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Anne-Katrin Kreisel hat ein freiwilliges Kulturjahr im Salzlandmuseum Schönebeck absolviert Vom Museum für das Leben lernen

Von Daniel Wrüske 07.08.2014, 03:14

Ein Jahr lang hat Anne-Katrin Kreisel im Salzlandmuseum mitgearbeitet. Die 19-Jährige hat ihr Freiwilliges Soziales Jahr hier absolviert. Heute heißt es Abschied nehmen.

Schönebeck l Anne-Katrin Kreisel geht durch eine kleine Tür, die zu einem schmalen Gang führt, verwinkelt geht es weiter, ein Vorhang wird zur Seite geschoben, dann die Treppe hinauf. Schließlich erreicht die junge Frau die Ausstellungsräume, in denen derzeit "90 Jahre dem Sturm getrotzt", zu sehen ist, die Sonderausstellung zum 90. Bestehensjahr des Kreismuseums. Anne-Katrin Kreisel kennt inzwischen jeden Winkel des imposanten Hauses am Salzelmer Markt. Ein Jahr lang hat sie hier gearbeitet. Die letzte Woche in der besonderen Tätigkeit des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) mit dem Schwerpunkt Kultur ist angebrochen. "Das ist ein trauriger Abschied", gibt die Bernburgerin unumwunden zu. "Ich habe die Zeit hier sehr genossen, und ich habe so viel gelernt, da fällt es nicht leicht, jetzt zu gehen."

"Spannend zu sehen, was alles hinter so einer Ausstellung steckt."

Der Blick der 19-Jährigen schweift durch die Räume. Verliert sich in kleinen Details der Sonderausstellung. Einer Schau, die ein bisschen auch das "museale Kind" der FSJlerin ist. Sie hat die Retrospektive zusammen mit dem Mitarbeitern konzipiert, eigene Aufgaben in der Vorbereitung übernommen. "Mein Part war es zum Beispiel, die Biografien der Museumsleiter zu erstellen", berichtet Anne-Katrin. Zu ihren Tätigkeiten gehörte es aber auch, der Geschichte des Hauses nachzuspüren, beispielsweise im Schönebecker Stadtarchiv, um zum Jubiläum bekannte Fakten stichhaltig zu untersetzen und Neues zu präsentieren.

Von vornherein war klar, dass die FSJlerin den Schwerpunkt ihres Kulturjahres auf die Ausstellung ausrichten wird. Ansonsten half sie immer und überall im Museum mit. Inventarisieren, recherchieren, schreiben, Pressearbeit vorbereiten, aber auch mal Stühle für Veranstaltungen rücken oder mitten in dem Bauarbeiten Hammer oder Pinsel schwingen. Dass das Museum in ihrem Jahr wegen Umbau und Neukonzeption der Dauerausstellung geschlossen sein würde, wusste die 19-Jährige vorher nicht. Als Manko hat Anne-Katrin diesen Zustand niemals empfunden. Im Gegenteil. "Es war spannend, das alles zu erleben, mitzubekommen, was alles hinter so einer Ausstellung steckt." Erfahrungswerte, die sie ein Leben lang begleiten werden.

Nach der Schule war Anne-Katrin klar, dass sie studieren will. Sie hat sich für Psychologie entschieden. Das Wartesemester sollte aber keine Zeit des Nichtstuns werden. "Ich wollte mich einbringen, etwas Sinnvolles machen." In der Familie gab es dafür viel Zustimmung. Genauso geradlinig wie die 19-Jährige an die Sache heranging, so bewusst war ihr auch, dass ein Freiwilliges Soziales Jahr so eine Chance bieten könnte. "Aber dann in der Kultur, das Soziale, wie die Pflege, liegt mir nicht so."

Bei der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung hat sich Anne-Katrin beworben, eigene Kriterien angegeben, worauf es ihr ankommt. Dann kamen die Vorschläge. In ihrem Heimatort Bernburg, in der Region wie in Schönebeck oder Halle, und deutschlandweit.

"Junge Leute bringen neue Ideen und Herangehensweisen mit."

Die Wahl auf Schönebeck fiel, nachdem Anne-Katrin mit Museumsleiterin Petra Koch gesprochen hatte. "Ich habe hier sofort eine freundliche und offene Atmosphäre erlebt, das hat mich überzeugt." Schön sei auch gewesen, dass die vorherige FSJlerin Anne-Katrin mit eingearbeitet habe. Im Museum gibt es dieses Angebot seit 2012. Petra Koch: "Junge Leute bringen neue Ideen mit und haben vielfach andere Ansatzpunkte, um an Dinge heranzugehen." Das sei für ein Museum wichtig, bei aller Kontinuität auch auf neue Einflüsse zu reagieren.

Auch dem Museumsteam war schnell klar, dass es mit Anne-Katrin einen "guten Fang" gemacht habe. "Aus einer Schülerin ist eine junge Frau geworden", sagt Petra Koch und blickt das wie im Flug vergangene Jahr zurück. Anfangs sei Anne-Katrin sehr ruhig gewesen, doch ihre Arbeiten hätten immer überzeugt, berichtet die Museumsleiterin. "Sie ist eine tolle Frau, doch das hat sie am Anfang auch gut versteckt", sagt die Museumsleiterin schmunzelnd. In Gesprächen habe man dann auch den persönlichen Kontakt zueinander gefunden. Anne-Katrin bestätigt das. Neben allem Fachlichem habe sie auch für sich viel mitnehmen können. "Ich habe gelernt, eigenverantwortlich und gezielt zu arbeiten, ich bin offener und auch ein selbstbewusster geworden." Eigenschaften, die sicherlich auch in ihrem Studium gefragt sind.

Eine schöne Bestätigung erfahrt Anne-Katrin gerade auch von anderer Seite. Die Vorbereitung zu "90 Jahre dem Sturm getrotzt" als ihr EVO, also das im Freiwilligenjahr geforderte Eigenverantwortliche Projekt, hat die Hobbyfotografin in Wort und Bild verewigt. Die Arbeit hat bei ihren Betreuern bei der Bundesvereinigung soviel Eindruck hinterlassen, dass sie selbst Teil einer von der Organisation geplanten Wanderausstellung wird.

Die Sonderausstellung "90 Jahre dem Sturm getrotzt" ist noch bis zum 21. September im Salzlandmuseum in Schönebeck zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung (Telefon 03471 / 684 25 60).