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"Hochwasserfluten der Elbe..." im Akener Heimatverlag erschienen Buch zieht Folgerungen für modernen Hochwasserschutz

Von Thomas Linßner 17.07.2014, 03:15

Der Akener Professor Johannes Kardos (81) stellte in Groß Rosenburg ein neues Buch zum Katastrophen-Hochwasser 2013 vor. Mitgewirkt haben daran auch Bewohner aus dem Breitenhagen/Lödderitzer Flutgebiet.

GroßRosenburg/Aken l "Hochwasserfluten der Elbe, Mulde und Saale zur Taube-Landgraben-Niederung" - so lautet der eher sachliche Titel des Buches.

Als Autor Johannes Kardos zusammen mit Verleger Matthias Schmidt (Druckerei Gottschalk) das großformatige und 206 Seiten starke Buch vorstellte, stapelten sich im Lotto-Laden von Thea Ernst zahlreiche Kartons. Insgesamt waren allein in Rosenburg 170 Exemplare vorbestellt worden. Was zeigt, wie sehr die Leute das Thema noch umtreibt, ein Jahr nach der Flut.

"Unser historisches Wissen darf nicht verloren gehen." Johannes Kardos

Zur Buchpremiere waren auch Heinz Armin Sixdorf (Breitenhagen) und Helmut Maczulat (Lödderitz-Rajoch) gekommen, die Johannes Kardos vor allem mit Fotos unterstützt hatten. Sixdorf, der ehemalige LHW-Mitarbeiter, beschäftigt sich übrigens seit Jahrzehnten mit der Historie des Hochwasserschutzes, gab selbst 2005 eine ähnliche Schrift heraus.

Auf den ersten Blick erschrecken Formeln, Tabellen und Diagramme den "Normalverbraucher". Kardos ist zwar Wissenschaftler, dennoch war er sich bewusst, den Inhalt populärwissenschaftlich zu halten. Er definiert sein Buch mit einem Augenzwinkern als "Heimatgeschichte der wässrigen Art", sieht es als "Nachschlagewerk für historische und aktuelle Fakten über Deiche und Hochwasser". Zuweilen liest es sich sogar spannend, wenn Tagebuchnotizen zu lesen sind.

Man findet darin Luftbilder von Deichbrüchen oder Flutverläufe im Zeitraffermodus aus Aken und Breitenhagen sowie zahlreiche Fotos aus ebenerdiger Perspektive. Ferner werden die Dammbrüche im Olbergforst und am Saaledeich bei Breitenhagen analysiert, entsprechende Flutkarten entwickelt und Folgerungen für den modernen Hochwasserschutz gezogen. Nicht vergessen sind historische Hochwassergedenksteine, die uns vor jenen schicksalhaften Junitagen 2013 wie Relikte längst überwundener Zeiten vorkamen. Nun werden sie erneut gesetzt: Die Friedhofskapelle Breitenhagen zeigt so eine neue Flutmarke; erst am vergangenen Wochenende wurde an der Barbyer Elbbrücke der Pegelstand `13 eingemeißelt, der alle bisherigen in den Schatten stellt. "Unser historisches Wissen darf nicht verloren gehen", mahnt Kardos. Auch wenn die Vergesslichkeit zunimmt, der Respekt aber ab, wenn drei, vier Menschengenerationen vergangen sind.

Das Buch kostet in der ersten Auflage 19 Euro, weil es durch die Anhaltische Akademie für Energie und Umwelt finanziell gestützt wird; würde es zu einer zweiten Auflage kommen, könnte der Preis des aufwändigen Werkes 10 Euro teurer sein.

"Hochwasserfluten der Elbe, Mulde und Saale zur Taube-Landgraben-Niederung" ist eine Mischung aus wissenschaftlicher Betrachtung, Zeugenberichten aus Helfer- wie Betroffenensicht und fotografischer Dokumentation.

Johannes Kardos erinnert an die "Badewanne", die sich von Calbe und Barby bis nach Dessau erstreckt. Soll heißen: Wenn das Wasser kommt, dann zuerst dort.