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Gärtner haben Angst / Kritik an Ermittlern Verdacht gegen Mann erhärtet sich nicht

Immer lauter werden die Forderungen, dass Polizei und Staatsanwaltschaft
im Fall der Calbenser Brandserie agieren müssen, um den oder die Täter
zu fassen. Ein Mann geriet Freitag zunächst in das Visier der Ermittler.
Doch es fehlt an belastbaren Beweisen.

Von Felix Mihalek und Daniel Wrüske 10.02.2015, 01:36

Calbe l Die Suche nach dem Calbenser Feuerteufel bleibt erfolglos. Nach dem erneuten Brand am Freitag verfolgen die Ermittler weiter alle Spuren. Zunächst ziemlich konkret, inzwischen wieder breiter angelegt. Die Staatsanwaltschaft bestätigt am Montag, dass die Polizei unmittelbar nach dem Feuer in der Großen Mühlenbreite eine heiße Spur verfolgt hat. "Aufgrund der Ermittlungsarbeit der Polizei gab es einen anfänglichen Tatverdacht gegen eine Person", sagt Frank Baumgarten, Sprecher der Behörde in Magdeburg. Bei dieser Person handele es sich aber nicht um einen der beiden Männer, die schon einmal in das Visier der Ermittler geraten waren, betont Frank Baumgarten ausdrücklich. Er sagt aber auch, dass es sich lediglich um "vage Verdachtsgründe" gehandelt habe, die nun zunächst von der Polizei weiter verfolgt werden müssten. "Die polizeiliche Arbeit geht weiter."

Ähnlich verhält es sich mit den beiden Tatverdächtigen aus dem vergangenen Jahr. "Es liegen keine objektiven Beweismittel vor, mit denen die Tatverdächtigen überführt werden könnten", sagt der Sprecher. Solange nichts "Handfestes oder Greifbares" vorliege, könne die Staatsanwaltschaft nicht gegen vermeintliche Täter vorgehen. Denn: "Dringende Verdachtsfälle liegen in keinem Fall der Verdächtigen vor." Was den Ermittlern fehle, seien echte Beobachtungszeugen oder Spuren, die die Täter überführen würden. Und das sei im Fall von Bränden schwierig, so Frank Baumgarten. "Beweisspuren werden nicht selten durch das Feuer vernichtet."

Unterdessen macht sich Angst breit, weil die Brandserie in der Saalestadt nicht abreißt. Viele Gärtner fürchten sich davor, dass ihre Gartenhäuschen zum nächsten Ziel von Brandstiftung werden. "Bei jedem Brand bin ich sofort zur Anlage gegangen, um zu gucken, ob meine Laube betroffen war. So ein Feuer kann ja um sich greifen, da geht das schnell", berichtet der Kleingärtner Herbert F. (Namen von der Redaktion geändert). Um nicht selbst Ziel von Brandanschlägen zu werden, wollen die Befragten anonym bleiben. "Sonst erwischt es uns auch noch, oder die Leute glauben, wir wollen uns in der Zeitung wichtig machen."

"Dringende Verdachtsfälle liegen in keinem Fall der Verdächtigen vor."

Auch die in den Augen vieler mangelnde polizeiliche Überwachung macht den Laubenbesitzern Sorgen: "Eigentlich müsste die Polizei hier nachts Streife fahren. Aber wir haben nur zwei Regionalbereichsbeamte. Die können auch nichts dagegen unternehmen," sagt Franz K.

Die Freiwillige Feuerwehr Calbe sei demotiviert nach den andauernden Bränden, sagen Befragte. Die Kameraden seien "mit den Kräften am Ende" und "wissen nicht, was sie dagegen tun sollen", berichtet der Bekannte eines Feuerwehrmanns. Das ist kein Wunder, immerhin sind viele Mitglieder der Feuerwehr in ihren Berufen eingespannt und stehen nicht bei jedem Einsatz zur Verfügung. Zudem seien die andauernden Löscharbeiten kräfteraubend. Dem ehemaligen freiwilligen Feuerwehrmann Andreas B. tue es "im Herzen weh, wenn die ehemaligen Kameraden von der Jahresversammlung aus zu einem Brand gerufen werden, und man selbst kann nichts tun".

Neben der Furcht macht sich auch Unverständnis unter den Calbensern breit. "Polizei und Staatsanwaltschaft unternehmen bisher auch nichts. Das versteht keiner von uns, immerhin gibt es so viele Hinweise und Spuren zum Täter," entrüstet sich Friedrich S. Der Ruf nach Handlungen wird daher immer lauter. Namen von Brandstiftern kursieren unter den Befragten.

Auf diese Gerüchte können und dürfen die Ermittler nichts geben, hieß es gestern aus Magdeburg. Die Arbeit gleiche vielmehr einem Puzzle, und die Behörden müssen akribisch vorgehen. Das sagt auch Frank Baumgarten. Dass es mehrmals an einer Stelle brenne, führe in der Öffentlichkeit schnell zu der Wahrnehmung, dass alles in einem betrachtet werden müsse. Frank Baumgarten spricht nicht von einem Feuerteufel. Er erklärt, dass Polizei und Staatsanwaltschaft jedes Feuer auf entsprechende Tatmodalitäten untersuchen würden - mit allem Vergleichbaren, aber auch mit den Unterschieden.

Dieses Vorgehen benötige entsprechende Zeit. Frank Baumgarten: "Dass das auf Unmut stößt, dafür haben Polizei und Staatsanwaltschaft Verständnis. Deshalb arbeitet die Polizei auch mit Hochdruck an der Aufklärung der Brände."