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Bäckereibetrieb in Biere besteht seit 120 Jahren / Mindestlohn wirkt sich auf Warenpreis aus Handwerk steckt in Schwarz-Brot

Von Kathleen Radunsky-Neumann 10.07.2014, 03:19

Seit 120 Jahren werden in Biere Brot, Brötchen und Kuchen gebacken. Die einstige Dorfbäckerei ist inzwischen ein Unternehmen mit 85 Mitarbeitern und 16 Filialen. Heute führt Bernd Schwarz die Bäckerei in der vierten Generation - die fünfte steht bereits in den Startlöchern.

Biere l Goldbraun gebacken sind die Brötchen, die sich in den Öfen der Bäckerei Schwarz in Biere befinden. Bernd Schwarz, seine Frau Heike und Sohn Michael gewähren einen Blick in ihre Backstube. Da darf man nicht mit Hunger hinein - denn der Duft der frischen Backwaren lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Während also die Chefriege die Öfen mit Brötchen für die Volksstimme öffnet, ist Kevin Niehoff dabei, Bleche samt Plundertaschen in einen Transportwagen zu schieben. Wenige Meter weiter übt Auszubildende Ivonne Keitel das Vorbereiten der besagten Plundertaschen.

"Bei uns ist vieles noch Handarbeit", sagt Bernd Schwarz. Für den Geschäftsführer ist das nicht etwa ein Zeichen der Rückständigkeit. Die Moderne hat auch in seinen Betrieb Einzug gehalten. Jedoch versteht er die Bäckerei als Handwerk. Und wie die Bezeichnung schon sagt, steckt da Handarbeit drin. Das soll auch in Zukunft so bleiben. "Das ist unser Qualitätsmerkmal", sagt Schwarz und bezieht sich damit auf die Konkurrenz durch Backshops in Supermärkten beispielsweise. "Da können wir auch nur durch Qualität punkten", fügt er hinzu. Denn die Billigpreise, so der Bäckereichef, seien für sein Unternehmen nicht machbar.

"Aufgrund des Handwerks sind bei uns die Lohnkosten der größte Posten", sagt der 59-Jährige. Und die müssen erst einmal hereingearbeitet werden. Das ist ein Problem, das sich ab dem 1. Januar 2015 vordringlich stellt. Dann gilt der gesetzliche Mindestlohn. Und der gilt auch im Bäckereihandwerk, auch wenn dieses wie Schwarz betont, ein Niedriglohnsektor sei.

"Wir werden den ungelernten Mitarbeitern den Mindestlohn zahlen", sagt Schwarz. Die Mehrkosten wiederum müsse der Unternehmer auf seine Waren umschlagen. Doch Schwarz will deshalb nicht meckern oder gar den Kopf in den Sand stecken. Das ist nicht seine Art. Er sieht das Ganze optimistisch. Schließlich haben die Leute mit dem Mindestlohn mehr im eigenen Portmonee und werden dann, so Schwarz` Vorstellung, sich auch mehr leisten können. Dazu gehören seiner Hoffnung nach ebenso Brötchen und anderes Backwerk.

Grundsätzlich geht Schwarz davon aus, dass das Bäckereihandwerk auch künftig bestehen wird - obwohl einige, die eher kleinen Firmen, auf der Strecke bleiben werden. "Unseren Kunden ist die Qualität der Preis wert", sagt er. Und: Er hat bereits seinen Nachfolger parat. Sohn Michael ist in der Führungsriege als Juniorchef tätig. "In ungefähr drei Jahren werde ich ihm den Betrieb übergeben", verrät Schwarz. Kein Geheimnis ist ebenso, dass die Staffelübergabe an einem 1. April vollzogen wird. "Das ist bei uns Tradition", erklärt Schwarz. Denn die Bäckerei Schwarz in Biere wurde am 1. April 1894 gegründet. Seither wurde die Führung immer innerhalb der Familie weitergegeben, und eben immer an einem 1. April.

Stetig wird in das Unternehmen investiert

Bernd Schwarz führt das Familienunternehmen nunmehr in der vierten Generation. Er war es auch, der die einstige Dorfbäckerei zu einem Unternehmen mit heute 85 Mitarbeitern und 16 Filialen im Salzlandkreis und Magdeburg aufgebaut hat. "Unser Unternehmen hat seit 1894 mehrere Kriege, Inflation, die Weltwirtschaftskrise überstanden", blickt der Bierer zurück. Nur in den 1940ern Jahren gab es eine Zäsur, als Schwarz` Großvater in den Krieg eingezogen worden war. Seit 1986 führt Bernd Schwarz den Betrieb. 1989 begann er mit dem Ausbau. 1994 wurde die Produktionshalle in Bieres Gewerbegebiet Am Schiens gebaut.

"Damals habe ich mir das nicht vorstellen können, dass sich unser Betrieb so entwickelt", gibt Schwarz zu. Heute sieht er einen modernen Betrieb, sagt er, wenn er auf sein Unternehmen schaut. Damit ist er zufrieden. Und er gibt es mit ruhigen Gewissen an seinen Sohn weiter. "Wir prüfen ständig, ob sich alle Filialen rentieren", gibt er einen Einblick in seine Geschäftspolitik. Eventuell müsse in Zukunft die ein oder andere Filiale geschlossen werden, wenn sie sich nicht trägt. Andererseits sollen die bestehenden Standorte gefestigt werden, beziehungsweise neue ins Portfolio aufgenommen werden. "Darüber hinaus investieren wir immer wieder", sagt der Bäckereichef und spricht von mehreren hunderttausend Euro allein in den vergangenen zwei Jahren. "Wir setzen uns nicht selbst unter Druck", nennt Bernd Schwarz die Devise.