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Wird Schönebeck um ein wichtiges Zeugnis seiner Geschichte beraubt? Beräumung der Salineinsel sorgt für Diskussionsstoff

Von Daniel Wrüske 25.01.2011, 05:27

Die Beräumung der Salineinsel sorgt für scharfe Kritik aus den Reihen einiger Stadtratsfraktionen. Dass die Bauverwaltung ohne entsprechende politische Beschlüsse durch Ausschüsse und Rat Abrissarbeiten vornehmen lässt, ist genau so Grund für den Unmut wie die Sorge darüber, dass ein Stück Schönebecker Salzgeschichte verloren geht. Das Rathaus dagegen verweist auf die Planungen der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2010 und auf die Akzentuierung der Salineinsel im Zuge des Stadtumbauprogrammes.

Schönebeck. Stadtrat Christian Jung ("Rettet die Altstadt") sieht die Gefahr, dass Schönebeck um ein wichtiges Zeugnis seiner Geschichte beraubt wird. Während der Bauausschusssitzung kritisierte Jung die begonnenen Abrissarbeiten auf der Salineinsel (Volksstimme berichtete) auf das Schärfste. "Das gesamte Areal ist voller Bauschutt und Müll. Überall stehen Ruinen herum. Die Stadt aber fängt an, ein ehemaliges Verwaltungsgebäude abzureißen, an dem sich auch das letzte in Schönebeck erhaltene Siedehaus befindet", sagte er. Für ihn sind die Reihenfolge und die Prioritäten, die vom Rathaus bei der Beräumung der Salineinsel gesetzt werden, völlig unverständlich.

Bauamtsdezernent Guido Schmidt konnte hier teilweise beruhigen: "Das Siedehaus besitzt mit seinem Fachwerk ein Alleinstellungsmerkmal. Die IBA sieht vor, dass von diesem Objekt die Gestaltung der Salineinsel ausgeht." Von Abriss, so Guido Schmidt, könne also keine Rede sein. Vielmehr wolle man den zentralsten Punkt bewusst akzentuieren.

Der Baudezernent erklärte kurz, was sich die IBA vorgenommen habe. Architekt Professor Ralf Niebergall, der unter anderem auch in Staßfurt und Magdeburg im Rahmen der IBA tätig gewesen ist, erachtet das Siedehaus für unbedingt erhaltenswert. Ganz anders sehe das aber in punkto ehemalige Verwaltungsgebäude aus. Die seien als nicht erhaltenswert eingestuft worden, so Schmidt. Der Aufwand, sie zu sanieren und weiter zu nutzen, sei zudem mit enormen Kosten verbunden, also keine Alternative.

Sanierungen kosten rund 2,4 Millionen Euro

Ganz anders beim Siedehaus. Der Baudezernent erklärte, dass die IBA seine Nutzung als sogennannte Kalthalle vorgeschlagen habe. Verbunden sei das aber damit, dass die Stadt ein mögliches Nutzungskonzept vorlegen müsse. Auch bei der Frage der Sanierungskosten müsste die Stadt, so die IBA-Vorschläge und Rathausideen, einen potenziellen Investor finden, der sich für eine solche Halle interessiere und die Kosten für die Instandsetzung trage. Die sind mit rund 2,4 Millionen Euro veranschlagt. "Das ist kein Pappenstiel für die Stadt", sagte Schmidt. Er verwahrte sich gegen Jungs Vorwurf, dass willkürlich abgerissen wird, denn IBA-Konzeptionen würden vorliegen. Gleichzeitig räumte der Baudezernent aber ein, dass diese Pläne nicht so "detailliert sind, wie man sich das wünschen" würde.

Annemarie Stange (SPD) pflichtete Guido Schmidt bei. Sie forderte aber, dass der Erhalt des Siedehauses mit seinem Fachwerk von der Stadt zugesichert werde, notfalls müsse man das im Rat beschließen, geht es um die detaillierte Gestaltung der Salineinsel. "Alles andere ist abrissreif, darüber muss man gar nicht streiten", so die Sozialdemokratin. Von der SWB müssten entsprechende Gutachten über die Bauzustände der Gebäude vorliegen, so ihre Angaben. Wer sich selbst ein Bild vor Ort mache, bemerke darüber hinaus die tiefen Giebelrisse und die Einsturzgefährdung der Gebäude.

Das sieht Christian Jung ganz anders. Aufgrund seiner ingenieurtechnischen Ausbildung könne er einschätzen, dass die Gebäude nicht in ihrer grundsätzlichen Substanz angegriffen gewesen seien.

Jungs Kritik reichte aber noch weiter. "Wird es zur Normalität, dass Ausschuss und Stadtrat vor vollendete Tatsachen gestellt werden?", fragte er während der Ausschusssitzung.

An den politischen Gremien vorbei?

Die politischen Entscheidungsgremien würden von der Verwaltung immer erst im Nachgang informiert, ohne in Entscheidungsprozesse direkt involviert zu sein. Jung sieht hinter den städtischen Handlungsweisen Prinzip, mit dem man Konkurrenzsituationen ausschließen wolle. "Wir von Rettet die Altstadt wollten ein Fahrradhotel am Elberadweg und suchen aktiv Investoren, aber das wäre wohl Weltrad in die Quere gekommen", mutmaßt er. Im Alleingang der Stadt sieht Jung keine Grundlage für eine Zusammenarbeit mit dem Bauausschuss. Schmidt dagegen verwies auf die IBA-Konzeptionen und darauf, dass "Rettet die Altstadt" keine konkreten Investoren benennen konnte.