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Tierischer Mitarbeiter des Awo-Seniorencenters Barby ist die Therapiehündin Nelly Wenn Nelly da ist, huscht ein kleines Lächeln über das versteinerte Gesicht

Von Thomas Linßner 03.05.2014, 03:24

Das Awo-Seniorencenter in der Barbyer Goethestraße/Stadtgraben hat einen tierischen und sehr sanften Mitarbeiter. Es ist die Therapiehündin Nelly.

Barby l Das unter Retriever-Haltern bekannte Sprichwort: "Ein Golden vertreibt keinen Einbrecher; stattdessen freut er sich über den Besuch und hilft jenem, die Wertsachen aus dem Haus zu tragen" kennzeichnet diese Art recht gut. Der Golden Retriever ist ein intelligenter, freudig arbeitender Hund. Die Rasse gilt als ruhig, geduldig, aufmerksam und nicht aggressiv. Sein Schutztrieb ist im Vergleich zu anderen Hunderassen nur rudimentär entwickelt ...

Soweit zur Charakterisierung von Nelly.

Die Hündin gehört Ergo- therapeut Sven Rudloff. Der Schönebecker - dem man anmerkt, wie leidenschaftlich er seinen Dienst am alten Menschen verrichtet - brachte Nelly vor Jahren mit zur Arbeit. Nach einer besonderen Ausbildung ist es bis heute so geblieben. "Sie hat wirklich eine Sieben-Stunden-Tag in der Awo", sagt der 41-Jährige.

Die Golden Retriever-Hündin ist der Liebling der alten Leute in beiden Häusern der Arbeiterwohlfahrt. Gemeint sind das ehemalige Stadtkrankenhaus und das Marienstift im Stadtgraben. Sven Rudloff pendelt berufsbedingt zwischen den Objekten. Und Nelly ist (fast) immer an seiner Seite.

Ganz besonders freut sich Anni Heimicke auf den tierischen Besuch. Die 85-Jährige lebt seit acht Jahren im Barbyer Seniorencenter. Obwohl sie in Rosenburg keine Tiere hatte, sind Nellys Besuche ein Höhepunkt im Heimalltag. Sven Rudloff reicht geeignete Leckerli, mit der Anni Heimicke die Hündin belohnt. Denn Nelly wurde beigebracht, dass sie nicht alles fressen darf, was ihr gut meinende Heimbewohner geben.

Verlorene Lebensfreude wird zurückgegeben

Therapiehunde wie Nelly sind Schmuse- und Streichelhunde für die alten Menschen. Sie geben Sicherheit, Geborgenheit und Selbstbewusstsein. Sie schenken verlorene Lebensfreude zurück. Und: Ein Hund motiviert zur Kontaktaufnahme.

Sven Rudloff bemerkt bei bettlägerigen Bewohnern, die kaum noch Reaktionen zeigen, ein anderes Verhalten, wenn deren Hand durch das Fell der Hündin streicht. Über das versteinerte Gesicht huscht nicht selten ein kleines Lächeln. Das Unterbewusstsein wird angerührt, was im normalen Heimalltag verschlossen bleibt.

Nelly weckt auch ganz bewusste Erinnerungen. Eine neue Bewohnerin - sie besaß früher selbst einen Hund - hatte große Probleme, mit dem letzten Lebensabschnitt im Heim zurechtzukommen. Sie weinte viel, erzählt Sven Rudloff, war sehr verschlossen. Der Kontakt zu Nelly ließ sie langsam auftauen. Die Hündin brachte es fertig, dass die alte Frau schließlich auch Kontakt zu ihren Mitbewohnern aufnahm.

"Auch wenn sich die alten Leute in der Gruppe anschweigen, ist das anders, wenn Nelly dabei ist", sagt Sven Rudloff.