Filmdreh Ein Western im Osten

Eine Künstlergruppe dreht Szenen für einen Westernfilm im "Saalehof" Gottesgnaden.

Von Andreas Pinkert 29.07.2015, 20:02

Calbe l Hinter einer gläsernen Eingangstür des "Saalehofs" ist eine graue Bretterwand aufgebaut. In ihrer Mitte ist ein Durchgang, den ein herabhängender Jutesack als Türersatz verdeckt. Wird er zur Seite geschoben, offenbart sich eine Szenerie, die an die typischen Westernfilme des Kinos und Fernsehens erinnert. Innerhalb der alten Backsteinmauern der einstigen preußischen Domäne ist ein Saloon entstanden mit einem großen Holztresen, Tisch und Stühlen sowie dem typischen Klavier.

"Uns hat die Atmosphäre dieser alten Gebäude inmitten der ländlichen Idylle gleich begeistert", sagt Marc Teuscher. Der Baden-Württemberger ist Anfang der Woche mit einer kleinen Künstlergruppe auf der Saaleinsel gestrandet. Sie arbeiten an einem Projekt, an dessen Konzeption sie schon längere Zeit feilen. "Wir drehen einen Western im Osten", fasst es Marc Teuscher zusammen.

Film zu 100 Prozent selbst finanziert

Der Mann mit den langen Haaren und dem Vollbart hat an der staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe studiert und bereits bei mehreren Medienprojekten mitgewirkt. Auch seine Mitstreiter seien alle im künstlerischen Bereich tätig, sagt Teuscher.

Ihr gemeinsames Ziel ist es, mit einfachen Mitteln einen aussagekräftigen Kurzfilm zu drehen mit einer Dauer von 25 bis 30 Minuten. Ein Blick in die Requisiten macht klar, dass sie mit einem kleinen Budget zurecht kommen. Vieles davon sei geliehen oder wurde dem Team geschenkt. "Wir finanzieren den Film zu 100 Prozent selbst", begründet es Teuscher und setzt auf die totale künstlerische Unabhängigkeit. In der kleinen Gruppe aus drei Männern, zwei Frauen und zwei Kindern herrschen flache Hierachien, jeder ist streckenweise Regisseur, Kameramann und Schauspieler.

"Wir diskutieren sehr viel über einzelne Sequenzen", sagt der Filmschaffende. Das sei positiver Teil des Prozesses, aber im Hinblick auf die verfügbare Zeit manchmal auch von Nachteil.

Im Osten wie im Wilden Westen

Wer nun denkt, es handle sich um einen klassischen Westernfilm, der irrt. "Die Handlung spielt in den neuen Bundesländern zu Anfang der 1990er Jahre, als ein Gaunerduo durch die Lande zieht", sagt Teuscher, schließlich sei es im Osten in den Nachwendejahren in mancher Hinsicht auch ein bisschen wie im Wilden Westen zugegangen. Mehr wollte er im Vorfeld allerdings nicht verraten. "Bis zum Sommer soll der Film fertig sein."

Die Künstler aus Deutschland und der Schweiz haben für die Dauer ihres Projekts auf dem Frohser Campingplatz ein vorübergehendes Zuhause gefunden. Gottesgnaden ist nur einer von vielen Drehorten in der Region. So werde auch an der Förderstedter Kalkbrennerei oder an Kiesgruben gedreht.

"Wir haben bereits viel Unterstützung in der Region erfahren", freut sich Teuscher und schaut lächelnd auf Hagen Ecke, der Ansprechpartner vom Saalehof, in dem nach Malern, Fotografen und Musikern nun auch Filmschaffende Einzug halten. Zudem hätten sich andernorts schon Reiter mit ihren Pferden bereit erklärt, mitzuwirken. Auch einem Förderstedter Lokalpolitiker soll im Kurzfilm eine zentrale Rolle als Sheriff zukommen. "Wir suchen in der Region noch eine geschlossene Pferdekutsche mit einer Tür, die wir filmen könnten", sagt Teuscher.