1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Publikum bleibt Darstellern in Erinnerung

18. Schönebecker Operettensommer geht zu Ende / Künstler sagen Lebewohl auf dem Bierer Berg Publikum bleibt Darstellern in Erinnerung

29.07.2014, 01:21

Der Operettensommer ist vorbei. Sonntag hob sich zum letzten Mal der Vorhang für "Maske in Blau". Einen Abend zuvor haben sich Sänger, Tänzer, Techniker und Orchestermusiker in geselliger Runde Lebewohl gesagt.

Schönebeck l "Die wollen nur schreiben, die essen uns nichts weg" - Gerard Oskamps Begrüßung der Presse beim Abschlussabend des Operettensommerteams auf der Bismarckhöhe spricht pure Entspannungsbände. Die Künstler haben eine erfolgreiche Saison hinter sich gebracht. 22 Vorstellungen von Fred Raymonds Operette voller musikalischem, tänzerischem und darstellerischem Verve liegen hinter allen. Das Publikum ist verzaubert von der schnellen Umsetzung, von den lyrischen Momenten, von charmantem und derbem Humor. Alles wohl dosiert. Der Orchesterchef und sein Ensemble lehnen sich einen Abend zurück und feiern das Sommertheater und wohlverdient auch ein bisschen sich selbst.

"Alles ist auf einem so hohen Niveau. Mit so viel Liebe zum Detail."

Vieles ist neu gewesen in diesem Jahr. Vor allem die Professionalisierung des Tanzensembles, die klanglichen Ergänzungen des Orchesters mit Klavier und Bühnensaxofon. Auch die Mehrzahl der Sänger wagte sich zum ersten Mal in die Arena des Bierer Berges. Bei allen zeichnet sich am Ende durchweg Begeisterung aus. Martina Schilling verkörperte Evelin Valera, die weibliche Hauptrolle, die "Maske in Blau". "Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergangen ist", sagt die Sopranistin. Der Operettensommer sei eine echte Berufserfahrung geworden. "Das alles hier ist so professionell und auf einem so hohen Niveau gemacht. Mit so viel Liebe zum Detail, um dem Genre Operette gerecht zu werden, um Musiktheater einfach gut zu machen." Das ganze Team hätte die Aufführungen getragen, sei zusammengewachsen. "Das hat einfach gepasst", schätzt die Sängerin ein, mit dem Hinweis darauf, dass einem viele Gedanken vor einem solchen Engagement durch den Kopf gehen würden: Passt die Inszenierung? Klingen die Kollegen gut? Und und und ...

Das alles braucht ein Gegenüber. Das Publikum. Hier, sagt Martina Schilling, seien alle ihre Erwartungen übertroffen worden. In den ersten Vorstellungen habe es sie überrascht, wenn in den Reihen vor ihr die Plastiktüten hervorgeholt und der Sekt geöffnet wurde. Trotzdem: "Alle sind konzentriert und sowas von bei der Sache." So hätten die Reihen die Geschichte der Evelin Valera immer wirklich miterlebt. "Das habe ich gemerkt, wenn ich in der Rolle beispielsweise geschuppst wurde. Da gab es echte Empörung!", erinnert sich Martina Schilling und freut sich darüber. Und schließlich - Freiluftveranstaltungen bringen es mit sich - sind der Sängerin die Regengüssen vor Augen. "Die Leute sind sitzen geblieben, haben manchmal wirklich ausharren müssen, wenn plötzlich der Regen niederprasselte. Aber sie waren immer fröhlich und dankbar." Offizielle Besucherzahlen gibt es seitens des Orchesterbüros der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie noch nicht. Aber Geschäftsführer Hans-Jörg Simon sagt, dass man im Vergleich zum Vorjahr vermutlich einen leichten Zuwachs erwarten darf. Mit "Maske in Blau" habe man den Zuschauerwunsch erfüllt, ermittelt in einer Umfrage im Vorjahr. "Und die Umsetzung war wirklich spritzig und schnell. Das hat dem Publikum gefallen", so der Orchestermanager.

"Jetzt, zu Hause, will ich erstmal ganz für meine Familie da sein."

Bei aller Unterhaltung war der Aufführungsmarathon auch "echte Arbeit". Jeder Tag habe sich von dem anderen unterschieden. Martina Schilling hat für sich als Sängerin die Gewissheit mitgenommen, sich auf ihre Stimme verlassen zu könne. "Manchmal ist es heiß, manchmal regnet es. Dann hat man das Gefühl, man erkältet sich. Zugute kommt einem dann die gute Stimmtechnik." Und einfach mal still sein, nicht reden.

Ruhe will sich die 34-Jährige nach dem Sommerspektakel auch gönnen. Ehemann und die kleinen Kinder, zwei und vier an Jahren, haben sie bei den letzten Aufführungen begleitet. "Jetzt, zu Hause, will ich erst einmal ganz für sie da sein", sagt Martina Schilling. Vielleicht auch bei ausgedehnten Radtouren. "Das hat mir in Schönebeck immer viel Spaß gemacht, mit den Kollegen vom Hotel auf den Bierer Berg zu radeln, soviel wie noch nie in meinem Leben", sagt die Sängerin und schmunzelt. Wird es denn ein Wiedersehen auf dem Bierer Berg im nächsten Jahr geben? "Während der Saison reden wir nicht darüber", beschreibt sie eine Art Ehrenkodex unter dem Team. "Aber ich würde auf jeden Fall Ja sagen!"