspezifischen Teil mit fachpraktischen und -theoretischen Inhalten folgt ein fachübergreifender Part. Dabei wird das Wissen zu betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen, rechtlichen und pädagogischen Inhalten vermittelt. Am Ende schließen die Brüder ihre dreijährige Meisterschule mit einem Notendurchschnitt von 1,5 ab.

Dass die Ausbildung kein Selbstläufer ist, beweisen die Zahlen: Von den 16 Kollegen, die mit den Brüdern aus Biere im Jahr 2010 die Weiterbildung begonnen haben, werfen vier das Handtuch - also 25 Prozent. Nach Zahlen der Handwerkskammer Halle sind die Meisterabschlüsse in der Gewerbegruppe Holz seit 10 Jahren rückläufig: Waren es im Jahr 1992 noch 31 Abschlüsse, wurden zehn Jahre später 42 gezählt, und im vergangenen Jahr waren es gar nur 17.