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Desolater Bronze-Koloss wird zur Glockenschweißerei Nördlingen gebracht / Bis Herbst bleibt die Kirche "stumm" Glocke verlässt St. Stephani zur Reparatur

Von Andreas Pinkert 03.07.2014, 03:20

St. Stephani soll ihrer Größe und Bedeutung entsprechend künftig besser klingen. Das Ziel der evangelischen Kirchengemeinde ist es daher, das Geläut der gotischen Hallenkirche zu sanieren. Am Dienstag erfolgte mit dem Ablassen einer Glocke aus dem Südturm der Auftakt.

Calbe l Jung und Alt versammelte sich am Nachmittag auf dem sanierten Kirchplatz. Jeder hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute am Südturm des Gotteshauses empor. Was es zu sehen gab, ist nicht alltäglich. In der Mitte eines hohen Baugerüstes wurde langsam eine Glocke herabgelassen. Dafür entfernte schon Tage zuvor ein Steinmetz das Maßwerk am Südturm, um Platz zu machen für diesen "Schwerlasttransport. Nur mit Menschenkraft und einem ausgeklügelten System an Flaschenzügen wurde der 880-Kilogramm-Koloss aus der Glockenstube ins Freie gehievt. Der feierliche Akt wurde begleitet von Trompetenklängen, jeder Menge Foto- und Filmapparaten sowie Handykameras. Schließlich landete die rund 700 Jahre alte Glocke mit einem Durchmesser von mehr als einem Meter sicher auf zwei am Boden liegenden Kanthölzern.

Kirchturmuhr wegen Bauarbeiten außer Betrieb

Pfarrer Wolfgang Wenzlaff erinnerte in seiner Ansprache daran, dass sich die Glocke aus einem guten Grund auf den Weg macht. Nicht, wie in Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges, als Kirchenglocken wegen ihrer Bronze als wichtiges Kriegsmaterial zu sogenannten Glockenfriedhöfen transportiert wurden. Es sei gut, dass sich die desolate Glocke, die drohe zu zerspringen, auf den Weg zur Reparatur in die Glockenschweißerei ins schwäbische Nördlingen macht. "Danach soll sie schöner als bisher erklingen zur Ehre Gottes und für den Frieden", sagte Wenzlaff.

Im Herbst soll der Bronze-Koloss wieder nach Calbe zurückkehren. Geschätzte Kosten für die Reparatur: 22 000 Euro. Erklärtes Ziel ist es, so machte es Susanne Giest von der Orgelprojektgruppe der evangelischen Kirchengemeinde deutlich, dass hoch über den Dächern der Saalestadt einmal ein Dreigeläut zu hören sein wird. Den Plänen nach soll es aus der reparierten sowie zwei neu gegossenen Glocken bestehen. Die Finanzierung eines neues Exemplars mit 420 Kilogramm Gewicht und 80 Zentimetern Durchmesser sei gesichert, so Giest. Für den zweiten Glockenneuguss fehle bislang noch das Geld.

Bis zumindest die beiden Kirchenglocken wieder in den Südturm von St. Stephani feierlich einziehen werden, bleibe die Kirche stumm, kündigt Susanne Giest an. Ebenfalls sei die Kirchenuhr aufgrund der Bauarbeiten vom Stromnetz getrennt worden und daher vorrübergehend ebenfalls außer Betrieb.