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Pömmelter haben eine pfiffige Idee, um ihr Dorf vor dem Drängwasser zu schützen Sandsäcke werden mit dem Kahn verteilt

Von Thomas Linßner 24.01.2011, 05:30

Damit die Pömmelter "Vorstadt" nicht in den Drängwasserfluten versinkt, bauten Feuer- und Wasserwehr einen rund 400 Meter langen Wall aus 14 000 Sandsäcken. Das Besondere: Sie wurden mit zwei Kähnen verteilt.

Pömmelte. Das hat es vermutlich seit der Katastrophenflut von 1876 nicht mehr gegeben: Kahnfahrten in Pömmelte. "Der Boden ist so aufgeweicht, dass wir die Sandsäcke in zwei Boote geladen haben", sagt Ortswehrleiter Mario Mutschall. Je Fuhre wurden 40 Säcke zum Bestimmungsort geschippert. Das geschah am nordöstlichen Ortsrand, wo der Landgraben die Wassermassen aus Richtung Barby "bringt".

"Die LHW-Fachberater haben eingeschätzt, dass es sinnvoll ist"

"Wir haben es mal ausnivelliert: In der Vorstadt würde das Wasser jetzt zehn Zentimeter höher stehen", beweist Mario Mutschall den Erfolg der Aktion. Wobei nicht nur der Sandsackverbau, sondern auch Pumpen des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW) einen Anteil haben. "Die LHW-Fachberater haben eingeschätzt, dass es sinnvoll ist, was wir hier machen", berichtet der Ortswehrleiter. So liefert pausenlos ein Notstromdiesel Spannung für die Tauchpumpen, die das Wasser aus dem verbauten Bereich zurück in den Graben fördern. Wobei man ein Auge darauf hat, dass der Niveauunterschied zwischen vor und hinter dem Sandsackdamm nicht unverhältnismäßig wird. "Der Druck könnte zu groß werden und die Säcke ins Rutschen kommen", gibt Mutschall zu Bedenken.

Es sind hauptsächlich Kameraden der Feuer- und Wasserwehr sowie ein paar Pömmelter Bürger beteiligt. Auch Feuerwehrleute aus Gnadau und Bördeland unterstützten Donnerstag und Freitag den Einsatz. Mario Mutschall dankt allen Beteiligten.

<6>Allein die Verlegung von rund 14 000 Sandsäcken ging auf die Knochen. Weil sie an der Grabenkante auf dem Acker aufgeschichtet wurden, wo der Boden außerordentlich aufgeweicht ist, kamen die Akteure auf eine pfiffige Idee: Warum nicht Kähne zum Transport benutzen? Der parallel verlaufende Graben ist doch tief genug. Ein Kahn wurde von der Fährstelle Barby heran geschafft, den zweiten stellte der Pömmelter Feuerwehrmann Thomas Meyer zur Verfügung.

LHW-Fachberater Wolf-Axel Meier lobte die konstruktive und besonnene Vorgehensweise der Pömmelter. "Die Leute haben nicht überall so die Nerven behalten", sagte er.

Die improvisierte Aktion mit dem Sandsackwall will man nicht vergessen, auch wenn wieder "normale Zustände" herrschen. "An dieser Stelle müsste ein kleiner, dauerhafter Damm mit einer Sielklappe gebaut werden", denkt Mutschall in die Zukunft.