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Berthold Bensch aus Plötzky wird mit der Ehrennadel in Gold geehrt "Der Vorsitzende schlägt vor und wird selbst vergessen"

Von Kathleen Radunsky-Neumann 04.01.2011, 05:25

Eine Auszeichnung der besonderen Art haben Klaus Beier und Rüdiger Großmann am Sonntag vorgenommen. In Plötzky haben sie Berthold Bensch für dessen Engagement beim SV Eintracht 62 Plötzky mit der Ehrennadel in Gold des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt geehrt. Das ist hierzulande die zweithöchste Auszeichnung für ein Ehrenamt.

Plötzky. Die Überraschung ist gelungen. Sonntagfrüh, punkt 10 Uhr, stehen Klaus Beier und Rüdiger Großmann bei Berthold Bensch in Plötzky vor der Tür. Gemeinsam gratulieren die Vertreter des Kreisfachverbandes Fußball Salzland (KFV) dem Senior zu seinem 80. Geburtstag. Als Bonbon oben drauf haben sie ein besonderes Geschenk dabei: Die Ehrennadel in Gold des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt. Die zweithöchste Auszeichnung, die man hierzulande für sein sportliches Ehrenamt erhalten kann.

"Normalerweise schlägt der Vereinsvorsitzende die Auszuzeichnenden aus den eigenen Reihen vor, doch dabei wird er selbst dann immer vergessen", begründet Rüdiger Großmann, seines Zeichens Ehrenpräsident des KFV, die mehr oder weniger späte Ehrung für Berthold Bensch. Den 80. Geburtstag habe er daher gemeinsam mit KFV-Geschäftsführer Klaus Beier zum Anlass genommen, um Berthold Bensch zu überraschen. "Er wusste nur, dass wir ihn besuchen wollen", berichtet Klaus Beier, während er dem Ehrenamtlichen seine verdiente Nadel an den Pullover steckt. Stolz funkelt es in den Augen des Seniors.

"Über 60 Jahre ist Berthold für den Sport im Einsatz", beginnt Beier seine kleine Lobeshymne. Angefangen als Spieler, übernahm Bensch danach Funktionärstätigkeiten. "Irgendwann machen die Knochen nicht mehr mit", versucht Berthold Bensch sein ehrenamtliches Engagement herunter zu spielen. "Aber zu mir in die Geschäftsstelle kommst du auch noch mit dem Fahrrad", entgegnet ihm daraufhin Klaus Beier augenzwinkernd. "Berthold ist immer der treibende Keil gewesen", lobt derweil Rüdiger Großmann. Aufgeben gibt es bei dem Sportler nicht. Und Bensch fügt hinzu: "Ich bin alle Funktionen durch." War er zuletzt Vorsitzender, ist er jetzt Schatzmeister und gehört zum Vorstand von Eintracht 62 Plötzky.

Ans Aufhören will und kann der 80-Jährige nicht denken. "Man hängt an dem Sport." Mit 17 Jahren begann Berthold Bensch seine sportliche Karriere. Damals noch in Pretzien, weil Plötzky keinen eigenen Verein hatte. "Da waren irgendwann mehr Spieler aus Plötzky als aus Pretzien", berichtet der Senior mit einem Schmunzeln. Also wurde 1962 der SV Eintracht 62 Plötzky gegründet. Damit einher bekamen die Sportler aber auch ein Problem: "Wir hatten keinen Sportplatz." Da wurde kurzerhand auf einer Fläche direkt an der Salzerstraße gespielt. "Da hattet ihr doch eure Umkleide im Kindergarten", sagt Rüdiger Großmann an Berthold Bensch gerichtet. Ein Zustand von Dauer sollte das nicht sein. "Wir haben uns dann unsere eigene Stätte errichtet", sagt Bensch. In freiwilliger Eigenleistung haben die Sportler und Freunde des Vereins die heutige Anlage am Waldstadion hergerichtet. Und weil die Kassen auch damals schon klamm waren, musste statt Fußballrasen Böschungsrasen gesät werden. "Der war nicht so gut wie der richtige, aber es ging auch", grinst der Jubilar, der einst in der Bezirksklasse gespielt hat. Gleichwohl erinnert er sich mit Großmann und Beier an diverse Kopfballtore, jenen Sieg und jene Niederlage. 60 Jahre Engagement im Sport sind eben eine lange Zeit.